Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
Gesicht.
Schlagartig hatte sie das Bedürfnis zu fliehen und spürte die Schmerzen in den Handgelenken nicht mehr: Sie riss an ihren Fesseln und bäumte sich heftig auf, um sie zu lösen, aber es war vergebens.
Muht wollte gerade in dieses Zerrbild von Liebe eingreifen, als er bemerkte, dass immer mehr roter Rauch langsam ins Zimmer eindrang, fast unsichtbar aufgrund der Spiegelungen der Flammen im Stein. Er wich zurück, denn der Geist, der erschien, versetzte ihn in Angst und Schrecken. Muht hatte schon den Kopf gesenkt, als der rote Rauch sich oberhalb von Korta zusammenzog.
»Ich glaube, sie lehnt ab«, verkündete Ibbak mit Bedacht.
Dieses sonderbare, dämonische Maul ließ Elea erstarren. Ihr Verstand begriff in einem tragischen Aufblitzen, was sie vor sich hatte. Der Fäulnisgeruch gestattete ihr keinen Zweifel daran.
Aber Kortas Begehren duldete keine Ablehnung. Er wischte sich zornig das Gesicht ab und packte die junge Frau am Hals.
»Sie wird sich nicht widersetzen, wenn ich ihr einen Befehl erteile!«
Blitzschnell packte er den Kragen des schwarzen Wamses und riss es bis unten hin auf. Das Kleidungsstück enthüllte eine nackte, junge Brust, weiß wie jungfräulicher Schnee, der noch nicht von der Sonne und auch noch von keinem Blick berührt worden war. Elea begann zu schreien.
Kortas Hände verfingen sich in einem Strudel aus rotem Rauch, bevor sie die Haut, die er so begehrte, erreichen konnten.
»Tu hast versagt«, stellte Ibbak fest und schleifte ihn gewaltsam von der jungen Frau fort. »Ich hatte dir genug Zeit gelassen, um sie entweder zu töten oder zu überzeugen!«
»Gebt mir noch ein paar Minuten!«, zürnte Korta in seiner Raserei.
»Du solltest deine Zeit lieber besser nutzen. Jetzt gehört sie mir! Jetzt gehört sie uns! Muht, tritt vor und sieh für mich! Lies gut. Ich will einen vollständigen Bericht.«
Der Scylenkrieger gehorchte ohne Säumen, vermied es jedoch, den Blick zu der Gottheit zu heben. Korta machte ihm nur widerwillig Platz. Es fiel ihm sehr schwer sich zu beruhigen. Der Zorn schnürte ihm die Eingeweide zusammen, aber der Kampf gegen den Geist war zum Scheitern verurteilt.
»Arme Närrin!«, rief er dem Mädchen-mit-den-blauen-Augen zu. »Du hattest die Wahl, mir zu gehorchen oder zu leiden! Ich habe dir meinen Schutz und meinen Rang angeboten! Du ziehst den Schmerz vor! Nun gut– wie du willst! Leide, erdulde namenlose Schmerzen, ohne verletzt zu werden und ohne zu sterben!«
Er ließ einen Hebel einrasten und das Rad begann langsam, sich um sich selbst zu drehen. Elea spürte, wie ihre Gliedmaßen in alle Richtungen gerissen wurden. Der Rauch näherte sich der verängstigten jungen Frau, und so weit die Echos der Höhlen des Etelbergs trugen, hörte man langgezogene, entsetzliche Schreie.
Ein vierter roter Blitz hatte die Burggräben einen Augenblick lang erleuchtet. Das Zornesgrollen der Sarikeln war laut geworden. Trotz aller Kunst des Oberalchemisten von Akal hatten sich ihre Tentakel nicht so weit entfernt, wie Erwan gehofft hatte.
»Heute Abend wirken sie noch angriffslustiger als sonst«, bemerkte er besorgt. Er stand auf der ersten Ringmauer.
»Wir geben uns damit zufrieden«, flüsterte Ceban ihm zu, packte ein Seil und ließ sich die Mauer hinabgleiten.
Sein Schwert schrammte am Stein entlang, und seine Stiefel brachten ein dumpfes Geräusch hervor, als er auf dem Boot landete, das Joran steuerte.
»Mach dir keine Sorgen um mich«, sagte Imma, als sie begriff, weshalb der Akaler so beklommen war. »Mit Männern wie euch an meiner Seite fürchte ich nicht einmal die Sarikeln!«
»Wir sind dran«, verkündete Andin und reichte ihr einen Lederriemen, um sie abzusichern.
Joran hatte sich entschlossen, den jungen Mann zu heilen, und der wollte nicht viel Aufhebens um seinen Muskelkater machen.
Die blinde Hexe klammerte sich an seinen Hals, erreichte so das Boot und sank darin nieder. Erwan war der letzte, der am Seil herabkletterte. Theon und Allan hatten sich bereit erklärt zurückzubleiben, obwohl sie unter ihrer Untätigkeit genauso litten wie der Riese in seinem Bett. Mut, Herz, Wissen und Entschlossenheit gingen an Bord. Als Erwan hinten saß und Andin und Ceban sich an den Seiten niedergelassen und Imma in die Mitte genommen hatten, packte Joran endlich das Seil vor dem Boot mit den Klauen und begann, es durch die schmale Gasse zu ziehen, die die Sarikeln geräumt hatten. Tentakel wagten es, sich nach ihnen auszustrecken. Zwei oder drei
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