Die Rebellen von Irland
Gebiet hundert, auf die ich mich verlassen kann.«
»Wer in Rathconan?«, fragte Deirdre aufgebracht.
Conall nannte einige Brennans und Angehörige anderer ortsansässiger Familien. »Besonders eifrig unterstützt uns Finn O’Byrne.«
»Finn O’Byrne?« Deirdre musterte ihn verächtlich. »Der größte Narr von allen. Und er kann dich nicht leiden.«
»Egal.« Conall lächelte. »Er kämpft für uns, weil er glaubt, dass Rathconan ihm gehört, wenn wir gewinnen.«
»Warum tust du das eigentlich, Conall?«, rief Deirdre plötzlich. »Dein Leben lang hast du Streit gemieden – warum jetzt das?«
Patrick hielt die Frage für überflüssig und MacGowan schien derselben Meinung zu sein. Offenbar konnte Conall ihre Gedanken lesen.
»Nein«, sagte er ruhig, »Deirdres Frage ist berechtigt.« Er überlegte kurz. »Es stimmt, dass ich immer versucht habe, nicht dieselben dummen Fehler zu machen wie mein Vater. Ich habe immer nur mäßig getrunken und meine Gedanken für mich behalten. Ich habe auch für Männer, die ich verachte, nach bestem Können Möbel geschreinert und ihnen höflich für ihr Geld gedankt.« Seine Stimme wurde schärfer. »Aber ich habe nicht vergessen, dass ich in Dublin an der Schule für protestantische Jungen, die mir weder an Verstand noch an Bildung ebenbürtig waren, wie ein Hund behandelt wurde. Als Erwachsener erlebe ich, wie meine Landsleute von denselben frömmelnden Toren drangsaliert werden. Ich lernte sie zu hassen. Doch Hass ist sinnlos und Auflehnung ein Verbrechen und dumm, wenn die Mittel zum Erfolg fehlen. Ich sagte mir deshalb: ›Warte. Warte notfalls dein Leben lang, aber warte, bis die Zeit reif ist.‹ Ich glaubte lange, dass ich diese Zeit nicht mehr erleben würde. Doch jetzt ist sie, wie ich meine, gekommen. Und selbst wenn jede Schnitzerei und jedes Möbelstück von meiner Hand dadurch vernichtet würde, würde ich doch frohen Herzens rufen: ›Zündet ihre Häuser an, auf dass sie alle verbrennen.‹«
»Ach Conall.« Deirdre schüttelte den Kopf. »Ich hoffe zu Gott, dass du Recht hast. Sonst ist das unser aller Ende.«
»Du willst uns also helfen?«
»Ich bin deine Frau, Conall.« Deirdre seufzte. »Ich habe nur eine Bedingung.«
»Und die wäre?«
»Frage mich nie, ob ich an eure Sache glaube.«
***
Patrick und MacGowan verließen Rathconan und ritten nach Glenda lough, das der Dubliner MacGowan noch nicht kannte. In den Dörfern, durch die sie kamen, sahen die beiden Männer sich aufmerksam um. Patrick war mit dem Tag sehr zufrieden. Conall und seine Leute in den Bergen würden in den bevorstehenden Auseinandersetzungen zwar nur eine Nebenrolle spielen, doch war er stolz darauf, dass es sogar hier oben eine organisierte Anhängerschaft gab. »Außerdem weiß man nie, wen man noch braucht«, bemerkte MacGowan. Am Abend begaben sie sich nach Wicklow hinunter, wo sie bei Einbruch der Dämmerung eintrafen.
Von Conall wussten sie, dass seine beiden Schwiegersöhne sich nicht für die Sache interessierten, doch Patrick kannte einen Kaufmann, der sich ihnen freiwillig angeschlossen hatte und sie am nächsten Morgen herumführte.
Es gab in Wicklow wie in den meisten irischen Städten der damaligen Zeit eine Kaserne mit einer starken Garnison. Die Offiziere waren Protestanten, die Soldaten Katholiken. Die Soldaten schienen diszipliniert und trugen flotte Uniformen. »Wir wollten einige überreden, sich uns anzuschließen – natürlich unter vier Augen«, berichtete der Kaufmann. »Allerdings bisher vergeblich.« Trotzdem hatte er in der Stadt bereits zwanzig tüchtige Männer für die Sache geworben. Am späteren Vormittag verabschiedeten sich Patrick und MacGowan von ihm und traten die Rückkehr nach Dublin an.
Etwa zehn Meilen vor Dublin trafen sie auf Hercules, von Arthur Budge begleitet wurde.
***
Hercules hatte seit vielen Jahren nicht mehr mit seinem Cousin gesprochen. Auch damals, 1792, als Patrick ihn vor der Parlamentsdebatte angesprochen hatte, hatte er kein Wort zu ihm gesagt. Jetzt dagegen, als Patrick in Gesellschaft des verhassten katholischen Kaufmanns John MacGowan aus Wicklow auf ihn zu ritt, zögerte er nicht lange.
»Was haben Sie hier zu suchen?«, fragte er grob.
»Ich habe Mr MacGowan Glendalough gezeigt«, erwiderte Patrick mit einem höflichen Lächeln. »Sind Sie noch nie dort gewesen, Hercules? Ein bezaubernder Ort. Die Einsiedelei des heiligen Kevin kann man immer noch sehen.«
Hercules musterte die beiden Männer mit
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