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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Angesichts der neuen Entwicklungen hatte Patrick allerdings das Gefühl, sie vor möglichen Gefahren warnen zu müssen. »Irgendwann«, erklärte er, »werden wir wahrscheinlich Waffen verteilen.«
    Brigid hörte ihm aufmerksam zu, und als er zu Ende gesprochen hatte, stellte sie nur eine Frage.
    »Glaubst du aufrichtig an das, was du tust, Patrick?«
    »Ja«, erwiderte er.
    »Dann denk dran, mir ein Gewehr zu geben, wenn es losgeht«, sagte sie.
     
    Georgianas Abendessen fand Anfang der folgenden Woche statt. Die Vorbereitungen waren nicht ganz unkompliziert gewesen.
    »Kann ich Doktor Emmet überhaupt einladen?«, hatte sie ihren Mann gefragt. »Er ist zwar ein Mensch ohne jeden Harm, doch war er immer Mitglied der Patrioten. Und Patrick? Was würde Hercules sagen, wenn sein Sohn bei uns Leute kennen lernt, die er verabscheut?«
    Doch Lord Mountwalsh hatte ihre Bedenken zerstreut.
    »In unserem Haus waren immer Menschen jeglichen Glaubens willkommen, vorausgesetzt, sie äußern ihre Überzeugungen mit der nötigen Zurückhaltung. Und das ändern wir nicht wegen Hercules. Außerdem wird der junge William auch am Trinity College Menschen der verschiedensten Überzeugungen kennen lernen. Und was Patrick betrifft: Hercules mag ihn vielleicht nicht, aber hin und wieder sollte William den Cousin schon sehen.«
    Am Morgen der Einladung klagte der Lord darüber, dass er schlecht geschlafen habe und ihm nicht wohl sei. Georgiana hatte gefragt, ob sie das Essen absagen solle.
    »Keineswegs, meine Liebe«, hatte er entschieden geantwortet. »Ich werde mich im türkischen Bad von Mr Joyce erholen.«
    In England war der Kurort Bath mit seinen über alten römischen Bädern erbauten Kuranlagen in Mode gekommen, und auch Dublin verfügte inzwischen über ein eigenes römisches Badehaus, das freilich der neuesten Mode entsprechend »türkisches Bad« genannt wurde. Gegründet hatte es ein Türke mit dem klangvollen Namen Doktor Borumborad. Er hatte mit seinem buschigen Bart und den orientalischen Gewändern einiges Aufsehen in Dublin erregt – bis er zuletzt die Verkleidung abgelegt hatte und zu einem Mr Patrick Joyce aus Kilkenny geworden war. Dem Erfolg seines Bades hatte das keinen Abbruch getan. Es enthielt die üblichen Dampfbäder und ein prächtiges Tauchbecken. Ein Freund hatte Mountwalsh einst zu einem Besuch überredet, und er war zu einem Stammgast geworden, der stets mit offenen Armen willkommen geheißen wurde. Am frühen Nachmittag kehrte er mit rosigen Wangen zu seiner Frau zurück.
    »Und jetzt, meine Liebe«, rief er munter, »freue ich mich auf unsere Gäste.«
    Als die Gäste am Abend eintrafen, begrüßte er Patrick besonders herzlich. Den eintreffenden Gästen präsentierte er stolz seinen jungen Enkel, der auch bei den Gesprächen im Salon vor dem Essen nicht von seiner Seite weichen durfte.
    Der grauhaarige, aber lebhafte Doktor Emmet hatte wie gewünscht seinen jüngsten Sohn mitgebracht. Georgiana hatte die beiden jungen Leute miteinander bekannt gemacht, sobald sie William von seinem Großvater lösen konnte.
    Es war interessant, die beiden nebeneinander zu sehen. Georgianas Enkel war der Größere der beiden. Robert Emmet war klein, mit einem Schopf schwarzer Haare und kleinen Augen, mit denen er seine Umgebung ruhig, aber hellwach musterte. Georgianas Enkel mit seinem breiten, offenen Gesicht wirkte neben ihm wie ein gutmütiger Hühnerhund neben einem schwarzhaarigen Terrier. Doch schien Robert Emmet angeregt mit ihm zu plaudern.
    Auch die anderen Gäste unterhielten sich lebhaft. Georgiana sah, wie Patrick ihre Tochter Eliza und Fitzgerald herzlich begrüßte und auch mit einigen anderen Gästen sprach. Dann vertiefte er sich in ein Gespräch mit Doktor Emmet.
    ***
    Patrick mochte den alten Emmet, den er auf knapp siebzig Jahre schätzte und der auf einem kleinen, aber schönen Anwesen im Süden der Stadt lebte. Er hatte jahrelang das mit der großzügigen Erbschaft von Dekan Swift gegründete Hospital geleitet und Patricks Vater gut gekannt. Er erzählte Patrick gern Anekdoten aus der Jugend seines Vaters. Dass Doktor Emmet die Anliegen der irischen Patrioten und Katholiken unterstützte, war allgemein bekannt. »Obwohl ich sagen muss, dass wir im jetzigen Klima nicht zu laut davon sprechen sollten«, bemerkte er zu Patrick. »Gefährliche Zeiten, Walsh, gefährliche Zeiten.«
    »Aha«, sagte Patrick unverbindlich. Der alte Emmet mochte mit den Patrioten und Katholiken sympathisieren, doch beim

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