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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Cromwell und seine Mitgeneräle die Meutereien der Levellers rasch niedergeworfen hatten, mussten sie zahlreiche englische Kompanien nach Hause entlassen, weil die Soldaten nicht einsahen, warum die Iren gezwungen werden sollten, Protestanten zu werden.
    Und als O’Byrne traurig auf das Feldlager unter ihm blickte und daran dachte, wie viel Blut allein während seines kurzen Lebens aus religiösen Gründen vergossen worden war, schüttelte er den Kopf und fragte sich, ob diese englischen Ketzer und Meuterer nicht vielleicht sogar Recht hatten.
    In diesem Moment kehrte der junge Mann, den er zu den Neuankömmlingen geschickt hatte, zurück.
    »Eine Gruppe aus Fingal hat sich uns angeschlossen. Alles Katholiken. Wie ich hörte, ist einer aus Dublin und heißt Smith.«
    »Smith?« Ein Lächeln legte sich auf O’Byrnes Gesicht. »Sagten Sie Smith?« Seine Traurigkeit war verflogen. »Das ist der junge Mwirish«, rief er fröhlich und sprengte den Hang hinunter.
    Doch seine Überraschung war groß, als er, nachdem er durch das Lager geritten war, nicht Maurice, sondern dessen Vater gegenüberstand.
    * **
    Äußerlich war Walter Smith immer noch derselbe beleibte Familien mensch mit schütterem grauem Haar, der er vorher gewesen war. Aber er war ein anderer geworden. Jedenfalls erschien es O’Byrne so, als sie an diesem Abend zusammen am Lagerfeuer saßen.
    Der Kaufmann hatte sich nicht besonders gefreut, O’Byrne zu sehen, es war, als nehme er O’Byrnes Gegenwart als eine unabänderliche Naturgegebenheit hin wie das Wetter, als habe er es aufgegeben, sein Leben selbst bestimmen zu wollen. Und als O’Byrne ihn aus Höflichkeit eingeladen hatte, am Abend in seinem Zelt mit ihm zu essen, hatte er nur kurz genickt und geantwortet: »Wie Sie wünschen.« Und bei diesem Essen gab ihm O’Byrne jetzt einen ausführlichen Bericht über die militärische Lage, die Stärke der verschiedenen Teile von Ormonds Streitmacht und die vermutliche Taktik beim bevorstehenden Angriff auf Cromwells Armee.
    An diesem Nachmittag hatte Ormond beschlossen, eine vorgeschobene Kompanie unten an der Mündung des Liffey zu postieren. Da diese Kompanie den Verteidigern von Dublin jedoch gefährlich nahe kommen würde, sollte im Schutz der Dunkelheit ein größeres Kontingent, etwa fünfzehnhundert Mann, nachrücken, um die Stellung zu sichern.
    »Das ist ein hervorragender Schachzug«, sagte O’Byrne zu Walter, als sie zusahen, wie sich die Männer zum Abmarsch rüsteten. »Eine solche Kompanie kann Cromwells Schiffen schweren Schaden zufügen, falls er versucht, nach Dublin zu segeln.«
    Was O’Byrne anging, so war er begierig darauf, Neues über seinen Freund Orlando, den jungen Maurice und das Haus in Fingal zu erfahren, in dem die Smiths noch lebten. Walter bestätigte ihm, dass Maurice mittlerweile die Geschäfte der Familie führte, obwohl der Handel momentan nicht einfach sei. Er sei oft ungeduldig und hätte lieber unter Ormond gekämpft. Allein der Umstand, dass die Familie ihn brauche, habe ihn vom Kommen abgehalten. Anne sei wohlauf, leide aber unter Gelenkversteifungen. Die Person, der es am schlechtesten ergangen war, so wurde bald klar, war Walter selbst.
    O’Byrne konnte es sich denken. Walter machte nicht viele Worte darum, denn keiner von ihnen wollte die Angelegenheit ansprechen, die zwischen ihnen stand, doch O’Byrne konnte es sich nur allzu gut vorstellen.
    In der Scheune, in den Nebengebäuden, im Haus selbst, überall waren protestantische Soldaten einquartiert. Das dürfte schon schlimm genug gewesen sein. Aber als Dauergast im Haus seines Schwagers zu leben, zusammengepfercht auf engstem Raum, das musste, einerlei wie sehr sich Walter und Orlando mochten, eine zusätzliche Belastung gewesen sein. Und dann Tag für Tag die Räumlichkeiten mit einer Familie zu teilen, der auch der geistesschwache Junge Daniel angehörte, der alle bis auf Maurice, der nicht Bescheid wusste, unablässig an seine Demütigung erinnerte … Ich hätte das nicht ertragen, dachte O’Byrne.
    Aber Walter hatte es ertragen, Monat um Monat, denn er war ein guter und anständiger Mensch. Bis er schließlich seinen Entschluss gefasst hatte, weil alles, was er für die Seinen hatte tun können, getan war und weil er wusste, dass die Landung Cromwells eine ernste Bedrohung für ihrer aller Leben darstellte. Er hatte Maurice seine Frau anvertraut und ihnen gesagt, dass er in Geschäften nach Connacht reise, dann war er heimlich nach Süden geritten

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