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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Mädchen …«
    Walter schwieg. Er wusste genau, was passiert war. Es gab nur einen Ort, den Maurice unbedingt aufsuchen wollte. Also hatte er gewartet, bis er sich hinter dem Rücken seines Vaters davonschleichen konnte. Walter war wütend über die Hinterlist seines Sohnes, aber er war vernünftig genug, einzusehen, dass Jungen solchen Unfug eben machten. Aber seine Frau? Sie wagte es tatsächlich, Unwissenheit zu heucheln? Er starrte sie anklagend an, und sie zuckte zusammen und senkte schuldbewusst den Blick. Er nickte langsam. So war das also: Sie hatte gegen seinen ausdrücklichen Wunsch gehandelt und ihren Sohn zu ihrem Liebhaber geschickt. Tiefe, dumpfe Wut stieg in ihm auf. Er sah das Baby einen schrecklichen Augenblick lang an, dann verließ er ohne ein Wort den Raum.
    Als Maurice am nächsten Tag zurückkehrte, empfing ihn sein Vater gefährlich ruhig und fragte nicht einmal, wo er gewesen sei. Aber er teilte ihm mit, dass er nur mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis die Nacht außer Haus verbringen durfte und dass er ihm sein Pferd bis zum folgenden Weihnachtsfest wegnehmen würde. Dann schickte er ihn sofort in die Stadt, um für ihn Botengänge zu erledigen. Später hörte Anne von Maurice, dass O’Byrne so gesund und gut gelaunt war wie immer, und dass er irgendwann auch wieder einmal nach Dublin kommen würde.
    »Bald?«
    »Er hat keinen Termin genannt. Aber er schickt Ihnen seine besten Grüße.«
    In den folgenden Wochen war Walter Smith sehr beschäftigt. Anne hatte den Eindruck, dass er sich irgendwie verändert hatte. Sie war sich nicht sicher, ob er tatsächlich abgenommen hatte, denn sie sah ihn nie mehr nackt. Aber er wirkte bestimmter und härter in seinen Geschäften, als ob er ein für alle Mal entschieden hätte, dass er sie nicht brauchte.
    In der Zwischenzeit wartete sie auf eine Nachricht von Brian.
    ***
    Als Wentworths Beamte Doyle baten, an einer wichtigen Kommission teilzunehmen, nahm er an, dass sie sich an seine erfolgreiche Teilnahme an den Londoner Verhandlungen über die Gnadenerweise erinnerten, die vor mehr als einem Dutzend Jahren stattgefunden hatten. »Sie gelten als zuverlässiger Protestant der Kirche von Irland«, sagte ein Beamter zu ihm. »Wahrscheinlich sollte ich das als Kompliment betrachten«, sagte Doyle kurz danach verschmitzt zu seinem Cousin Orlando. Und obwohl es ihm widerstrebte, seine Familie so lange allein zu lassen, fuhr er fort: »Es wäre sehr unklug, abzulehnen.«
    So reiste er also eines Morgens im Sommer mit einer großen Gruppe aus der Dubliner Burg nach Norden ab. Er sollte fast einen Monat dort oben bleiben. Die Aufgabe der Kommission war sehr einfach: Sie sollten dafür sorgen, dass Ulster sich weiterhin ruhig verhielt.
    Als König Karl mit seiner nicht gerade sehr kampflustigen Armee im späten Frühjahr die schottische Grenze erreicht hatte, trafen sie auf den erbitterten Widerstand der Covenanters. Es war zu einigen Schlachten gekommen, aber Karl I. gewann keinen Boden und rief schließlich einen Waffenstillstand aus. Die Parteien standen sich in einer Pattsituation gegenüber. In der Zwischenzeit schielte der englische Kronrat besorgt nach Ulster und stellte die nahe liegende Frage:
    »Werden die Schotten in Ulster ebenfalls für Unruhe sorgen?«
    Doyle war fast gegen seinen Willen beeindruckt, als sie nach Norden ritten. Die Abgesandten und ihre Entourage waren bereits eine ansehnliche Gruppe, aber zusätzlich wurden sie noch von berittenen Soldaten, Fußsoldaten und Musketieren begleitet, die beinahe eine kleine Armee bildeten. Und sie waren nicht so ungeschliffen wie das Aufgebot, das der König so erfolglos gegen Schottland eingesetzt hatte, sondern gut ausgebildete Soldaten. Als Doyle seine Bewunderung einem Beamten gegenüber zum Ausdruck brachte, lächelte der Kerl: »Ich glaube, sie werden sogar die Presbyterianer überzeugen«, antwortete er.
    Als sie Ulster erreicht hatten, überraschte Doyle das Vorgehen der Kommission. Wentworth wollte den Frieden dadurch sichern, dass er die Schotten von Ulster zwang, einen Treueeid abzulegen. Das war keine neue Idee. Heinrich Viii. hatte dasselbe verlangt, als er mit dem Papst in Rom brach, und einige loyale Katholiken wie Sir Thomas More hatten ihre Ablehnung mit dem Leben bezahlt. Orlando Walsh und die anderen altenglischen Katholiken waren nur deshalb von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen, weil sie sich immer noch weigerten, diesen Eid abzulegen. Auch im traditionellen Irland waren

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