Die Rebellen von Irland
»Ich weiß, dass der Jesuit böse ist, Sir, aber dass alle in der Familie Verräter sein sollen, finde ich bedauerlich.« Er hatte Tidys Frau ganz vergessen. Er blickte auf sie hinab und begriff, dass keine Spur von Ironie in ihren Worten lag.
»Bei einem Papisten kann es keine Ehrlichkeit geben«, knurrte er gereizt.
***
Es konnte jetzt jeden Tag geschehen. Für Orlando Walsh, der auf die Geburt seines Kindes wartete, war sein Haus jetzt eine Oase der Ruhe, in besonderer Weise gesegnet und fernab vom Getümmel der Welt, die ihm weit weg erschien, beinahe unwirklich und kaum noch von Bedeutung.
Seine Frau war gesund, und er zweifelte nicht daran, dass auch das Kind gesund zur Welt kommen würde. Hatte er sich ein oder zwei Mal gefragt, ob das Kind wie der kleine Daniel geraten könnte? Eigentlich nicht. Was Gott ihm auch schenken mochte, er würde es dankbar annehmen. Aber tief in seinem Innern glaubte er fest daran, dass nach so vielen Jahren des vertrauensvollen Wartens Gottes Geschenk in jeder Hinsicht vollkommen sein würde.
»Wenn es ein Mädchen wird«, sagte er zu Mary, »sollten wir es Donata nennen.« Donata: die Geschenkte.
»Und Donatus, wenn es ein Junge wird«, erwiderte sie, und er stimmte bereitwillig zu.
Anfang Dezember suchten kleinere Banden katholischer Plünderer protestantische Gutshöfe in Fingal heim. Sie hatten es auf Essbares abgesehen, doch als einige Bauern Widerstand leisteten, kam es zu Handgreiflichkeiten, und es gab mehrere Verletzte. Auf Orlandos Gut blieb indes alles ruhig.
Am Zweiten des Monats kam ein entfernter Bekannter aus Swords mit einer Botschaft: »Wir müssen uns verteidigen, Orlando Walsh«, sagte er. »Die Männer in Dublin wollen nichts für uns tun.« Es war richtig, dass die Männer in Dublin Castle den ganzen letzten Monat den Landadel in Fingal weitgehend ignoriert hatten. Orlando hatte das nicht überrascht. Er kannte die Einstellung der protestantischen Regierungsbeamten. »Wir sind Katholiken, deshalb trauen sie uns nicht ganz«, erwiderte er milde. »Das ist alles.«
»Und sie können uns nicht beschützen«, erklärte der Mann aus Swords. »Oder sie wollen es nicht. Die einzige Truppe, die die Regierung bisher entsandt hat, wurde vernichtend geschlagen. Von dieser Seite haben wir nichts zu erwarten, aber wir müssen Gehöfte schützen. Aus diesem Grund sollten Sie mit uns kommen.« Er erklärte, dass eine Gruppe von Gentlemen aus der Gegend die Absicht habe, sich mit einigen von Sir Phelims Leuten zu treffen.
Orlando erwiderte, dass er wegen der bevorstehenden Niederkunft seiner Frau nicht fort könne, betonte aber, dass er solche Verhandlungen für sinnvoll halte. »Mit etwas Glück«, sagte er später zu Mary, »werden sich Phelim O’Neill und seine Soldaten bereitfinden, uns in Ruhe zu lassen. Schließlich sind die meisten von uns ja Katholiken.«
Am dritten Dezember erhielt er von den Lord Justices in Dublin eine Vorladung. Anscheinend nahmen sie endlich Anteil am Schicksal der Grundbesitzer in Fingal.
»Sie rufen uns alle zu einer Versammlung nach Dublin«, sagte er zu Mary. »Heute in fünf Tagen.« Er bemerkte den besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht. »Ich werde nicht hingehen, wenn das Kind bis dahin noch nicht da ist«, versprach Orlando und sah ihre Erleichterung. Er verspürte ohnehin wenig Neigung, an dieser Versammlung teilzunehmen. Und wenn es sich irgend vermeiden ließ, wollte er auch nicht in ihre militärischen Unternehmen verwickelt werden.
Am Nachmittag des vierten Dezember 1641 erschien Doyle. Er schaute grimmig drein.
»Sie müssen beide sofort nach Dublin kommen«, sagte der Kaufmann.
»Mary kann in ihrem Zustand nicht reisen«, entgegnete Orlando. »Und ich möchte das Gut nicht allein lassen, solange die Lage so unsicher ist.«
Doyle schüttelte den Kopf.
»Sie begreifen nicht, was für eine Stimmung in Dublin herrscht«, erklärte er. »In der Burg ist alles in heller Aufregung, und Leute wie Pincher stiften in der Stadt Unruhe.« Und als Orlando ihm berichtete, dass einige Grundbesitzer aus Fingal auf dem Weg nach Tara zu einem Treffen mit Phelim O’Neills Leuten seien, geriet Doyle in Zorn. »Nein, Sie wissen von nichts. Sie wissen von gar nichts, Orlando. Hören Sie? Allein der Umstand«, fuhr er, wieder ruhiger, fort, »dass sie bei Ihnen waren, bringt Sie in Verdacht.« Aus einem kurzen Brief, den Lawrence ihm geschrieben hatte, wusste er von dessen Wortwechsel mit Pincher, aber bislang hatte er der Ansicht
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