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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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vorherrschenden Südwestwinde große Regenmengen an den Bergen von Cork und Kerry abluden, fegten hier in Clare die Atlantikwinde ungehindert über Hügel und Moore, Steinfelder und Feuchtwiesen. Manchmal, an stürmischen Tagen, bogen sich die kleinen Dornensträucher und Bäume, die das Land sprenkelten, so im Wind, dass es Maureen nicht gewundert hätte, wenn sie sich von ihren Wurzeln losgerissen und, wie so viele Hexen, übermütig ins Innere der Insel geflogen wären.
    Unten am Shannon war der Boden fruchtbar. Hier, im Inneren der Grafschaft rings um die Marktstadt Ennis, war die Landschaft abwechslungsreich, der Boden aber verhältnismäßig unfruchtbar. Gleichwohl wurden hier Weizen und Hafer, Gerste und Flachs angebaut. Und natürlich Kartoffeln.
    Die Maddens lebten recht gut, obwohl sie nur ein paar Morgen Land hatten. Sie hielten eine Milchkuh, Schweine, ein paar Hühner und einen Hund. Außerdem besaßen sie einen Esel, der den Karren zog. Sie bauten hauptsächlich Gemüse und Kartoffeln an.
    Das stabile, zweistöckige Bauernhaus ihres Urgroßvaters stand noch. Eamonns Haus war bescheidener, ein lang gestrecktes, einstöckiges Cottage mit dicken Trockensteinmauern und Strohdach. Wie alle hier verfeuerten sie Torf, denn Torf gab es reichlich und Holz so gut wie gar nicht. Und wenn der Wind durch die Trockensteinmauern pfiff, so war das nicht weiter schlimm, denn das Klima in Clare war mild. Bis jetzt gab es in der Familie drei Kinder: Maureen, ihre jüngere Schwester Norah und ihren kleinen Bruder William. Ein weiteres Kind war unterwegs. Sie trugen gute Leinenhemden, die ihre Mutter genäht hatte, Kleider und Strümpfe aus Wolle und im Winter feste Stiefel. Sie konnten sich nicht beklagen.
    Und sie aßen gut, gewöhnlich dreimal am Tag. Wenn ihr Vater zum Markt fuhr, brachte er manchmal etwas Fleisch oder Fisch mit. Oft gab es Kohl oder ein anderes grünes Gemüse. Doch ihr Hauptnahrungsmittel, das sie alle gesund und bei Kräften hielt, war die nahrhafte Kartoffel.
    Die Kartoffel war ein Segen. »Ein Manna vom Himmel«, wie ihr Vater immer sagte. »Amerikas Geschenk an Irland.«
    Ihr Vater war ein kluger Mann. Er konnte lesen und schreiben und trug dafür Sorge, dass Maureen es ebenfalls lernte. Er war immer wissbegierig und lernte gern Neues hinzu. Und da sie sein ältestes Kind und sein Sohn noch ein Säugling war, unterhielt er sich gern mit ihr. Daher wusste sie, dass die Kartoffel vor vielen Generationen aus der Neuen Welt zu ihnen gelangt war. Als sie noch ein kleines Mädchen war, hatte er sie mit ihren Besonderheiten vertraut gemacht.
    »Siehst du das, Maureen?« Er hielt ihr eine Saatkartoffel hin, aus der kleine weiße Knospen sprossen wie kleine gekrümmte Hörner. »Nur ganz wenige Knollen bilden eigene Knospen aus, aber die Kartoffel tut es. Diese Knospen enthalten die Nährstoffe für die neuen Sprosse, die sich aus ihnen entwickeln. Die Sprosse wachsen zu Ausläufern mit eigenen Stängeln und Blättern aus, daraus entstehen die neuen Kartoffeln. Mehr brauchst du nicht zu tun: Du gräbst die Kartoffeln aus, behältst einige zum Pflanzen und legst sie im Frühjahr aus, dann bekommst du im Herbst eine neue Ernte. Und sie mögen unser mildes, feuchtes Wetter.«
    »Essen die Indianer in Amerika nur Kartoffeln, die sie in der Wildnis finden?«, fragte sie ihn einmal.
    »Das könnte man meinen. Aber so ist es nicht. Überlässt man sie sich selbst, drängen die Sprosse der Saatkartoffel nach oben zum Licht. Dann wachsen die neuen Kartoffeln dicht unter der Oberfläche und werden grün und bitter. Die würdest du nicht essen wollen. Deshalb lagern wir die Saatkartoffeln an einem dunklen Ort und häufen Erde darüber, sobald wir sie gepflanzt haben.«
    Ihr Land lag in felsigem Gelände. Aber man hatte die Steine von den Ackern ausgelesen und für Trockensteinwände verwendet, die stellenweise mehrere Fuß dick waren. Wie seine Nachbarn pflanzte Eamonn Madden Kartoffeln für eine frühe Ernte im August und eine spätere im Oktober oder November. Der Nährwert der Knollen war unvergleichlich. Zusammen mit etwas Butter und Milch, Gemüse oder Fisch konnten sie ein Volk von gesunden Riesen hervorbringen, vorausgesetzt natürlich, man aß genug davon. Und das taten die Iren. Wenn Eamonn Madden schwere Feldarbeit verrichtete, verzehrte er an einem einzigen Tag vierzehn bis fünfzehn Pfund Kartoffeln.
    Gab es etwas, das gegen den Anbau von Kartoffeln sprach?
    »Sie ist anfällig für Krankheiten«, räumte

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