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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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begriff ich, dass John MacGowan und seine Freunde Recht hatten«, fuhr Patrick an Deirdre gewandt fort. »Die protestantischen Machthaber werden den Katholiken niemals irgendwelche Zugeständnisse machen.«
    »Das behaupten Sie«, erwiderte Deirdre feindselig. »Aber im darauf folgenden Jahr erhielten die Katholiken das Wahlrecht. Meine Schwiegersöhne haben es beide.«
    Tatsächlich hatte die Londoner Regierung, die inzwischen Krieg gegen die französische Republik führte und Unruhen in Irland befürchtete, das widerstrebende irische Parlament 1793 gedrängt, den Katholiken einige Wünsche zu erfüllen.
    »Das ist doch eine Farce«, platzte John MacGowan heraus. »Jeder Mann mit einem Besitz, der vierzig Schillinge abwirft, darf wählen. Ich selbst darf auch wählen. Aber was nützt es mir? Überhaupt nichts – da kein Katholik im Parlament sitzen darf. Ich darf zwar wählen, aber nur einen Protestanten. Und da die meisten Wahlkreise nach wie vor von einigen wenigen Protestanten beherrscht werden, wird sich nichts ändern. Ich habe auch das Recht, Vollmitglied einer Gilde zu werden – vorausgesetzt, die bisherigen protestantischen Mitglieder laden mich dazu ein. Das Ganze ist ein Possenspiel, ein Schwindel.«
    »Und jetzt hat sich die Troika auch noch an König Georg gewandt«, fügte Patrick hinzu. »Wie man aus London hört, ist er fest entschlossen, keine Katholiken ins Parlament zu lassen.«
    Dabei handelte König Georg III. wie immer nur nach bestem Wissen und Gewissen, wie damals, als er gemeint hatte, an den amerikanischen Kolonien festhalten zu müssen. Jetzt hatte der durchtriebene FitzGibbon ihn davon überzeugt, dass sein Krönungseid ihn nicht nur zur Wahrung des protestantischen Glaubens verpflichtete, sondern auch dazu, den Katholiken jede politische Vertretung zu verweigern. »Als ein irischer Vizekönig sich einmal mit der Troika anlegen wollte – Lord Fitzwilliam, übrigens ein anständiger Mensch –, wurde er sofort zurückgerufen«, sagte Patrick.
    »Wenn wir also machtlos sind, warum sind Sie dann hier?«, fragte Deirdre.
    Patrick sah sie ernst an. »Vor etwas über einem Jahr wurde Wolfe Tone wegen aufrührerischer Umtriebe verhaftet und verbannt«, begann er ruhig. »Er ging nach Amerika – nach Philadelphia. Die Heimat Benjamin Franklins.« Er machte eine kurze Pause. »Dort gewann er viele Freunde, bedeutende Männer, die am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teilgenommen hatten. Er lernte auch Vertreter Frankreichs kennen. Man glaubt hier, er sei immer noch in Amerika, doch das stimmt nicht. Er hat sich wie Benjamin Franklin nach Frankreich begeben, in das revolutionäre Frankreich. Er möchte die Franzosen dazu bringen, jetzt den Iren so zu helfen wie einst den Amerikanern.«
    »Und werden sie das?«
    »Wir wissen es nicht. Doch müssen wir vorbereitet sein, falls sie es tun. Wir müssen dann rasch und wirksam handeln. Je größer und besser organisiert der Aufstand ist, desto geringer das Blutvergießen. Die United Irishmen haben uns gezeigt, was es heißt, brüderlich vereint zu handeln. Ich glaube, dass ganz Irland sich erheben wird. Wir werden eine Republik bekommen und religiöse Freiheit wie in Amerika und Frankreich.«
    »Und was in Gottes Namen hat das mit meinem Mann zu tun?«, wollte Deirdre wissen.
    Conall meldete sich erstmals zu Wort. »Ich soll den Aufstand hier vorbereiten, Deirdre. Von hier bis hinunter zur Grenze von Wexford.« Leiser fuhr er fort: »Ich habe schon vor Monaten damit angefangen.«
    »Sie Teufel!« Wütend funkelte Deirdre Patrick an. »Können Sie uns nicht in Ruhe lassen? Wollen Sie uns alle vernichten?«
    Doch Conall schüttelte den Kopf. »Du hast mich missverstanden, Deirdre. Nicht Patrick hat mich dazu aufgefordert.« Er lächelte, vielleicht ein wenig traurig. »Sondern ich ihn.«
    Deirdre starrte ihn an. »Du bist deshalb herumgereist …? Mit den Gedichten meines Großvaters? Nur deshalb?«
    »Nein, Deirdre, das hätte ich sowieso getan. Aber es war ein willkommener Anlass, mit anderen in Kontakt zu treten.«
    Deirdre hob in stummer Verzweiflung die Hände.
    »John MacGowan ist einer unserer Anführer in Dublin«, erklärte Patrick. »Und da Ihre beiden Söhne ihm unterstellt sind, hielt ich es für gut, dass ihr euch kennen lernt.«
    Deirdre starrte ihn entsetzt an. »Unsere Söhne sind auch …?«
    »Sie wollten es beide«, sagte Conall ruhig.
    »Wie viele Leute habt ihr inzwischen?«, fragte MacGowan.
    »In Rathconan ein Dutzend. Im ganzen

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