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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Widerwillen.
    Sie waren alle gleich, diese Katholiken, dachte er. Spitzzüngig und hinterlistig, Jesuiten, wie sie im Buche standen. Er würde nie vergessen, wie John MacGowan sich für einen Protestanten ausgegeben hatte, um von den Ratsherren von Skinners Alley aufgenommen zu werden. Einmal ein Lügner, immer ein Lügner, glaubte zumindest Hercules. Und was Patrick betraf, so war seine Abneigung gegen den katholischen Cousin über die Jahre noch gewachsen. In jungen Jahren war er eifersüchtig auf die Zuneigung gewesen, die seine Mutter Patrick entgegenbrachte. Sie mochte ihn mehr als ihren eigenen Sohn, hatte er manchmal geargwöhnt. Später, als sein Großvater Patrick mit der Erbschaft bedachte, hatte er erkannt, dass sein Cousin nur deshalb bevorzugt wurde, weil er sich katholischer Ränke bediente. Verlogenheit, darauf lief alles hinaus. Für Patricks Versuch, ihn vor der Parlamentsdebatte zu einer anderen Meinung zu überreden, hatte er nur Verachtung übrig. Bildete der falsche Katholik sich wirklich ein, ihn mit scheinheiligen Appellen an seine Gutmütigkeit überreden zu können – ein Mann, der selbst seit Jahren mit einer Konkubine in Sünde lebte? Nein, Patrick war ein Niemand.
    Doch was machte er hier? Dass er MacGowan Glendalough gezeigt hätte, war ganz offensichtlich ein Märchen, mit dem er ihn verspotten wollte. Was steckte dahinter?
    Hercules stand mit seinem Misstrauen gegenüber den Katholiken nicht allein. Die Angst vor den unterdrückten Katholiken war in den herrschenden Kreisen so verbreitet, dass geradezu alles, was ein Katholik tat, als Anzeichen einer Verschwörung galt. Als es in Ulster zu Spannungen zwischen protestantischen und katholischen Textilarbeitern gekommen war und die Katholiken Gruppen so genannter Defenders gegründet hatten, um sich gegen den protestantischen Mob zu verteidigen, hatte die Regierung darin eine Verschwörung gesehen. In Reaktion darauf hatten die Defenders sich ausgebreitet und zu eben der umstürzlerischen Geheimgesellschaft entwickelt, vor der die Regierung Angst hatte. Auch einige ländliche Proteste gegen den hohen Zehnten und andere von der Kirche erhobene Abgaben waren schnell als Angriff der Katholiken auf Recht und Anstand beschimpft worden. Der Vorwurf war zwar aus der Luft gegriffen, doch Hercules wollte ihm glauben, obwohl die Ländereien seiner Familie in der betreffenden Gegend lagen und er es hätte besser wissen müssen.
    In den vergangenen drei Jahren war aus dieser Angst Panik geworden. Die katholischen Defenders schienen sich immer weiter auszubreiten und mit den United Irishmen zu verschmelzen. Wolfe Tone und seine Freunde führten zweifellos etwas im Schilde, nur was? In der Dubliner Burg zerbrach man sich vergeblich den Kopf. Würde das revolutionäre Frankreich versuchen, in Irland Unruhe zu schüren? Gut möglich, auch wenn eindeutige Beweise fehlten. FitzGibbon und die Troika gedachten freilich keineswegs tatenlos abzuwarten, bis es zu Unruhen kam. Sie ergriffen die Initiative. In den Kasernen exerzierten Soldaten. Sympathisanten der United Irishmen wurden durch Überfälle auf Mitglieder der Organisation abgeschreckt, Grundbesitzer zur Wachsamkeit angehalten. Neue Friedensrichter wurden ernannt und mit zusätzlichen Vollmachten für die Fahndung nach Verdächtigen und ihre Verhaftung ausgestattet.
    Die neue Entwicklung war auch der Grund für die Reise der beiden Männer. Hercules ritt nach Wexford. Zwar hatte sein Vater ihm sorglos wie immer versichert, in Wexford sei alles ruhig, doch Hercules wollte sich selbst davon überzeugen. Arthur Budge dagegen war in offizieller Mission unterwegs. Sein Vater drängte ihn schon seit längerem, nach Rathconan zurückzukehren und das Gut zu übernehmen. Jetzt hatte er die Behörden zudem gebeten, Arthur an seiner Stelle als örtlichen Friedensrichter zu ernennen. Arthur kehrte deshalb als Friedensrichter für einen Monat nach Rathconan zurück, um dort nach etwaigen Unruhestiftern Ausschau zu halten. Er hatte Hercules, mit dem er in Dublin freundschaftlich verkehrte, eingeladen, ihn zu begleiten und in Rathconan zu übernachten, bevor er seine Reise fortsetzte.
    Sobald sie an Patrick und MacGowan vorbeigeritten waren, wandte Hercules sich an seinen Gefährten.
    »Ich hasse die beiden«, sagte er. »Wenn es nach ihrem Willen ginge, würde Irland ins Chaos stürzen.«
    »Sie fürchten das Chaos«, erwiderte Budge grimmig. »Aber vergessen Sie nicht, ich fürchte etwas noch Schlimmeres.«
    »Was

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