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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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verstand, warum er sie Pappas Mavros anvertraut hatte, der nur ein Cousin ihrer Mutter war. Aber sie erinnerte sich, dass die beiden Männer vor allem in den vergangenen vier Jahren viel miteinander zu tun gehabt hatten, ihr Vater manchmal plötzlich zu einer Reise nach Tinos aufgebrochen oder der Onkel unerwartet in Paros aufgetaucht war. Die Männer zogen sich dann immer in Nikolaos' Herrenzimmer zurück und sprachen so leise miteinander, dass selbst Vassiliki, eine Meisterin im Lauschen an Türen, kein Wort verstand.
    Mando war so erleichtert über diese Verfügung ihres Vaters, dass sie nur mit halbem Ohr der Verlesung der anderen Verfügungen folgte. Sie begriff, dass alle Ländereien und Gebäude, bis auf jene, die ihre Mutter in die Ehe mit eingebracht hatte, an ihre beiden Brüder gingen. Die Geschäfte auf Tinos wurden ihrer Schwester Irini und somit ihrem Schwager Antonis zugesprochen und ein Teil des Vermögens sollte als Brautschatz für Mando zur Seite gelegt werden.
    Bis ich heirate, bin ich also mittellos, dachte sie, abhängig von der Güte meiner Familienangehörigen.
    »Und was wird unternommen, um seine Mörder zu finden?« Auch Zakarati war während der Lesung mit anderen Gedanken beschäftigt gewesen. »Du musst dafür sorgen, Niko«, – sie war die Einzige in der Familie, die Pappas Mavros mit seinem Vornamen ansprach – »dass sie zur Rechenschaft gezogen werden.«
    Schon wieder ›sie‹, dachte Mando. Wieso blieb ihre Mutter bei dem Verschwörungsgedanken? Vor allem, nachdem der Arzt deutlich genug erklärt hatte, Nikolaos Mavrojenous sei an einer Herzmuskelschwäche gestorben.
    Pappas Mavros blickte von seinen Papieren auf und warf Zakarati einen mitfühlenden Blick zu.
    »Hast du denn einen Verdacht oder kennst du ein Motiv?«, fragte er leise.
    Zakarati biss sich auf die Lippen.
    »Ich weiß es einfach«, sagte sie. »Eine Ehefrau spürt so etwas.«
    »Was für ein Unsinn!«, brach es aus Mando heraus.
    »Mando!«, rief Irini entsetzt.
    Pappas Mavros warf der jüngsten Nichte einen eiskalten Blick zu.
    »Magdalini, es ist unverzeihlich, dass es dir deiner Mutter gegenüber an Respekt gebricht. Als dein Vormund fordere ich dich auf dich auf der Stelle zu entschuldigen.«
    Magdalini! Dieser verhasste Vorname! Onkel Mavros würde wohl doch nicht so leicht um den Finger zu wickeln sein, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    »Ich entschuldige mich«, sagte sie laut und murmelte, dass nur der neben ihr sitzende Marcus die Worte verstand: »Hysterische Kuh.«
    »Kühe«, sagte nun Marcus laut, »sind nützliche, friedfertige und im Allgemeinen sehr gelassene Tiere.«
    Verwirrt blickte Pappas Mavros auf seine Papiere. »Habe ich etwas über Kühe gesagt?«, fragte er. »Die Rinder sind im Einzelnen nicht aufgeführt.«
    Mando rückte von Marcus ab. Welch ein unausstehliches Familienmitglied!
    »Ich habe Angst hier auf Paros«, gestand Zakarati. »Die Mörder meines Mannes könnten es auch auf uns abgesehen haben. Ihr habt doch gehört, was vor der Kirche passiert ist. Türken mit Dolchen! Es wäre fast zum Blutbad gekommen!«
    »Das wäre es nicht«, beruhigte sie Pappas Mavros. »Hussein Pascha hatte keine bösen Absichten und, Zakarati, am Tod deines Mannes ist er ganz bestimmt nicht schuld. Der Auftritt vor der Kirche war ein Missverständnis, mehr nicht.«
    Aus klugen Augen musterte er die Frau seines toten Freundes und nickte dann nachdenklich.
    »Ich halte es auch nicht für sinnvoll, dass du mit Mando auf Paros bleibst. Und zwar nicht, weil ich Mordanschläge befürchte, sondern weil eine Witwe und eine junge unverheiratete Frau männlichen Schutz brauchen. Ich schlage vor, dass ihr nach Tinos übersiedelt.«
    »Ja, bitte kommt zu uns!«, rief Irini und umarmte ihre Mutter.
    »Was ist denn da noch in dem Umschlag?«, fragte Mandos Bruder Stefano neugierig. »Ich sehe ein weiteres Papier, das Sie uns nicht vorgelesen haben.«
    Pappas Mavros zog es heraus und hielt es hoch, sodass jeder die kleine Handschrift von Nikolaos Mavrojenous erkennen konnte.
    »Das ist nur ein Begleitbrief, den euer Vater an mich persönlich gerichtet hat. Nicht von Bedeutung für seinen letzten Willen.«
    »Keine weiteren Verfügungen?«, erkundigte sich der älteste Bruder Antonio misstrauisch.
    »Es ist doch alles verteilt, nicht wahr?«, antwortete Pappas Mavros nur und hob eine Augenbraue. Er schob das Papier rasch wieder in den Umschlag und blickte fragend in die Runde. Niemand fragte nach dem Inhalt des

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