Die Rebellen von Irland
presbyterianisches Parlament«, sagten sie. Und Sir Phelim hatte sich ihren Standpunkt zu eigen gemacht. O’Neill und seine irischen Anhänger waren radikaler und forderten: »Lasst uns die Protestanten ein für alle Mal hinauswerfen, mitsamt ihrem König, und Irland selbst regieren.«
Der forsche Owen Roe O’Neill war ein Ire ganz nach seinem Herzen. Brian O’Byrne wusste, wem seine heimlichen Sympathien galten. Seit nunmehr sechs Wochen trug er sich mit der Absicht, Sir Phelim den Rücken zu kehren und sich Owen Roe O’Neill anzuschließen.
***
Im Februar, als Brian O’Byrne oben in Rathconan weilte, traf eine überraschende Nachricht ein.
»Lord Ormond hat Dublin dem englischen Parlament übergeben. Er verlässt Irland.« Er überbrachte die Neuigkeit persönlich seiner Frau.
»Aber das ist doch nicht möglich. Ormond war doch der Mann des Königs.«
»Das ist er noch immer. Nur fürchtete er, Dublin nicht halten zu können. Er ist zu König Karl gereist. Sie hoffen, mehr Truppen zu bekommen, um dann zurückzukehren. In der Zwischenzeit schickt das englische Parlament Soldaten zur Verstärkung der Garnison.«
»Das englische Parlament hält Dublin? Die Puritaner?«
Wie es schien, hatten sich Sir Phelim und die Altengländer verrechnet.
In Jane O’Byrnes Augen flackerte eine neue Unsicherheit, als sie ihren Mann ansah.
»Und was wird jetzt aus uns?«
***
Als Doktor Pincher im Jahre des Herrn 1647 die Welt betrachtete, da wusste er, dass allein Gottes Vorsehung ihm gestattet hatte, so lange zu leben, und dafür war er dankbar. Er war fünfundsiebzig, als Dublin dem englischen Parlament übergeben wurde, und einer der ältesten Bürger der Stadt. Für sein Alter war er bei guter Gesundheit, und vielleicht, so dachte er mit einem gewissen heimlichen Stolz, würde er seine Widersacher noch alle überleben. Zumindest war er fest entschlossen, noch mitzuerleben, wie die protestantische Sache siegte.
Und dass sein Neffe gut versorgt war.
Bald nach Beginn des Krieges zwischen Karl I. und seinem Parlament hatte Barnaby dem Prediger Budge in einem Brief mitgeteilt, dass er die Waffen gegen den König erhoben und sich den »Rundköpfen«, wie das Parlamentsheer genannt wurde, angeschlossen habe. Einige Zeit später schrieb Barnaby, dass gegenwärtig eine neue Armee aufgestellt werde, ein musterhaftes Heer aus gottesfürchtigen Männern, die bereit seien, durch Übung und Drill neue Höhen der Disziplin zu erklimmen. Unter der Führung ihrer Generäle Fairfax und Oliver Cromwell hatte diese New Model Army bald alles, was sich ihr in den Weg stellte, hinweggefegt. In späteren Briefen hatte er ihre militärischen Unternehmungen geschildert und damit bei Doktor Pincher Begeisterung, allerdings auch Befürchtungen ausgelöst.
»Ich bete zu Gott, dass er meinen Neffen wohlbehalten zu uns bringt«, gestand er mehr als einmal Tidys Frau, worauf sie stets beruhigend antwortete: »Oh Sir, das wird er ganz bestimmt.«
Im Lauf des Jahres 1647 mehrten sich die ermutigenden Zeichen. Das Parlament schickte kampferprobte Soldaten und erfahrene Kommandeure nach Dublin. Die Truppen der Konföderation in Leinster und Munster wurden zurückgedrängt, und als Owen Roe O’Neill auf Dublin vorrücken wollte, wurde er nach kurzer Zeit vertrieben. Nicht minder erfreulich war, dass die Maßnahmen der protestantischen Stadtverwaltung den Katholiken das Leben so vergällt hatten, dass mehrere führende Kaufmannsfamilien, darunter auch die von Walter Smith, sich zum Gehen entschlossen. Pincher traf Smith zufällig am Tag von dessen Abreise und fragte ihn, wo er künftig zu leben gedachte.
»Bei meinem Schwager Orlando Walsh«, antwortete Walter. Obwohl Ormonds protestantische Soldaten auf dem Gut der Walshs jetzt dem Dubliner Parlament unterstanden, hatte das Arrangement, das Orlando schützte, noch Gültigkeit. »Zumindest eure protestantischen Soldaten werden uns schützen«, bemerkte der Kaufmann trocken.
Nur eine einzige Entwicklung stimmte Doktor Pincher bedenklich. Er hätte sie niemals für möglich gehalten, und sie ging in England vonstatten. Ja, sie bereitete ihm so große Sorge, dass er Barnaby deswegen schrieb.
»Die Armee«, begann er, »scheint zu vergessen, dass sie die Dienerin der Regierung ist, nicht die Herrin.«
Kein Zweifel, Pincher hatte Recht. Die puritanische Armee, die den Sieg erkämpft hatte, verlor allmählich die Geduld mit den presbyterianischen Gentlemen im englischen Parlament, die es sich wohl
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