Die Rebellen von Irland
könnte schlimmer sein?«
»Die Herrschaft der Katholiken.«
»Keine Sorge«, sagte Hercules ruhig. »Wir werden sie vernichten.«
Patrick freute sich, nach Hause zurückzukehren. Er und Brigid Smith liebten einander immer noch. Den Vorwand, dass Brigid ihm das Haus führe, hatten sie über die Jahre stillschweigend fallen lassen. Brigid hatte ohnedies eine neue Beschäftigung gefunden.
Sie war Schauspielerin geworden. Das alte Smock Alley Theatre hatte zwar inzwischen geschlossen, doch das in einer Nebenstraße der Dame Street genau zwischen Burg und Trinity College gelegene Crow Street Theatre war eine große, lebendige Bühne und zog Zuschauer aller Gesellschaftsschichten an. Die schlanke Brigid mit den schwarzen Haaren und den grünen Augen hatte dort schon bei ihrem ersten Auftritt beträchtliches Aufsehen erregt. Sie verfügte nach einiger Übung über eine angenehme, tragende Stimme und zeigte ein unerwartetes komödiantisches Talent. Sie war beliebt und ihre Vorstellungen waren gut besucht, zumal sie nur gelegentlich auftrat; ihre Kinder – zwei Jungen und zwei Mädchen im Alter von drei bis dreizehn Jahren – hatten für sie immer Vorrang.
Mit der neuen Rolle hatte sich auch ihre gesellschaftliche Stellung verändert. Die Dubliner Gesellschaft war freizügig und aufgeschlossen. Selbst in den vornehmsten Adelshäusern herrschte ein sehr viel unbeschwerterer Ton als in den stolzen Herrenhäusern Londons. An öffentlichen Versammlungsorten wie den Rotunda Gardens neben dem Entbindungsheim verkehrte die elegante Welt freizügig mit Kaufleuten und Händlern. War Brigid allein unterwegs, fand sie als schöne und begabte Schauspielerin an vielen Orten freundliche Aufnahme. Dass sie zufällig die Geliebte eines Gentleman war – nun, damit musste man bei Leuten rechnen, die mit dem Theater zu tun hatten. Schwieriger wurde es, wenn sie und Patrick als Paar auftraten. Georgiana fasste das Dilemma der respektablen Bewohner der georgianischen Häuserzeilen und Plätze einmal treffend zusammen: »Diese Leute haben das Gefühl, dass sie Brigid nicht als Patricks Freundin einladen können, und als seine Frau kann sie auch nicht gehen.«
Allerdings hatte Brigid sowieso kaum Interesse daran, Leute zu besuchen, die sie insgeheim verachtete. Sie mochte Georgiana, die gelegentlich kam, und sie hatte eigene Freundinnen, die sie nach Belieben besuchte. Wenn Patrick auswärts zum Essen eingeladen war, war sie erleichtert, dass sie ihn nicht begleiten musste.
Patrick zeigte sich zunächst vollkommen zufrieden damit, sie als Geliebte zu haben. Er hatte taktvoll aufgehört, um zwei Frauen zu werben, die beide gute Partien gewesen wären, allerdings nicht nur, weil er sich leidenschaftlich in das Dienstmädchen mit den grünen Augen verliebt hatte. Etwas in ihm sträubte sich gegen das Joch der Ehe, vielleicht nur der normale Eigennutz des Junggesellen, vielleicht aber auch das Bedürfnis nach mehr Freiheit und Ungebundenheit – ein Bedürfnis, das die Liebe zu diesem seltsamen Mädchen aus den Bergen ganz anders befriedigen konnte als geordnete eheliche Verhältnisse. Er hatte seitdem nicht aufgehört, Brigid leidenschaftlich zu lieben, und er hatte ihre Verwandlung von einem einsamen Mädchen zur selbstbewusst in der Öffentlichkeit auftretenden, schönen Frau erlebt. Sie hatte gut aussehende Kinder geboren und sie hingebungsvoll aufgezogen.
»Meinen Sie nicht, Sie sollten Brigid nach all den Jahren um der Kinder willen heiraten?«, fragte Georgiana ihn gelegentlich. Doch als er Brigid endlich die Heirat angeboten hatte, hatte diese ihn zu seiner Überraschung ausgelacht und sich geweigert.
»Die Menschen in Dublin tolerieren mich zwar«, hatte sie geantwortet, »aber sie vergessen nie, wer man ist. Für deine Freunde bin ich nach wie vor das Dienstmädchen, dessen Vater Tischler in Rathconan ist. Sie würden mich nie als deine Frau annehmen. Es ist besser für mich, wie es ist. Außerdem«, sie hatte gelächelt, »könnte ich dich so jederzeit verlassen und mit den Kindern in die Berge zurückkehren.« Er kannte ihren unbeugsamen Stolz und wusste, dass sie jedes Wort ernst meinte.
Jetzt, nachdem seine Kinder ihn liebevoll umarmt und über ihn geklettert waren, berichtete er Brigid von seiner Reise mit MacGowan und erzählte ihr, was zwischen ihm und ihren Eltern vorgefallen war.
Brigid hatte zwar immer geahnt, dass Patrick für die United Irishmen tätig war, doch bisher hatte er sie noch nicht eingeweiht.
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