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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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der Französischen Revolution und das ihrer Gegner. Unter den überzeugten Anhängern der revolutionären Ideale war es Mode geworden, sich die Haare nach dem Beispiel Lord Edward Fitzgeralds kurz zu schneiden. Croppies, Kurzhaarige, wurden sie von ihren konservativen Gegnern deshalb verächtlich genannt. Doch den meisten Studenten sah man nicht an, welchem Lager sie angehörten.
    Nach einigen Wochen merkte William freilich, dass man ganz leicht unterscheiden konnte, wer welche Sympathien hatte. Die Revolutionäre mieden ihn. Er beschloss, sich Robert Emmet anzuvertrauen.
    Trotz des peinlichen Vorfalls im Haus seiner Großeltern war der junge Emmet sehr freundlich zu ihm gewesen und hatte ihn kurz nach seiner Ankunft aufgesucht und ihn auch mit einigen netten Leuten bekannt gemacht. War er mit William allein, äußerte er sich immer sehr offen und vertraute ihm sogar sehr persönliche Dinge an. Allerdings mied er es, über Politik zu sprechen.
    »Warum meiden mich eigentlich so viele?«, fragte Patrick eines Tages Emmet ganz unverblümt.
    »Hm«, hatte Emmet nach einer Pause gesagt, »was glaubst du denn?«
    »Sie denken wahrscheinlich, weil Lord Mountwalsh mein Vater ist, müsste ich auch seine politischen Ansichten teilen.«
    »Und tust du das?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte William aufrichtig.
    Emmet betrachtete ihn neugierig. »Du sagst mir die Wahrheit?«
    »Ja.«
    »Willst du wissen, was sie wirklich denken? Sie halten dich für einen Spion. Sie glauben, alles, was sie sagen, erfährt sofort dein Vater und über ihn die Burg und die Troika.«
    William wurde rot und schlug die Augen nieder.
    »Ach so.« Er seufzte. »Und glaubst du das auch? Glaubst du, ich wäre zu einer solchen Gemeinheit fähig?«
    »Ich weiß es nicht. Du kannst uns das nicht vorwerfen.«
    »Nein.« William nickte traurig. Dann platzte er unglücklich heraus: »Aber ich würde lieber sterben als jemanden ausspionieren. Was kann ich denn tun?«
    »Nichts«, erwiderte sein Freund nüchtern. »Wenn du zu beweisen versuchst, dass du kein Spion bist, machst du die Leute nur noch misstrauischer. Hab einfach Geduld.«
    William ging also weiter seinem Studium nach und versuchte möglichst kein Aufsehen zu erregen. Die Weihnachtszeit kam, und Ende 1796 verbrachte er einige Wochen zu Hause. Er wusste immer noch nicht, welche Meinung er zu den wichtigen politischen Fragen hatte, und wollte über Weihnachten auch nicht darüber nachdenken. Doch da stürzte zwei Tage vor Heiligabend sein Vater aufgeregt ins Haus.
    »Es geht los«, rief er. »Ich habe es doch geahnt. Die Franzosen sind da. In Cork. Man hat die französische Flotte in der Bucht von Bantry gesichtet.«
    ***
    Wolfe Tone war mit seinen Bemühungen in Frankreich bemerkenswert erfolgreich gewesen. Er hatte das Direktorat, das die neue revolutionäre Republik regierte, so sehr für seine politischen Ziele eingenommen, dass es nicht nur eine symbolische Streitmacht, sondern eine ganze Flotte von dreiundvierzig Schiffen mit fünfzehntausend Soldaten entsandt hatte. Außerdem waren auf den Schiffen Waffen für fünfundvierzigtausend Mann. Und am wichtigsten war vielleicht, dass die Armee unter dem Befehl eines Generals namens Hoche stand. Lazare Hoche war der Rivale des neuen Sterns am Himmel der Republik, Napoleon Bonaparte. Wenn er Irland eroberte, konnte er den Emporkömmling Bonaparte damit womöglich ein für alle Mal ausstechen.
    Als die französische Flotte in See stach, war sie schon bald von Nebel eingehüllt. Der Nebel wurde immer dicker, und bald hatte die Hälfte der Schiffe die Orientierung verloren. Die andere Hälfte geriet in heftige Stürme. Als die Schiffe die Bucht von Bantry erreichten, konnten sie nicht landen. Täglich starrte Wolfe Tone durch die Gischt auf die irischen Berge, die sich quälend nah am Horizont hoben und senkten. Er hatte schon den Kapitän seines Schiffes dazu überredet, trotz des Wetters anzulegen, doch die anderen Schiffe folgten ihm nicht, und am fünften Tag kehrte die Flotte schließlich wieder um. Wäre das Wetter besser gewesen und hätte die ganze Streitmacht landen können, sie hätte womöglich erfolgreich gekämpft. So aber schützten die Naturgewalten Weihnachten 1796 die Herrschaft der Protestanten. Die Männer in der Dubliner Burg behaupteten denn auch sofort, darin zeige sich die Hand Gottes.
    ***
    Die französische Invasion war gescheitert. Doch als die Nachricht in Rathconan eintraf, war Conall nicht niedergeschlagen, sondern

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