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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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dass sie die kommenden Monate überlebten, denn er befürchtete, dass ihnen eine sehr schwere Zeit bevorstand.
    ***
    Und doch, so dachte Maureen, war etwas Wahres daran. Denn mehr als einmal hatte der kleine Daniel inzwischen einen Kohlkopf gestohlen. Die Bauernhöfe waren gut bewacht. »Aber ich bin klein«, sagte er stolz, »mich sehen die gar nicht.« Dass ein Madden stolz darauf war zu stehlen: Wie weit war es mit ihnen gekommen? Aber wie hätte er seiner Schwester sonst helfen können?
    Als Mary und Caitlin innerhalb eines Tages beide krank geworden waren, hatte Maureen gewusst, dass sie nicht mehr genesen würden. Sie konnte nicht sagen, warum. Vielleicht lag es einfach daran, dass sie schon so viele Kinder auf diese Weise hatte sterben sehen. Die Ruhr war jetzt weit verbreitet, und die Kinder waren körperlich so geschwächt, dass nur wenige gegen die Krankheit ankämpfen konnten. Maureen hatte für ihre Schwestern alles getan, was sie konnte. Sie hatte für Daniel gebetet und ihr Herz verhärtet. Und tatsächlich litt sie bei ihrem Tod nicht so sehr, wie sie eigentlich sollte, denn etwas in ihrem Innern hatte sich verschlossen und geweigert, noch mehr Schmerz zu ertragen. Der kleine Daniel war ziemlich still gewesen, und eines Tages fragte er sie mit großen Augen: »Werden Mary und Caitlin sterben?« Und sie konnte ihm nur darauf antworten: »Das liegt in Gottes Hand.« Nachdem sie gestorben waren, sprach er einen oder zwei Tage lang kein Wort. Aber dann fragte er sie nachdenklich: »Sind sie jetzt beim lieben Gott?«
    »Ja, das sind sie. Und bei unseren Eltern. Sie sind jetzt alle zusammen beim lieben Gott.«
    »Und wo ist der liebe Gott?«
    »Er ist im Himmel, Daniel.«
    Er hatte bedächtig genickt, als würde das alles erklären. »Ich habe mir schon gedacht, dass er hier nicht sein kann.«
    Als Mr Smith vorbeikam, um sich zu verabschieden, war sie sehr ruhig und höflich gewesen. Und als er ging, sah sie ihm lange nach und fragte sich, was nun, da die Suppenküchen schlossen, aus ihnen werden sollte. Als seine Gestalt sich auf der Straße entfernte, hatte sie das Gefühl, einen großen Verlust zu erleiden, und sie wünschte sich, er würde zurückkommen oder sich wenigstens nach ihnen umdrehen. Es war, als ob mit ihm auch ihre letzte Hoffnung schwand.
    Sie zuckte zusammen, als Daniel neben ihr sagte: »Es wäre schön, wenn du Mr Smith heiraten könntest, Maureen.«
    »Oh.« Sie hatte kurz aufgelacht. »Sei nicht albern, Daniel.«
    ***
    In den ersten Tagen nach der Schließung der Suppenküchen hatten Maureen ängstlich abgewartet, was geschehen würde. Sie konnten sich auf dem Markt etwas zu essen kaufen, da Nuala Geld gespart hatte. Aber eines Tages hatte sie bemerkt, dass ihre Schwester nachdenklich dreinblickte.
    Seit Nuala ihrem jetzigen Gewerbe nachging, hegte Maureen eine große Befürchtung. Das war nur natürlich. Was, wenn sich Nuala bei einem ihrer Männer mit einer Krankheit ansteckte? Sie wusste von Mädchen in der Stadt, denen dieses Unglück widerfahren war, und sie wusste auch, dass man ihnen im Spital gewöhnlich jede Hilfe verweigerte. Einige dieser Mädchen hatten deshalb kleinere Delikte begangen und sich absichtlich dabei erwischen lassen, damit sie ins Gefängnis kamen. Wenn man dort eine Geschlechtskrankheit bei ihnen feststellte, brachte man sie ins Gefängnissanatorium, wo sie blieben, bis sie geheilt waren. Für die Armen war das der beste Weg, in den Genuss einer Behandlung zu kommen. Hatte sich nun auch Nuala angesteckt? Trug sie sich mit dem Gedanken, ins Gefängnis zu gehen? Und abgesehen von der Schande, was sollte dann aus ihnen werden? Ein Tag verging, und am Abend nahm Maureen ihren ganzen Mut zusammen, um ihre Schwester zu fragen, doch bevor sie dazu kam, hatte Nuala schon das Wort ergriffen.
    »Wir müssen von hier fort, Maureen.«
    »Warum denn?«
    »Wenn wir nicht fortgehen, werden wir alle sterben. Das weiß ich.«
    »Was redest du da?«
    »Ich kann uns hier wegbringen.«
    »Wie denn?«
    »Ich kenne einen Mann, der mich mitnehmen würde. Er sagt, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn du und Daniel mitkämen.«
    »Aber dein Krämer lebt doch hier.«
    »Der ist es nicht. Ein anderer. Er geht nach Wexford zurück. Er sagt, dort sei es nicht so schlimm. Dort gebe es wenigstens etwas zu essen.«
    »Will er dich heiraten?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Darum geht es nicht, Maureen. Wenn er mich nur eine Weile versorgt …«
    »Wie lange kennst du ihn schon?«
    »Ein

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