Die Rebellen von Irland
Conall nach Dublin, und er berichtete, Mutter und Kind seien wohlauf, sie lebten zufrieden in Walshs Haus, und weder Patrick noch Brigid schienen an einer Veränderung der Situation interessiert.
Jahre vergingen. Brigid gebar weitere Kinder. Niemand schien Einwände zu haben und Deirdre konnte nichts dagegen tun.
Eines hatte sie allerdings nicht vorausgesehen: dass ihr Mann sich mit Walsh anfreunden würde.
Das erste Mal war Patrick auf dem Weg nach Glendalough durch Rathconan gekommen. Brigid und das kleine Baby hatten ihn begleitet. Sie sollten bei Brigids Eltern bleiben, während er die alte Klosterruine besuchte. Deirdre vermied es möglichst, mit ihm zu sprechen, doch als er Conall beiläufig fragte, ob er ihn begleiten wolle, stimmte dieser zu.
»Du kannst es offenbar nicht erwarten, einen Tag mit dem Mann zu verbringen, der das Leben deiner Tochter ruiniert hat«, sagte Deirdre vorwurfsvoll zu ihm.
Sie erfuhr nie, was an jenem Tag in Glendalough zwischen den beiden Männern vorging, doch bei ihrer Rückkehr war klar, dass sie sich angeregt unterhalten hatten. Danach war Patrick jedes Jahr im Sommer zurückgekehrt, und jedes Mal hatten die beiden Männer die Zwillingsseen besucht. Der Besuch war zu einem jährlichen Ritual geworden. Manchmal, wenn Brigid nicht reisen konnte, kam Patrick allein. Zu Deirdres Leidwesen aß er mit ihnen zu Abend und übernachtete am Abend seiner Ankunft in ihrer Hütte und dann noch einmal am Abend des Tages in Glendalough, bevor er am nächsten Morgen die Heimkehr antrat. Nach seiner Abreise fragte Deirdre Conall, über was sie während ihres gemeinsamen Ausflugs gesprochen hätten, und er antwortete ihr ausweichend. Doch wenn sie sich abfällig über Patrick äußerte, pflegte Conall ihn zu verteidigen. »Er ist ein Mann von großem Verstand«, sagte er etwa, oder: »Er hat das Herz am rechten Fleck.« Einmal sagte er sogar: »Er ist ein guter Katholik«, worauf Deirdre erwiderte: »Wenn er das wäre, hätte er deine Tochter geheiratet, statt sie als Konkubine zu benutzen.« Conall hatte darauf nur nachdenklich gesagt: »Jedenfalls liebt er Irland.«
Deirdre war froh, dass Patrick nur einmal im Jahr kam. Doch hatte sie über die Jahre immer stärker das Gefühl, dass ihr Mann sich auf eine schwer zu fassende, heimtückische Art von ihr entfernte. Das lag allerdings nicht nur an seinem Umgang mit Patrick. Noch eine andere Veränderung hatte sich in ihrem Leben ereignet.
Sie hatte sich zuerst gefreut, als Conall eines Abends zu ihr gesagt hatte: »Es ist wirklich schade, dass niemand mehr die Lieder deines Großvaters aufführt. Natürlich sind einige gedruckt worden, aber ich habe noch viel mehr aufgeschrieben. Und Geschichten gibt es auch von ihm, wunderbare Geschichten.«
»Vielleicht solltest du sie vortragen, Conall«, hatte Deirdre gesagt. »Ich wüsste nicht, wer das besser könnte.«
Also hatte er angefangen, sich abends wieder mit den Werken von Deirdres Großvater zu beschäftigen. Nach einer Weile hatte er die Nachbarn eingeladen und ihnen Gedichte und Geschichten vorgetragen, wie der Alte es früher getan hatte. Alle waren begeistert gewesen und die Kunde davon hatte die Runde gemacht. Einen Monat später war er zu einem Vortrag an einen einige Meilen entfernten Ort eingeladen worden, dann zu einem zweiten und einem dritten. Noch bevor ein Jahr vergangen war, verreiste er jeden Monat anderswohin. Manchmal war er gleich mehrere Tage weg.
Deirdre hatte nicht gewusst, ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht. Natürlich war sie stolz auf Conall und freute sich, dass auf diese Weise ihr Großvater wieder zu Ehren kam. Sie freute sich auch für ihren Mann. Sie wollte nicht, dass er seine Fähigkeiten vernachlässigte, und sie wusste, dass seine einsamen Wanderungen immer für ihn wichtig gewesen waren. Andererseits war er noch nie so viel gewandert, und sie fragte sich unwillkürlich, ob das am Ende mit ihr zu tun hatte. Brauchte er nach so vielen Jahren mehr Abstand? Waren die Auftritte nur ein Vorwand, um nicht mit ihr Zusammensein zu müssen? Ein- oder zweimal sprach sie ihn vorsichtig darauf an. Er schien darüber unglücklich und erbot sich sogar, nicht mehr wegzugehen. Das hatte sie einigermaßen beruhigt. Denn wann immer er zu Hause war, war er ein fürsorglicher, liebevoller Ehemann. Sie beschloss also, ihre unguten Gefühle zu begraben und sich zu freuen, dass die Nachbarn mit neuem Respekt von ihrem reisenden Mann sprachen.
Doch ein Vorfall vor
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