Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
Dezember ist er nicht erschienen, aber das lässt sich mit der Geburt des kleinen Donatus entschuldigen. Dein Cousin hat sich darum gekümmert. Aber sobald das Kind getauft ist, sollte dein Onkel die Burg aufsuchen und seine Loyalität bekunden. Als Katholik würde auch ich in Verdacht geraten, würde ich nicht hier in Dublin leben. Sag ihm das, und dass ich mich Doyles Ansicht anschließe und ihm den dringenden Rat gebe zu kommen.«
    Es wurde eine schöne kleine Zeremonie, die im Haus stattfand. Anwesend waren nur Maurice, eine Dame von einem Nachbargut, die als Patin fungierte, die glücklichen Eltern, der alte Priester aus Malahide und der kleine Daniel, der sich wie durch ein Wunder die ganze Feier über still verhielt. Maurice blieb bis zum folgenden Tag, und am Abend, als sich die Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen mit Orlando ergab, richtete er ihm aus, was sein Vater ihm aufgetragen hatte. Der Onkel hörte aufmerksam zu, nickte nachdenklich und dankte ihm, enthielt sich aber jeden Kommentars.
    Am Morgen reiste Maurice ab. Doch kaum war er außer Sicht, wendete er das Pferd und schlug, statt in südlicher Richtung nach Dublin zurückzureiten, den Weg nach Swords ein. Von Swords aus wandte er sich nach Nordwesten, und eine Stunde später erblickte er von weitem das aus Stein und Holz errichtete Gutshaus van Leydens.
    Er hielt an. Um eine mögliche Begegnung mit dem alten Mann zu vermeiden, ritt er nicht einfach zur Tür, sondern wartete so lange in der Kälte, bis ein Knecht in seine Richtung kam. Er machte dem Mann weis, dass er Kundschafter aus Dublin sei und nach Rebellen Ausschau halte, und erfuhr von ihm, dass hier noch keine gesichtet worden seien, dass der Alte in Dublin weile, allerdings am Nachmittag zurück erwartet werde und dass Elena in seiner Abwesenheit das Haus hüte. Er bat den Knecht, sie zu holen, und ritt langsam zum Haus. Augenblicke später erschien Elena.
    Er glaubte zu sehen, wie sehr sie sich über das Wiedersehen freute. Trotz der Kälte gingen sie zusammen ein Stück, damit sie nicht belauscht werden konnten. Anfangs wirkte sie etwas befangen, was er gut verstehen konnte, denn ihm ging es nicht anders. Aber mehr als alles andere brauchte sie offenbar die Gewissheit, dass ihnen kein Überfall von Phelim O’Neills Leuten drohte. »Ich habe Großvater vorgeschlagen, vorsichtshalber nach Dublin zu ziehen«, klagte sie. »Aber er will mich dort nicht haben.« Sie lächelte gequält. »Deinetwegen.«
    Maurice versicherte ihr noch einmal, dass die Rebellen nichts gegen Niederländer hätten. »Das sind doch keine Verbrecher oder Bestien«, rief er ihr in Erinnerung. »Du kannst mir glauben, dass du und dein Großvater nichts zu befürchten habt.«
    Er hatte sie noch nie ängstlich erlebt. Bisher hatte er ihre Gesellschaft genossen, denn sie brachten einander zum Lachen. Dazu kam die Erregung, die durch den Reiz, etwas Verbotenes zu tun, noch verstärkt wurde. Er hatte sie als wunderbar sinnlich kennen gelernt. Aber um die Wahrheit zu sagen, hatten weder er noch sie wirkliche Liebe oder Leidenschaft empfunden. Nun aber, da er ihre Angst sah, durchflutete ihn eine Welle der Zärtlichkeit. Er legte den Arm um sie, beruhigte sie, so gut er konnte, und blieb fast eine Stunde bei ihr. Sie küssten sich zum Abschied, und wenn er es ihr auch nicht sagte, so ertappte er sich doch dabei, wie er sich ernstlich fragte, ob sie nicht vielleicht doch eine Verbindung eingehen sollten, obgleich er nicht wusste, wie.
    Es war Nachmittag, als er wieder nach Swords gelangte. Er musste sich beeilen, wenn er noch vor Einbruch der Nacht in Dublin eintreffen wollte, bevor die Stadttore geschlossen wurden. Wie könnte er seinen Eltern erklären, dass er ausgesperrt wurde? Er hatte großen Durst, und als er die Hauptstraße entlangritt und das Gasthaus erblickte, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, auf einen kleinen Krug Ale dort einzukehren. Dafür war bestimmt noch Zeit.
    In der Schenke war es düster. Die Fenster waren klein, und der Tag draußen trüb und grau. Nur ein großes Kaminfeuer im hinteren Teil der Gaststube spendete Licht. Ein schmaler Tisch mit Bänken stand an einer Wand. Der Fußboden war mit Binsen ausgelegt. Der Wirt brachte ihm ein Ale, und er setzte sich am Ende des Tisches ans Feuer und trank genüsslich. Am anderen Tischende saßen zwei Männer im Halbdunkel und würfelten, zwischen sich kleine Stapel Münzen. Der eine war klein und verhutzelt, der andere kehrte ihm den

Weitere Kostenlose Bücher