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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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gehen ließen und immer noch versuchten, mit dem gestürzten König eine Übereinkunft zu treffen. »Bringt ihn vor Gericht«, forderten die Soldaten. Sie waren in London einmarschiert und hatten die Einwohnerschaft eingeschüchtert. Und Oliver Cromwell hatte einen gewissen Joyce, einen seiner zuverlässigsten jungen Offiziere, entsandt, um den König zu ergreifen und in den Gewahrsam der Armee zu überführen. Auch wenn Karl im Gefängnis nominell immer noch König war und das Parlament weiterhin tagte, so war es doch die Armee, die nun das Heft in die Hand nahm.
    Was Pincher jedoch besonders schockierte, waren einige Ansichten, die sie vertrat.
    Wenn die Kirche König Karls mit ihren Bischöfen und ihrem Pomp in den Augen der meisten Puritaner nicht besser war als der Papismus, konnte man darüber streiten, was an ihre Stelle treten sollte. Aber so viel war gewiss: Die Ordnung musste gewährleistet bleiben. Die Gentlemen im Parlament und die Londoner Kaufleute befürworteten mittlerweile eine englische Version der presbyterianischen Kirche. Statt Geistliche sollte jede Kirchengemeinde ihre Ältesten wählen, und die wiederum sollten einen Zentralrat bestimmen, der die unumschränkte Autorität ausübte. So sollte die neue Staatskirche aussehen.
    Doch auch die Rundköpfe hatten, als sie ihr Leben aufs Spiel setzten und die Welt auf den Kopf stellten, über solche Fragen diskutiert, und sie waren zu ganz anderen Ergebnissen gekommen. Von den Parlamentsmitgliedern hatten sie genug. Sie hatten die Autorität eines gesalbten Königs bekämpft, warum sollten sie dann vor dem Parlament das Knie beugen? »Mit welchem Recht«, so fragten sie, »wollte uns ein Parlament vorschreiben, wie wir Gott zu verehren haben? Gott spricht unmittelbar zu jedem Menschen.« Solange die Gemeinden gottesfürchtig und nicht papistisch waren, sollte es ihnen freistehen, ihrem Gewissen zu folgen und nach eigenem Gutdünken unabhängige Gotteshäuser jedweder Art zu errichten.
    Solche Lehren waren ansteckend, wie Pincher eines Morgens feststellen musste, als er Faithful Tidy begegnete. Er war von dem jungen Mann ein wenig enttäuscht, weil er ihn seit seinem Abgang vom Trinity College kaum einmal besucht hatte. Da Faithful neuerdings jedoch dem Kapitular zur Hand ging, liefen sie sich von Zeit zu Zeit über den Weg. Die Mitglieder des Londoner Parlaments hatten bereits ihre Absicht bekundet, auch gesetzliche Regelungen für eine presbyterianische Kirche in Irland zu schaffen, und Pincher hatte es mit Freuden vernommen. Denn, so betonte er gegenüber Faithful, wenn man diesen Leuten von der Armee nachgebe, drohe ein Chaos, die Auflösung jeder religiösen und moralischen Ordnung.
    »Aber«, erwiderte Faithful darauf leichthin, »haben die Katholiken, wenn man’s recht bedenkt, nicht genau dasselbe gesagt, als die Protestanten die Autorität Roms in Frage stellten?« Er zuckte mit den Achseln. »Wo liegt da der Unterschied?«
    Pincher sah ihn verblüfft an.
    »Der Unterschied, junger Mann«, bellte er, »liegt darin, dass wir Recht haben.«
    Seit der junge Faithful das Trinity verlassen hatte, so dachte Pincher, wurde er immer impertinenter. Aber dass er so etwas auch nur denken konnte, schockierte den Doktor zutiefst.
    Gewisse politische Ideen der Armeeleute waren genauso schlimm. Eine Gruppe dieser anmaßenden Kerle hatte eine neue und abscheuliche Debatte entfacht. Ihrer Meinung nach waren alle Menschen gleich. Levellers nannten sich diese Strolche selbst. Ihre Vorstellungen gingen in einigen Punkten auseinander, doch einig waren sie sich in der Forderung, dass alle Menschen das Recht bekommen sollten, ihre Regierung zu wählen, und die radikalsten stellten sogar das Recht des Menschen auf Privateigentum in Frage. Doktor Pincher war über das, was ihm da zu Ohren kam, so entsetzt, dass er Barnaby schrieb.
    »Diese Levellers« ,antwortete sein Neffe, »sind gefährliche und gottlose Leute.« Aber zu gegebener Zeit, so versicherte er, werde man schon mit ihnen fertig werden. Allerdings deuteten die Berichte, die Dublin erreichten, eher darauf hin, dass die Zahl der Levellers wuchs.
    Und Doktor Pincher war beileibe nicht der einzige, den der radikale Geist des Parlamentsheers mit Besorgnis erfüllte. Im Lauf des Jahres stellten sich immer mehr Menschen in ganz Britannien die Frage: Erkannten diese Soldaten denn keine Autorität außer ihrer eigenen an? Sollte die Macht nur durch das Schwert erhalten werden? »Sollen wir die Tyrannei König Karls

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