Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
Vorübergehen durchschnitt er Holz wie Luft. Die schwarzen Augen traten ihm vor Wut und Wahnsinn aus dem Kopf. Nichts schien ihn aufhalten zu können. Elea verteidigte sich, so gut sie konnte, duckte sich in letzter Sekunde unter Hieben hinweg oder parierte sie mühsam mit dem Schwert, stieß abermals sämtliche Möbel und Vasen beiseite und trat die hohen Kerzenleuchter um. Sie geriet in Panik und außer Atem– sie war erschöpft.
Als die Tür, die sie zu erreichen versuchte, aufschwang und einen von Kortas kräftigen Schlägern enthüllte, spürte sie ihr Ende nahen. Sie wich zurück und sah verzweifelt nach rechts, zu Prinzessin Elisas Bett hin. So kurz vor dem Ziel zu sterben. Was für ein Hohn!
Elea trug das Heilmittel noch immer im Ärmel. Sie konnte es Prinzessin Eline nicht mehr geben, aber sie konnte es immer noch unauffällig in Elisas Nähe zurücklassen. Zumindest konnte sie es ja versuchen, bevor Korta sie einholte. Eine letzte Geste, ein letztes Aufbäumen, eine letzte Hoffnung– die letzte, die Jorans Worten nach Besiegten blieb.
Der Herzog glaubte zu verstehen, dass sie versuchte, umzukehren, um an Elisas Bett vorbei zu fliehen. Als die junge Frau hinlief, rannte er eilig los, um als Erster auf der anderen Seite zu sein.
Elea sprang über Elisa hinweg, rollte sich über die Schulter ab und ließ in der Bewegung rasch die flache Phiole unter den Nacken der schlafenden Prinzessin gleiten. Der reglose Körper wurde durchgeschüttelt, als Elea daneben landete. Der verschleierte Kopf sank zur richtigen Seite und verbarg die kleine Phiole. Elea stürzte schwer zu Boden, das Schwert immer noch vor sich hingestreckt. Aber sie ließ es beinahe sofort vor Schmerzen los, da Korta einen hinterhältigen Schlag gegen ihre Hand führte.
Elea glaubte schon, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hätte, als ihr Schwert auf die kalten Bodenplatten fiel. Sie wich noch einmal zurück, halb über ihre blutende Hand gebeugt. Es gab keinen Fluchtweg mehr, sie hatte keine Waffe. Der Letzte Kampf würde niemals stattfinden. Korta hatte sein Schwert auf ihre Kehle gerichtet. Eleas Herzschlag beschleunigte sich ein wenig, als ihr Rücken an die Wand stieß. Alles war zu Ende, und das war allein ihre Schuld. Sie würde Andin nie wiedersehen. Der Tod durchdrang sie schon, sie zitterte vor Kälte und Angst, die Augen waren weit aufgerissen und auf ihren Mörder gerichtet.
Ihr Blick ließ Korta erstarren. Eine Träne strömte über ihr Gesicht, das zu jung war, um zu sterben. Trotz aller Warnungen Ibbaks unterlag der Herzog der Macht der Feen. Es gelang ihm nicht, die junge Frau zu töten, sein Schwert konnte nicht in die dargebotene Kehle dringen. Er wollte, dass sie ihm gehörte. Er musste sie besitzen!
Mit ausdrucksloser Miene durchschnitt er die goldene Kette und ließ sie in seine Hand gleiten. Elea glaubte, die Beine würden unter ihr nachgeben. Der Herzog trat zurück. Er befahl der menschlichen Statue, die die Tür bewachte, die junge Frau zu fesseln. Elea senkte den Blick, als der Strick um ihre Handgelenke festgezogen wurde, aber sie hielt das Gesicht ohne Unterlass Korta zugewandt, da sie nicht verstand, was er vorhatte.
Als der Herzog Elea in Elines Zimmer schleifte, fügten sich die Gedanken in ihrem Kopf nicht mehr wie gewöhnlich zusammen. Irgendetwas entging ihr, irgendetwas entsetzte sie… Der Tod entfernte sich von ihr, aber sie spürte jetzt, wie ein schädliches Wesen, das beinahe noch erschreckender war, sie mit seinen Klauen umfing. Vielleicht lag es an der Dunkelheit? Nur der Kamin und die Kerze auf dem Fenstersims spendeten noch Licht.
Prinzessin Eline weinte, als sie ihre Schwester als Gefangene sah. Sie wäre gern zu ihr gelaufen, aber der Schläger umklammerte brutal ihre Handgelenke. All die Jahre der Erpressung hatten die Prinzessin zu einer gebrochenen Frau gemacht; der Verlust ihrer letzten Hoffnung streckte sie vollends nieder. Ihr Zustand erregte Eleas Mitleid. Wie konnte sie ihr zu verstehen geben, dass die Phiole sich neben Elisas Gesicht befand?
Elea musterte Korta. Dieser Mann, der sie mit derart einschüchternder Miene betrachtete, flößte ihr nichts als Furcht ein. Er schien alles vernichten oder mit Gewalt in seinen Besitz bringen zu können. Ein eisiger Schauer durchlief die junge Frau. Sie musste fliehen! Das am weitesten entfernte Fenster, aus dem das Seil hing, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein törichtes, ja, wahnwitziges Risiko…
» Prinzessin Eline«, begann
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