Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
bin, habe ich den Eindruck, in eine Geschichte hineingezogen zu werden, die immer wichtiger wird– und zugleich immer persönlicher. Ich werde meine Schlacht gegen Akal bekommen, aber das ist nicht die Nachricht, die ich Utahn Qashiltar mit der größten Freude überbringen werde. Ich werde all deine Geheimnisse herausfinden, aber die höchste Befriedigung wird mir dein Widerstand verschaffen.«
Elea hörte, wie Steine einer schwenkbaren Wand beiseiteglitten; die Höhle wurde heller, und Korta trat ein. Muht stand auf. Er nahm seinen Schemel, entfernte sich von der jungen Frau und stützte sich auf den Tisch. Es interessierte ihn sehr, wie sich die Dinge entwickeln würden.
Die letzte Amalyse
Mithilfe zweier Fackeln, die er bei sich trug, entzündete Korta diejenigen, die entlang der Wand angebracht waren: Die Höhle schien in Brand zu geraten. Elea hatte den Eindruck, sich inmitten von Feuersglut zu befinden. Schatten glitten um sie herum. Sie jagten ihr ebenso viel Angst ein wie Muhts Anwesenheit. Also verfolgte Elea aufmerksam die theatralischen Vorbereitungen und konzentrierte sich auf die Flammen, um in ihnen ein wenig Wärme zu finden.
Korta trat an sie heran. Mit einem knappen Fußtritt stieß er das Rad dort an, wo Eleas Knöchel angebunden waren. Schlagartig fand Elea sich aufrecht vor ihm wieder. Der Ruck sorgte dafür, dass ihr Körpergewicht ihre Arme ein wenig weiter streckte. Die Fesseln an ihren Handgelenken zogen sich enger zusammen. Elea verschlug es den Atem; sie stieß sich den Kopf am Holz. Ein kleines Wimmern entschlüpfte ihr. Fieberhaft versuchte sie, irgendetwas zu finden, worauf sie die Fersen stützen konnte, um ihre Arme zu entlasten.
Korta war wie versteinert und musterte sie kalt.
»Gib mir deine letzte Amalyse«, befahl er.
Die Pflanze breitete sich auf dem Gesicht der jungen Frau aus, um ihre gemeinsame Ablehnung kundzutun. Muht sah, wie sie sich im Geiste aufrichtete: Sie würde dem Herzog bis zuletzt Widerstand leisten! Korta biss die Zähne zusammen. Er tat, als wolle er sich umdrehen und versetzte dem Rad hinterhältig einen weiteren Tritt. Der Mechanismus wurde entriegelt und Elea sauste in ihre ursprüngliche Position zurück. Ihr Kopf prallte so heftig auf das Holz, dass sie beinahe wieder das Bewusstsein verloren hätte, aber die Schmerzen in ihren Handgelenken hielten sie wach.
»Noch einmal: Gib mir diese Amalyse.«
Elea spannte sämtliche Muskeln an und rührte sich nicht. Das Rad stellte sich abermals senkrecht, so dass die Stricke erneut an ihren Händen rissen.
Unwiderstehlicher Widerstand, dachte Muht.
»Ich werde sie nicht noch einmal von dir verlangen«, warnte Korta. »Du hast fünf Sekunden, um dich zu entscheiden, ob du mir gehorchen oder leiden willst.«
Elea wusste, dass sie ohnehin gefoltert werden würde.
»Sie wird nicht nachgeben«, antwortete Muht, um diesen uninteressanten Abschnitt abzukürzen.
Korta streifte Handschuhe über, zog eine Phiole hervor und tränkte mit ihrem Inhalt ein Tuch. Er kehrte zu der jungen Frau zurück.
»Nun?«
Elea antwortete nicht.
Mit aller Kraft ohrfeigte Korta sie mit dem feuchten Lappen. Elea hatte die Gesichts- und Halsmuskeln angespannt; der Schlag traf sie nicht so heftig, wie er geführt worden war. Aber warum hatte Korta das überhaupt getan? Elea nahm ein rotes Funkeln in seinen Augen und morbides Interesse in Muhts Blick wahr.
Was hatte er angerichtet? Womit war dieses Tuch getränkt gewesen?
Der Schmerz traf sie von einem Augenblick auf den anderen, so heftig, dass sie glaubte, davon ohnmächtig zu werden. Ihr erster Schrei erfüllte die große unterirdische Höhle. Die Amalyse hatte dieses tiefe Leid ebenfalls gespürt: Sie wurde schwarz vor Wut. Plötzlich wurde sie sich ihrer Natur wieder bewusst und warf sich Korta an die Kehle. Aber mit einer furchtlosen Gebärde löste der Herzog sie von seinem Hals und schüttelte sie wie eine schlaffe Masse über einem Fass ab, dessen Deckel er danach wieder schloss.
Eleas Atem ging stoßweise, während sie versuchte, die Vorgänge zu verstehen. Über ihre brennende Wange strömten Blut und Tränen.
»Jetzt stehen sämtliche Amalysen unter der Kontrolle des Hexergeists Ibbak«, erklärte Korta befriedigt. »Versuch nicht mehr, nach ihnen zu rufen. Du stinkst nach Tod und Hass. Sie haben Befehl, dich zu töten. Es hat keinen Sinn, an Flucht zu denken«, fügte er lächelnd hinzu.
Gleichgültig zog er die Handschuhe aus und wandte sich wieder der jungen Frau
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