Die Rebellen von Irland
zugeneigt, dass man die Drohungen des Alten und seine lächerlichen Verratsvorwürfe nicht allzu ernst nehmen sollte. »Kommen Sie nach Dublin«, drängte ihn Doyle, »und bekunden Sie Ihre Loyalität. Sonst machen Sie sich verdächtig.« Orlando war verärgert, dass jemand ernstlich an seiner Loyalität zweifelte, aber er sah noch immer nicht ein, warum er deswegen zum jetzigen Zeitpunkt in die Stadt sollte.
»Richten Sie den Lord Justices aus«, erwiderte er, »dass ich zu der Versammlung in Dublin komme, sofern meine Frau bis dahin glücklich entbunden hat.«
»Das werde ich tun«, antwortete sein Verwandter, »und ich kann nur beten, dass das Kind rechtzeitig kommt.«
Am nächsten Morgen schaute erneut der Gentleman aus Swords vorbei. Er war so sehr in Eile, dass er nicht einmal vom Pferd stieg. »Die Sache ist entschieden«, rief er. »Wir schließen uns Phelim O’Neill an.«
»Dem Aufstand?«
»Eben nicht. Das ist der springende Punkt. Alle katholischen Gentlemen in Irland werden sich zu einem großen Bündnis zusammenschließen und dem König ihre Loyalität bekunden. Am achten Dezember, also heute in drei Tagen, findet in Swords eine große Zusammenkunft statt. Ich reite hier in der Gegend von Gut zu Gut und verbreite die Nachricht. Sehen Sie zu, dass Sie kommen.«
»Aber am selben Tag sollen wir doch alle in Dublin sein«, wandte Orlando ein.
»Die verfluchten Protestanten in Dublin können Ihnen gestohlen bleiben«, rief der Mann aus Swords ungeduldig. »Halten Sie zu den Ihren.«
»Ich werde kommen«, sagte Orlando auch zu ihm, »wenn meine Frau glücklich entbunden hat.«
»Und was ist«, fragte Mary, als er ihr hinterher davon erzählte, »wenn das Kind dann da ist?«
»Ich werde zu keinem Treffen gehen«, antwortete Orlando ruhig. Das erschien ihm als das Sicherste.
Zwei Tage später brachte ein Bediensteter einen Brief von Doyle, in dem er ihn noch einmal dringend aufforderte, sich unverzüglich nach Dublin zu wenden.
Er tat es nicht.
In der Nacht setzten bei Mary die Wehen ein.
Am nächsten Tag, dem achten Dezember, wurde das Kind in aller Frühe geboren. Es war gesund, und es war ein Junge. Sie nannten ihn Donatus.
***
Maurice Smith freute sich sehr, als er hörte, dass seine Tante das Kind bekommen hatte. Seit fast einer Woche fragte er sich, was er tun sollte – seit er den Brief von Elena erhalten hatte.
Einer von van Leyens Leuten hatte ihm den Brief auf dem Marktplatz ausgehändigt und um sofortige Antwort gebeten, da er umgehend auf das Gut des Niederländers in Fingal zurück musste. Nie zuvor hatte Maurice einen Brief von Elena erhalten. Ihr Englisch war noch fehlerhaft, aber sie hatte eine schöne, sichere Handschrift. Der Brief war nicht lang. Ihr Großvater, so schrieb sie, halte sie seit nunmehr zwei Monaten in Fingal fest und wolle sie partout nicht nach Dublin mitnehmen, obwohl er selbst recht häufig hinreite. Nun, da die Aufständischen immer näher rückten, bekomme sie es mit der Angst. Was sie denn tun solle?
Er ging mit dem Brief zu einem Schreiber, der ihm Feder und Tinte lieh, und schrieb seine Antwort darauf. Sie sei nicht in Gefahr, antwortete er. Es zwar sei möglich, dass Rebellen kämen und plünderten und vielleicht sogar Wertsachen mitnähmen. Und sie könnten auch gefährlich werden, wenn sie auf verhasste protestantische Siedler aus England stießen. Doch er halte es für unwahrscheinlich, dass sie einem harmlosen alten Niederländer und seiner Enkelin etwas zuleide täten.
Ihm war klar, was die eigentliche Botschaft ihres Briefes war. Sie hatte Angst und wollte, dass er zu ihr kam und sie tröstete, und er spürte auch ein starkes Verlangen, sie wiederzusehen und in die Arme zu nehmen. Es war ein Fehler gewesen, ihr den Hof zu machen. Und seinem Vater hatte er gelobt, diese Liaison abzubrechen.
Welcher Teufel hatte ihn also geritten, dass er seine Zeilen mit dem Versprechen »Ich komme zu Dir, sobald ich kann« beschloss?
Orlandos Brief mit der frohen Kunde von der Geburt hatte nämlich auch die Bitte an Maurice enthalten, er möge sie sofort besuchen, da das Kind so bald wie möglich von dem alten Priester aus Malahide getauft werden solle und er als Pate auserkoren sei. Walter freute sich für Maurice. »Das ist eine große Ehre«, sagte er zu ihm. Überdies sah er eine Gelegenheit, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. »Wenn du dort bist, musst du deinen Onkel unbedingt dazu überreden, sich nach Dublin zu begeben. Am achten
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