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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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sagte er vorwurfsvoll. »Vor dem Gotteshaus!«
    »Der Ungläubige will hinein!«
    »Gottes Haus steht jedem offen«, erklärte Pappas Mavros, machte die Tür frei und forderte Hussein Pascha auf einzutreten. Die Türken mit den Dolchen beachtete er nicht, wartete aber, bis auch die murrenden bewaffneten Griechen die Kirche betreten hatten.
    Nach der Trauerfeier, die er sehr eindrucksvoll fand, ging Hussein Pascha nicht mit zur Grabstätte. Er wollte warten, bis alle Trauergäste die Kirche verlassen hatten und dann unauffällig verschwinden. Aber zu seiner Überraschung trat eine der Töchter des Toten auf ihn zu. Er blickte in große dunkelbraune Augen unter fein geschwungenen Brauen.
    »Effendi«, sprach ihn Mando mit sanfter Stimme auf Türkisch an, »wollen Sie uns helfen die hundertste Tür zu finden?«
    Noch nie im Leben war sich Hussein Pascha so fehl am Platz vorgekommen.
    Am selben Nachmittag verabschiedete sich Jakinthos von Mando. Er hielt ihre Hand etwas länger als nötig und hoffte, dass sie seine Absichten, die er aus Schicklichkeitsgründen noch nicht äußern konnte, in seinen Augen las.
    »Wo fahren Sie jetzt hin?«, erkundigte sich Mando.
    »Wie geplant nach Mykonos weiter.« Er machte eine Pause und drückte ihre Hand noch einmal fest, ehe er sie losließ. »Ich werde mich dort niederlassen. Mein älterer Bruder hat den väterlichen Betrieb in Hydra übernommen. Ich möchte nicht unter ihm arbeiten und da es auf einem Schiff keine zwei Kapitäne geben kann, werde ich mich um unsere Flotte und Grundstücke auf Mykonos kümmern, vor allem um meine Weinfelder, da liegt einiges im Argen.«
    »Wieso?«, fragte Mando und dachte an die Rebenfelder der Mavrojenous-Familie in Mykonos.
    »Meinen Pächtern ist offenbar mehr an Quantität als an Qualität gelegen. Der gute Ruf des Mykonos-Weins ist dahin. Unsere Abnehmer klagen, er sei zu stark mit Wasser versetzt.«
    Mando lachte. »Wieder einmal werden die Mykoniaten ihrem Ruf als Freibeuter gerecht!«
    Er drohte ihr mit dem Zeigefinger. »So sollten Sie aber nicht über die Insel Ihrer Vorfahren sprechen!«
    »Die wahrscheinlich auch als Piraten zu ihrem Vermögen gekommen sind!«
    »Gut, dass Ihre Mutter uns nicht hört!«
    »Die wäre außer sich. Für sie fängt die Familiengeschichte erst mit der Erhebung in den Adelsstand an.«
    »Bei uns allen fließt Korsarenblut in den Adern, aber wir tun gut daran, das zu verschweigen«, meinte Jakinthos und fügte hinzu: »Ich habe Ihre Mutter gefragt, ob ich der Familie gelegentlich wieder meine Aufwartung machen darf. Wenn die Winde günstig wehen, kann ich in fast einer Stunde von Mykonos aus hier sein.«
    »Bei klarer Sicht könnten wir uns zuwinken«, lächelte Mando.
    »Dafür müssten Sie sich aber in den Norden von Paros begeben. Von den Hügeln Naoussas aus sehen Sie dann die Südküste von Mykonos.«
    »Bitte erwarten Sie nicht, dass ich ein weißes Laken hisse«, bemerkte Mando, die erst am nächsten Abend, nach der Ankunft ihrer Brüder Antonio und Stefano, erfahren sollte, dass ihre Tage auf Paros gezählt waren.
    Pappas Mavros hatte zu einem Familienrat ins Wohnzimmer gebeten. Cousin Marcus wollte sich höflich zurückziehen, aber der Pope schüttelte den Kopf.
    »Du wirst wahrscheinlich irgendwann einmal das Haupt der Mavrojenous-Familie auf den Kykladen sein«, beschied er ihn, »schon aus diesem Grund ist deine Anwesenheit erwünscht.«
    Nachdem sich alle gesetzt hatten, öffnete Pappas Mavros einen Umschlag.
    »Als hätte er geahnt, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde, hat mir Nikolaos Mavrojenous dieses Papier vor wenigen Wochen zukommen lassen. Es enthält sein Testament. Vorweg möchte ich noch mitteilen, dass er mich bis zu deren Eheschließung zum Vormund von Magdalini Mavrojenous bestellt hat.«
    Überrascht blickte Mando auf. Sie hatte damit gerechnet, dass sie entweder zu einem der unzähligen Brüder ihres Vaters oder sogar zu einem ihrer eigenen Brüder hätte ziehen müssen. Beide Vorstellungen waren so grauenhaft, dass ihr als Ausweg nur die Ehe eingefallen war. Länger als ein Jahr würde sie trotz des Todesfalls wohl nicht warten müssen, da sie immerhin schon einundzwanzig Lenze zählte. Als Kandidat käme Jakinthos in Frage, der jetzt seinen eigenen Hausstand gründete und daher auf Brautschau sein musste. Ihr war nicht entgangen, dass sie einen gewissen Eindruck auf ihn gemacht hatte.
    Aber die Entscheidung ihres Vaters änderte alles, auch wenn sie nicht recht

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