Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
Rücken zu. Nach ein paar Minuten stieß Letzterer ein trauriges Lachen aus und schob sein Geld zu dem kleinen Mann hinüber.
    »Genug.« Er sprach Irisch. »Für einen einzigen Tag habe ich genug verloren.« Die Stimme kam Maurice bekannt vor. Der kleine Mann stand auf, strich das Geld ein und wandte sich zum Gehen. Der andere drehte sich um, erblickte Maurice und sah ihn erstaunt an. »Mwirish«, rief er auf Englisch. »Was führt dich denn hierher?«
    Einen Augenblick später saß Maurice neben seinem Freund Brian O’Byrne.
    Sie unterhielten sich lange. Maurice erzählte ihm alles. Von der Geburt des kleinen Donatus, worüber O’Byrne hocherfreut war. Von Elena, worüber der Ire den Kopf schüttelte. »Lass die Finger von ihr, Mwirish. Dein Vater hat Recht. Dabei kann nichts Gutes herauskommen.«
    Er selbst, so berichtete O’Byrne, komme soeben von einem Besuch in Rathconan und kehre nun nach Drogheda zurück. Seit Beginn des Aufstands sei er bei Phelim O’Neill. »Ich hätte mich ihm so oder so angeschlossen, Mwirish, aber da meine Frau mit ihm verwandt ist …« Er zuckte mit den Schultern. »Es war Schicksal.«
    O’Byrne bestellte noch eine Lage Ale. Während sie tranken, fand Maurice, dass sein alter Freund ungewöhnlich bedrückt wirkte. Irgendwann sah ihm O’Byrne ins Gesicht und sagte unvermittelt: »Du gehörst nach Rathconan. Das habe ich sofort gesehen.«
    »Dort fühlte ich mich zu Hause«, räumte Maurice ein, obwohl er nicht wusste, aus welchem Grund O’Byrne ausgerechnet jetzt damit anfing. Auf jeden Fall schien der Ire kaum zuzuhören.
    »Dort gehörst du hin«, sagte er, wie zu sich selbst. Er stierte ins Feuer und seufzte. »Vielleicht wird es noch dazu kommen.« Er schien so in seine Gedanken vertieft, dass Maurice ihn nicht zu unterbrechen wagte.
    Ein Blick aus dem Fenster verriet Maurice, dass das Licht des Nachmittags schwand. Er sah wieder zu dem stattlichen Iren, der wie er grüne Augen hatte. Der Schein des Feuers fiel auf sein Gesicht und verlieh ihm etwas Grüblerisches, Geheimnisvolles. Und ob es die Furcht war, dass er zu spät in Dublin eintreffen und sein Besuch bei Elena entdeckt werden könnte, oder ob ihn plötzlich der Wunsch überkam, an der Seite dieses Mannes, den er bewunderte, für die heilige katholische Sache, ihr gemeinsames Erbe, zu kämpfen, jedenfalls platzte er heraus:
    »Ich möchte mit Ihnen kommen. Nehmen Sie mich mit nach Drogheda.«
    O’Byrne sah ihn lange an und lächelte schwach. Aber er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mwirish, ich habe deiner Familie schon genug Kummer bereitet. Ich werde Walter Smith nicht auch noch den Sohn wegnehmen.« Maurice verstand nicht und wollte fragen, was er damit meinte, aber O’Byrne war noch nicht fertig. »Sag mir, Mwirish, spielst du gern?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Alle Iren spielen gern, Mwirish. Das liegt ihnen im Blut.« Vielleicht lag es an dem tanzenden Feuerschein auf seinem Gesicht, aber Maurice hatte jetzt den Eindruck, dass sein Freund seltsam traurig aussah. »Weiß du, Mwirish, dieser Aufstand ist nur ein Spiel. Wie ein Versuch beim Würfeln.«
    »Spieler können Glück haben.«
    »Gewiss.« O’Byrne lächelte matt. »Aber nur wenige haben immer Glück. Ich habe gewürfelt, als du vorhin hereinkamst, Mwirish. Und ich habe verloren.«
    »Ich will mit Ihnen kommen.«
    »Wir werden uns wiedersehen, Mwirish. Reite jetzt nach Dublin zurück. Du musst los, denn ich habe noch etwas zu erledigen.«
    Also machte sich Maurice auf den Weg nach Dublin. Er ritt so schnell er konnte und traf kurz vor Schließung der Tore dort ein.
    Als er fort war, blieb O’Byrne noch eine Weile allein an dem Tisch sitzen. Falls er tatsächlich noch etwas zu erledigen hatte, so war davon nichts zu merken. Es saß niedergeschlagen da und würfelte mit sich selbst.
    Endlich stand er auf. Er wollte am Morgen nach Norden reiten, und wer wusste, ob er sein Weg ihn jemals wieder hierher führen würde. Was ihm der junge Maurice Smith über Orlando und Mary erzählt hatte, hatte ihn tief bewegt. Wie wahrhaft wunderbar war es doch, dass Gott ihnen nach all den Jahren noch ein Kind geschenkt hatte. Er hatte von solchen Fällen schon gehört. Es war wie eine biblische Geschichte, etwas Heiliges. Er verspürte den brennenden Wunsch, seinen Freund wiederzusehen, ihm noch einmal freundschaftlich die Hand zu drücken und zu gratulieren. Wenn er sofort aufbrach, konnte er noch vor dem Dunkelwerden auf dem Gutshof der Walshs sein.
    Wenig später lenkte

Weitere Kostenlose Bücher