Die Rebellen von Irland
Genfer Gewand so schwarz wie Tinte. Er überblickte die Menge, die ihn erwartungsvoll ansah, und breitete die Arme aus wie ein Racheengel. Er umklammerte den Kanzelrand, lehnte sich weit in den Raum, wie ein Raubvogel, der aus seinem Horst drängt.
»Ich bin nicht gekommen, euch Frieden zu bringen, sondern das Schwert«, rief er.
Die Worte des Herrn im zehnten Kapitel des Matthäus-Evangeliums. Die Furcht erregenden Worte des Erlösers. Die Gemeinde erschauerte.
Im Stuart-Zeitalter war eine Predigt etwas sehr Beeindruckendes; ein mächtiges Gebilde, das wie eine Kathedrale konstruiert war. Zuerst kamen die Grundmauern, der biblische Text. Auf diesem türmten sich wie Säulen, Bogengänge, Querschiffe und Kapellen verwandte Texte, gelehrte Anspielungen und Ausflüge in andere Themengebiete, denn die Gemeinde schätzte es, wenn ihr Prediger seine Gelehrsamkeit zur Schau stellte. Diese Variationen wurden wiederholt, verstärkt und aufeinander geschichtet. Und das nach allen Regeln der kraftvollen protestantischen Redekunst. So wurde ein riesiger rhetorischer Tempel errichtet, in dem die bescheidenen Worte der Autoren der heiligen Texte widerhallten und sich am Ende in der mächtigen Struktur beinahe verloren.
Warum, fragte Pincher seine Zuhörer, warum brachte der Erlöser nicht den Frieden? Weil das unmöglich war. Und das lag allein an seiner unendlichen Güte und Heiligkeit. Hier folgten einige gelehrte Verweise. Wie konnte es unmöglich sein? War denn für Gott nicht alles möglich? Alles, außer einer Sache, die er so bestimmt hatte: Es war ihm unmöglich zu sündigen. Aber wir Menschen kennen die Sünde. Pincher ließ seinen strengen Blick auf der Gemeinde ruhen. Sie kannten die Sünde. Der Mensch war sündig, seit die Schlange – es folgten einige gelehrte Verweise auf den Fürsten der Dunkelheit – Eva dazu verführt hatte, Adam zu versuchen. »Durch diesen ersten Ungehorsam Adams und die Früchte des verbotenen Baumes kam der Tod in diese Welt«, schrie er. »Und nie werden wir Frieden finden.« Erst, wenn die Welt endet und der Erlöser den Teufel für immer vernichtet, wird endlich Frieden herrschen. Die Sünde wird von uns weichen. Der einzige Weg, dem Teufel Herr zu werden, ist, ihn zu vernichten.
»Ich bin nicht gekommen, euch Frieden zu bringen, sondern das Schwert.«
Das Paradies war uns verschlossen. Wie Adam wandern wir durch eine Welt, in der überall die Fallen und Versuchungen – die verbotenen Früchte – des Teufels locken. Wer von diesen Früchten kostet, wird in die ewigen Feuer der Hölle fahren, aus denen es kein Entrinnen mehr gibt. Gott hatte Adam vor dem verbotenen Baum gewarnt, aber wir gefallenen Menschen dürfen nicht auf eine solche Warnung hoffen. Und oft sind die verbotenen Früchte des Teufels gar herrlich anzusehen. »Die Schlange ist listig und gerissen«, warnte er seine Zuhörer. »Der Teufel flüstert uns mit süßer Stimme seine Versuchungen ein.« Er bedient sich Eva, der ewigen Verführerin. Sie zeigt uns prächtige Früchte, deren innere Fäulnis verborgen bleibt. Wie sollen wir also die wahre Natur der Versucherin und des Baumes erkennen? Merket auf, verkündete Doktor Pincher. An den Früchten sollt ihr den Baum des Verderbens erkennen. Und nun legte er eine bedeutungsschwangere Pause ein und sah seine Zuhörer an.
»Es gibt einen Baum in dieser Welt«, schrie er dann unvermittelt, »dessen Früchte wir kennen.« Aberglauben, Götzendienst, Blasphemie und Heuchelei: Von welchem Baum sprach er? Welcher Baum trug solche Früchte? Natürlich die römische Kirche.
»Die römische Kirche, diese bemalte Hure mit ihrem Weihrauch und ihren Bildern, ihren Liturgien und ihrem Tand«, brüllte er. »Hütet euch vor der papistischen Eva, der Hure, der Isebel. Wendet euer Gesicht von ihr ab. Schlagt sie nieder! Ich bin nicht gekommen, euch den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.«
Ein solch rüder Angriff in Gegenwart so vieler katholischer Gentlemen war unerhört. Dies war keine Predigt mehr, sondern eine Kriegserklärung. Pincher befand sich jedoch in vollem Lauf und bewegte sich unaufhaltsam auf sein nächstes Thema zu.
Das Schwert, erinnerte er seine Zuhörer, war eine Waffe, die sauber trennte. Gutes wurde von Bösem getrennt, und die Entscheidung war endgültig und absolut. Hütet Euch, schrie er, glaubt nicht, dass ein Mann zwei Herren gleichzeitig dienen kann. Wer mit dem Bösen paktiert – hier warf er der Gemeinde einen schrecklichen Blick zu –, wird
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