Die Rebellen von Irland
verspürte im Gegenteil neue Zuversicht.
»Ich hätte nie gedacht, dass die Franzosen überhaupt kommen«, gestand er Deirdre. Ende Januar besuchte er Patrick in Dublin und erfuhr, dass andere ähnlich dachten.
»Sie waren einmal da, sie kommen bestimmt wieder«, meinte Patrick. »Schon jetzt ist die Wirkung beträchtlich. Überall schöpfen die Menschen Hoffnung und stoßen zu uns. Bis zum Sommer haben wir eine über ganz Irland verteilte Armee, die bereit ist, loszuschlagen. Das einzige Problem ist, Waffen für sie zu beschaffen.«
Das absolute Waffenverbot für Katholiken war zwar 1793 aufgehoben worden, doch hatten die Katholiken hundert Jahre lang keine Waffen besitzen dürfen, und Musketen und Pistolen waren schwer zu bekommen.
»Wir werden unser Bestes tun«, hatte Conall ihm versprochen. Bei seiner Rückkehr nach Rathconan war ihm Hilfe von einer ganz unerwarteten Seite zuteil geworden.
Er hatte mit Finn O’Byrne über den Mangel an Waffen gesprochen und der kleine Mann mit der Haarmähne hatte eifrig genickt. Wenige Tage später hatte er stolz vor Conalls Tür gestanden, in den Händen ein in eine Decke eingewickeltes Bündel.
Das Bündel enthielt ein bemerkenswertes Sammelsurium: eine alte Pflugschar, zwei Sensen, das Blatt einer Axt und sogar einen alten metallenen Brustpanzer.
»Was willst du denn damit, Finn?«, fragte Conall.
»Suche einen guten Schmied, schmelze das Zeug und mach Spieße daraus. Du selbst bist Schreiner. Du könntest die Schäfte herstellen.«
»Stimmt.«
»Ich bringe noch mehr«, versprach Finn. Kaum eine Woche verging, ohne dass er mit irgendwelchem Metallschrott aufgetaucht wäre, den er in der Umgebung aufgetrieben hatte, darunter die kuriosesten Sachen, manche brauchbar, andere nicht. Conall nahm das Altmetall auf seinen monatlichen Fuhren nach Wicklow zusammen mit seinen Möbeln mit und brachte sie einem Schmied in der Stadt. Im Sommer waren an einem halben Dutzend Stellen in Rathconan dreißig Piken versteckt.
Der Landungsversuch der Franzosen hatte zwar die United Irishmen und ihre Freunde mit neuer Hoffnung erfüllt, er hatte aber auch noch zwei andere Folgen.
Wolfe Tone und seine Anhänger mochten mit den Katholiken zusammenarbeiten, um einen neuen, toleranten Staat zu schaffen, doch viele Presbyterianer der alten Schule aus Ulster lehnten eine Verbindung mit den Papisten nach wie vor ab – die Papisten waren schließlich immer noch die Handlanger des Antichristen. Um den wachsenden Einfluss der Papisten zu bekämpfen, gründeten sie eigene geheime Vereinigungen, die sie zum Gedenken an König Wilhelm III. von Oranien Oranier-Logen nannten. Als die Bedrohung durch eine Invasion wuchs, breiteten sich diese Logen über die Enklaven in Ulster hinaus aus.
Mehr Sorge bereitete Conall allerdings eine andere Entwicklung. Die Troika hatte in Garnisonsstädten wie Wicklow und Wexford zwar britische Soldaten und irische Milizen stehen, doch genügte ihr das nicht. Deshalb hatte sie eine dritte Kraft ins Leben gerufen, eine Freiwilligentruppe.
»Sie nennen sich Freisassen«, sagte Conall. »Ich sage Banditen dazu.«
Die Freisassen sollten als Mischung aus politischer Kraft und Bürgerwehr auf lokaler Ebene agieren. Der jeweilige Grundbesitzer rekrutierte und führte die Mitglieder an. Budges jüngerer Sohn Jonah befehligte die Truppe, die für das Gebiet zwischen Rathconan und Wicklow zuständig war. Da Arthur Budge Rathconan inzwischen häufig besuchte und sein alter Vater immer noch ein scharfes Auge auf Recht und Ordnung im Dorf hatte, auch wenn seine Schritte ein wenig steifer geworden waren, hatten Jonah Budge und seine Freisassen keinen Grund, die dörfliche Ruhe zu stören. Doch gab es mit ihnen noch mehr wachsame Augen, und Conall fürchtete stets, auf dem Weg nach Wicklow hinunter angehalten und durchsucht zu werden.
Das Frühjahr 1797 verstrich ohne besondere Vorfälle, und auch der Sommer begann ruhig. Im August reiste Conall für zwei Tage nach Dublin. Er besuchte seine beiden Söhne und wohnte bei Patrick und Brigid. Am Abend vor seiner Rückkehr kam John MacGowan und die drei Männer unterhielten sich einige Stunden lang. Die Stimmung war verhalten, doch Patrick zeigte sich zuversichtlich.
»Lord Edward schätzt, dass bis Jahresende eine halbe Million Männer in Irland den Eid geleistet haben werden«, sagte Patrick. Das war eine bemerkenswerte Zahl, da es inzwischen als Straftat galt, sich eidlich den United Irishmen zu verpflichten. »Wenn die
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