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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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gegen eine noch schlimmere eintauschen?« Insbesondere die Presbyterianer in Schottland beobachteten die religiösen Unabhängigkeitsbestrebungen des Parlamentsheers mit wachsendem Argwohn.
    In Dublin verbrachte Doktor Pincher, von Frostbeulen geplagt, einen unerquicklichen Winter.
    Im Frühling 1648 geschah etwas Erstaunliches. In ganz England erhoben sich Menschen für den König, nicht etwa weil sie ihn geliebt hätten, ganz und gar nicht, sondern weil sie nicht von einer Armee regiert werden wollten. Auf einigen Schiffen der königlichen Marine brachen sogar Meutereien aus. In Schottland stellte einer der einflussreichen Lords eine royalistische Armee auf. Lord Ormond, von der in Paris weilenden Königin unterstützt, und der Sohn König Karls, ein listiger junger Mann, der ebenfalls Karl hieß, hatten Unterhändler in Irland. Im Namen der Katholischen Föderation sprach sich Lord Inchiquin nun mit Entschiedenheit für den König aus. Innerhalb eines Monats trat der Oberste Rat zusammen, wählte den Nuntius ab und erklärte sich für König Karl. Nur Owen Roe O’Neill sperrte sich. Es schien, als sollte der Bürgerkrieg noch einmal vor vorne beginnen.
    Der arme Doktor Pincher war so beunruhigt, dass er zweimal innerhalb einer Woche das Bett hütete und sich von Tidys Frau mit stärkender Fleischbrühe verwöhnen ließ.
    Erst ein Brief von Barnaby spendete ihm etwas Trost:
     
    Ich bin jetzt bei General Cromwell. Er ist nicht nur unser bester Kommandeur, sondern auch ein kluger, gütiger und gottesfürchtiger Mann. Er ist stark im Herrn. Und er wird gegenüber Royalisten und Levellers gleichermaßen bestimmt auftreten, das versichere ich Ihnen.
     
    Pincher hatte schon viel von diesem aufstrebenden General gehört, aber sonderlich beeindruckt hatte es ihn nicht. Er hatte dem Parlament angehört, bevor er Soldat geworden war, besaß große Ländereien und war wohlhabend. Als reicher Gutsherr, so sagte sich Pincher, hatte er für die sozialen Ideen der Levellers wohl nichts übrig. Doch seine religiösen Vorstellungen waren weniger klar. Er pflegte eine solche Nähe zu seinen Männern, dass man sich fragen musste, ob er überhaupt Presbyterianer war. Jedenfalls hatte er seinen Namen für mindestens eine Flugschrift hergegeben, die für religiöse Unabhängigkeit eintrat. Pincher hatte sie mit Abscheu gelesen.
    Doch als die Wochen ins Land gingen, ließ sich Cromwells Feldherrenkunst nicht mehr in Abrede stellen. Während die Hauptmacht des Parlamentsheers die royalistischen Aufstände im Osten Englands niederschlug, stürmte Cromwell nach Westen und dann von Wales nach Schottland und zerschmetterte jeden Gegner, der sich ihm entgegenstellte, mit dem Hammer seiner kampfgestählten Truppen. Im Herbst war alles vorbei. Das Heer der Rundköpfe hatte gesiegt.
    Und jetzt hatte das Heer genug. Als die Soldaten in London einrückten und feststellten, dass ein Großteil der presbyterianischen Parlamentsmitglieder immer noch mit Karl I. verhandeln wollte, warfen sie diese Leute aus dem Parlament und verkündeten: »Wir werden König Karl nach Weihnachten den Prozess machen.«
    Der Prozess fand im Januar 1649 statt. Am Ende des Monats richteten sie Karl hin. In den folgenden Wochen wurden die Monarchie und das Oberhaus mit seinen erblichen Sitzen abgeschafft, ein Staatsrat gebildet und England zu einem Commonwealth erklärt.
    Es war ein ungeheuerlicher Vorgang. Die Hinrichtung eines Königs unter Wahrung aller gesetzlichen Bestimmungen, so etwas hatte es noch nie gegeben. Die Welt wurde auf den Kopf gestellt, und Pincher war sich keineswegs sicher, ob ihm das gefiel. Aber bald bemerkte er auch, dass Cromwell, der den Staatsrat zunehmend dominierte, einen recht konservativen Kurs einschlug. Laut Barnaby hatte es ihm sogar widerstrebt, den König hinrichten zu lassen. Verlässliche presbyterianische Gentlemen wurden ins Parlament zurückberufen, und die Radikalen aus dem Heer wurden stillschweigend übergangen. Cromwell hatte ihnen den Kopf des Königs geliefert und auf diese Weise in England wieder einen Zustand der Normalität hergestellt. Vielleicht, so wagte Pincher zu hoffen, konnte er auch Irland wieder eine gottgefällige Ordnung geben.
    Denn an Ostern dieses Jahres erhielt Pincher von Barnaby jene Nachricht, auf die er ein Leben lang gewartet hatte.
    ***
    Cromwell soll nach Irland kommen. Er wird diesen Sommer landen. Und ich werde mit ihm kommen.
    ***
    Mehrere Gruppen von Männern waren an diesem Tag im Lager

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