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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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er sein Pferd nach Süden zu Orlandos Haus. Viele Dinge gingen ihm durch den Kopf, während er durch den heraufziehenden Dezemberabend ritt.
    Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, dass er verfolgt wurde.
     
    Faithful Tidy war nicht begeistert gewesen, als Doktor Pincher ihn beauftragte, dem Priester nach Swords zu folgen. Er ritt ihm pflichtbewusst nach, fand aber nichts heraus, außer dass er den Abend im Haus einer alten Dame verbrachte, die, wie sich herausstellte, seine Mutter war. Doch seit der Zusammenkunft der Fingaler Katholiken in Swords neulich, von der im Nu ganz Dublin wusste, galt die Stadt fast schon als feindliches Gebiet. Daher setzte sich Faithful, als er im dortigen Wirtshaus Rast machte, um einen Krug zu trinken, ganz still in eine Ecke und hielt die Augen offen.
    ***
    Seine Wachsamkeit wurde belohnt, als ein stattlicher Ire, in dem er O’Byrne von Rathconan erkannte, die Gaststube betrat. Faithful beobachtete ihn, sah zu, wie er mit dem jungen Maurice Smith sprach, und ritt ihm anschließend nach, bis kein Zweifel mehr bestand, dass er zum Gehöft Orlando Walshs wollte. Da es schon dunkel wurde, kehrte Faithful zu dem Gasthaus in Swords zurück. Am nächsten Morgen ritt er nach Dublin und suchte Pincher auf.
    Der Doktor lauschte gespannt seinem Bericht über den gestrigen Abend.
    »Und du hast O’Byrne allein davonreiten sehen?«
    »Er sprach vorher lange mit Maurice Smith.«
    »Vergiss den jungen Smith«, rief Pincher aufgeregt. »Der ist unwichtig. Begreifst du denn nicht? Nur auf O’Byrne kommt es an. Er ist mit Sir Phelim O’Neill verwandt, dem schlimmsten Verräter von allen. Er ist also direkt zu Orlando Walshs Haus geritten?«
    »Ohne jeden Zweifel.«
    »Dann habe ich ihn!«, jauchzte Pincher, ohne seine Schadenfreude zu verhehlen. »Ich kann Orlando Walsh vernichten.«
    ***
    Den ganzen Dezember über blieb Orlando Walsh auf dem Gehöft bei seiner kleinen Familie, so still wie eine Maus.
    Keine Frage, die Winter waren heutzutage kälter als noch in seiner Kindheit, und der diesjährige war der kälteste, an den er sich erinnern konnte.
    Ein heulender Schneesturm aus Norden fegte über das Land. Einen Tag und eine Nacht lang schneite es ohne Unterlass. Dann zog der Sturm weiter, und die Landschaft erstarrte.
    An manchen Tagen war der Himmel blau, und die vereisten Wiesen glitzerten. Bald hingen übermannsgroße Eiszapfen am Dach der großen Scheune. An Weihnachten hörte Orlando, dass unten in Dublin der Fluss Liffey gefroren sei.
    In der Gegend rund um das Gut der Walshs blieb es ruhig. Aus dem Norden wurde noch immer von Überfällen auf protestantische Güter berichtet. Im Süden entsandten die Protestanten Trupps von Soldaten, um die Höfe verdächtiger Katholiken niederzubrennen. »Sie wollen sie dazu verleiten, sich aufzulehnen«, erklärte Orlando Mary. »Dann hätten sie den Beweis, dass alle Katholiken Verräter sind.« Unterdessen kursierte das Gerücht, dass der mächtige Lord Ormond, der einzige Mann von Format im Regierungslager, eine Streitmacht zusammenzog, um sie, wie er versprochen hatte, nach Dublin zu bringen.
    ***
    Am Morgen nach Weihnachten schaute wieder der Gentleman aus Swords vorbei.
    »Wir bewaffnen unsere Leute, Walsh«, sagte er zu Orlando. »Es wird unausweichlich zum Kampf kommen. Schließen Sie sich uns an?«
    »Nein«, erwiderte Orlando.
    »Angst?«, höhnte der Besucher. »Wir haben sie schon einmal geschlagen.«
    »Ich möchte nicht gegen Ormond kämpfen«, antwortete Walsh einfach nur.
    Zum einen ging er davon aus, dass der mächtige Großgrundbesitzer eine ernst zu nehmende Streitmacht aufgestellt habe. Doch Orlando nannte noch einen zweiten Grund: »Ormond ist unsere größte Hoffnung.« Der mächtige Kopf der Butler-Dynastie hatte zwar geschworen, die protestantische Kirche des Königs zu unterstützen, aber er war ein gemäßigter Mann und hatte Dutzende katholische Verwandte. »Wir sollten mit ihm reden«, sagte Orlando, »nicht mit ihm kämpfen.«
    »Alle anderen sind aber dabei«, erklärte der Mann aus Swords. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Orlando wusste zuverlässig, dass etliche katholische Grundbesitzer, darunter auch sein Nachbar Talbot von Malahide, sich aus der Sache heraushielten. Einige Familienväter erlaubten zwar ihren jüngeren Söhnen oder Brüdern zu gehen, blieben aber selbst zu Hause. Doch Orlando erwiderte nichts mehr und ließ den Besucher ziehen.
    Ein paar Stunden später tauchten ein Dutzend Männer vor seinem

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