Die Rebellen von Irland
Franzosen das nächste Mal kommen, werden sich so viele erheben, dass keine englische Streitmacht etwas gegen sie ausrichten wird.«
»Die Engländer sind entschlossen, uns zu vernichten, bevor dieser Fall eintritt«, sagte MacGowan. Tatsächlich zog eine britische Armee unter einem brutalen Befehlshaber namens Lake auf der Suche nach presbyterianischen oder katholischen Aufwieglern durch Ulster. »Sie verbreiten in Ulster Angst und Schrecken«, fuhr er fort. »Zwei Angehörige der mir bekannten Familie Law wurden verhaftet, einer davon, ein ehrbarer Mann, wurde ausgepeitscht. Unsere Leute in Belfast sind zum Teil stark verunsichert. Und wir sind als Nächste dran.«
»Das ändert sich alles, wenn die Franzosen kommen und der Aufstand beginnt«, versicherte Patrick.
»Wann wird das sein?«, fragte Conall.
»Wir werden es von Wolfe Tone erfahren, keine Sorge. Bis dahin bereitet euch vor.«
Bei seiner Rückkehr am folgenden Tag stellte Conall fest, dass Jonah Budge und zwei Dutzend seiner Freisassen kurz vor ihm eingetroffen waren. Jonah Budge sah vom Rücken seines Pferdes aus zu, wie seine Männer von Haus zu Haus gingen. Der alte Budge stand mit mürrischem Gesicht an seiner Seite. Jonah war hochgewachsen und hatte ein kantiges Gesicht.
»Wo waren Sie?«, fragte er Conall kurz angebunden.
»Ich habe meine Kinder in Dublin besucht«, erwiderte Conall ruhig.
»Ihr Haus wurde bereits durchsucht, Conall«, sagte der alte Budge mit einem verärgerten Blick auf seinen Sohn.
»Und haben Sie etwas Interessantes gefunden?«, fragte Conall unschuldig, doch Jonah Budge würdigte ihn keiner Antwort.
Auch in den anderen Häusern wurde nichts gefunden. Die Waffen waren gut versteckt.
»Ich habe meinem Sohn gesagt, es gäbe hier nichts zu finden«, brummte der alte Budge, nachdem Jonah und seine Männer gegangen waren. Er war sichtlich empört über die Unterstellung seines Sohnes, er könnte verdächtige Umtriebe unmittelbar vor seiner Nase übersehen haben.
»Das freut mich«, antwortete Conall wahrheitsgemäß.
»Ich wusste sowieso, dass Sie kein solcher Narr sein würden, Conall.« Der Gutsbesitzer klang fast schon vertraulich.
Conall berichtete Deirdre später von der Unterhaltung. Deirdre fand sie nicht lustig.
»Danken wir Gott, dass sie nichts gefunden haben, Conall«, sagte sie. »Aber ihr müsst euch nicht nur vor den Budges in Acht nehmen. Habe ich es nicht schon einmal gesagt? Behaltet Finn O’Byrne im Auge.«
»Du hast ein schreckliches Vorurteil gegen ihn«, erwiderte Conall. »Ich mag ihn auch nicht besonders, aber er steckt so tief drin wie wir alle.«
Conall schien Recht zu behalten. Im Herbst versorgte Finn weiterhin Conall eifrig mit Dingen, die er für nützlich hielt. Conall selbst unternahm weiterhin unbelästigt seine Fahrten nach Wicklow.
***
Die neue Militarisierung war sogar bis auf das abgeschirmte Gelände von Trinity College vorgedrungen. Das College hatte eine eigene Freiwilligentruppe aufgestellt. Studenten, die ihre herrschaftstreue Gesinnung zeigen wollten – und das waren viele –, konnten jetzt eine Uniform anziehen und nach Herzenslust exerzieren. Die Mitglieder der inzwischen verbotenen United Irishmen durften zwar nicht in der Öffentlichkeit auftreten, doch wurde es unter den Croppies und ihren Anhängern Mode, heimlich den illegalen Eid zu schwören. Das war gefährlich, romantisch und aufregend zugleich. Einige Studenten gebärdeten sich vor ihren Freunden auch so, als seien sie in alle möglichen revolutionären Umtriebe verwickelt, was in Wirklichkeit gar nicht stimmte.
Auf welcher Seite Robert Emmet stand, blieb offen. Einige glaubten, er habe den Eid abgelegt, andere nicht. William Walsh sagte nichts und schloss sich auch niemandem an.
In der zweiten Novemberwoche erhielt er Besuch von seinem Vater, zum ersten Mal. Lord Mountwalsh sah sich in seinem Zimmer um, begutachtete seine Bücher und schien zu billigen, was er sah, denn er lächelte.
»Ich hatte heute Morgen ein Gespräch mit Lord Clare, William. Wir sprachen über dich.«
FitzGibbon, der gefürchtete Anführer der Troika, war seit neuestem auch noch Lord Clare. Er regierte Irland und war daneben Vizekanzler des Trinity College, was offenbar bedeutete, dass er, wenngleich aus erhabener Höhe, seinen Adlerblick auch auf die geringsten der Studenten gerichtet hielt. William konnte sich allerdings nicht erklären, warum FitzGibbon sich ausgerechnet für ihn interessierte.
»Er sprach als Freund mit mir,
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