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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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waren. Sie waren überzeugt. Sie wissen. Besser kann ich es nicht erklären.«
    »Wenigstens herrscht da oben Friede, dafür müssen wir dankbar sein.«
    Doyle nickte nachdenklich, bevor er fortfuhr. Denn es gab einen bestimmten Grund, aus dem er sich entschlossen hatte, seinen katholischen Cousin zu besuchen.
    »Noch etwas, Orlando. Etwas hat mir in Ulster wirklich große Sorgen gemacht. Aber mit den Schotten hatte das nichts zu tun.«
    Schon während seiner Arbeit mit der Kommission war es ihm ein- oder zweimal aufgefallen, aber erst die Ausflüge, die er vor seiner Rückkehr allein unternahm, hatten ihn nachdenklich gestimmt. Es war ihm ohne Mühe gelungen, alle wichtigen Männer von Ulster zu treffen, mit denen er sprechen wollte. Die Engländer betrachteten ihn als Vertrauensperson; die Iren wussten von seiner Verbindung zu katholischen Familien. Manche waren höflich und wachsam, andere sprachen offen mit ihm. Die Sache war niemals direkt ausgesprochen worden, aber er hatte einen sehr deutlichen Eindruck mitgenommen. Er fuhr fort:
    »Ich mache mir Sorgen darüber, wie sich die Unruhe auf die Iren auswirken wird.« Orlando zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Ich spreche von den königstreuen irischen Grundbesitzern, zu denen auch Sir Phelim O’Neill und Lord Maguire gehören. Von den Erben der alten irischen Prinzen, die nach der Flucht der Grafen mit ansehen mussten, wie die Engländer ihr Land und das Land ihrer Freunde konfiszierten. Trotzdem haben sie sich mit dem neuen Regime mehr oder weniger arrangiert. Sie sitzen im irischen Parlament. Sie haben ihre Würde und ihren alten Status zumindest teilweise behalten. Ich habe mit diesen Männern gesprochen und sie beobachtet, Orlando.«
    »Und was hast du herausgefunden?«
    »Ich glaube, sie warten ab. Sie sehen, dass Wentworth zwar mächtig, König Karl aber schwach ist. Das haben die Schotten mit ihrem Covenant bewiesen. Außerdem sehen sie, dass die Protestanten inzwischen gegeneinander kämpfen.«
    »Und welche Schlussfolgerungen ziehen sie aus ihren Beobachtungen?«
    »Meiner Meinung nach zwei: Die erste und harmlosere wäre, dass sie die Schwäche des Königs dazu nutzen werden, bessere Bedingungen für sich auszuhandeln. Sie sind wahrscheinlich erfreut über die presbyterianische Rebellion in Schottland, denn dadurch werden loyale Katholiken für den König immer wichtiger.«
    »Und die zweite?«
    »Vor der zweiten habe ich viel mehr Angst. Sie fragen sich womöglich, warum sie nicht selbst einen Covenant gründen sollten. Einen katholischen. Vielleicht wäre der König zu schwach, um sie aufzuhalten.«
    »Wentworth könnte es aber.«
    »Wahrscheinlich. Aber eines Tages …«
    »Wird Wentworth nicht mehr hier sein.« Orlando nickte. »Und du fragst dich, ob ich als Katholik vielleicht etwas darüber weiß. Als loyaler Katholik, wohlgemerkt.«
    »Du hast es erraten.« Genau das fragte sich Cousin Doyle. Er beobachtete seinen Cousin. Der seufzte.
    »Was das Erstere betrifft – den König unter Druck zu setzen, damit er seine loyalen katholischen Untertanen besser würdigt –, so habe ich schon immer gesagt: Es gibt viele irische Gentlemen, die sich um des lieben Friedens willen einer solchen Sache anschließen würden. Aber was Letzteres angeht – und du sprichst da ja von einem Aufstand wie unter Tyrone –, so sage ich dir, dass ich nichts davon gehört habe. Hand aufs Herz. Vielleicht setzen viele Iren ihre Hoffnungen auf die Zukunft in diese Möglichkeit, aber ich wäre entschieden dagegen. Die Altengländer müssen ihrem König treu bleiben. Das ist ihre wichtigste Aufgabe.«
    Seine Worte trösteten Doyle ein wenig, und bald danach ging er schlafen. Aber Orlando blieb noch eine Zeit lang wach. Und als er über Doyles Worte nachdachte, reisten seine Gedanken zurück in seine Kindheit, und die Erinnerung an die uralten irischen Stammesführer stieg in ihm auf, deren Namen einen magischen Klang hatten. Ja, sie waren auf den Kontinent geflohen. Aber ihre Magie war nicht mit ihnen verschwunden, denn ihre Erben lebten weiter. Die O’Neills, die O’Mores … die Prinzen von Irland. Und während er versonnen an sie dachte, kam ihm plötzlich ein neuer Gedanke: Ich frage mich, was O’Byrne über die Sache weiß.
    ***
    Im September kam Mary Walsh auf die Idee, Walter Smith und Anne für zwei Tage nach Fingal einzuladen. Den kleinen Daniel brachten sie mit, Maurice aber blieb zu Hause. »Er hat nun mal kein Pferd mehr«, sagte Walter trocken. »Also muss

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