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Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Titel: Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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schließlich war ich sechs Jahre alt. In diesem Alter schaut man zu seinen Lehrern als Beschützer auf und hat eine überschäumende Fantasie, die nur darauf wartet, geformt zu werden. Also hörte ich auf, das Haus zu verlassen. Mein Zimmer wurde meine Welt und mein Computer wurde mein Leben.
    Schon vor 28M hatten die öffentlichen Schulen zunehmende Probleme mit Gewalt. Es gab immer mehr Messerstechereien, Schussverletzungen, Drogen, Vergewaltigungen, Todesfälle. Meine Mutter erzählte mir, dass an ihrer High School so oft Todesanzeigen am Schwarzen Brett zu finden waren, dass sie ihr schon gar nicht mehr auffielen. Begräbnistermine hingen neben Flyern mit AG-Treffen und Infos zu Schulbasaren. Morde mit Schusswaffen gab es am Anfang eher selten, nur vereinzelte Schüler wurden in den Klassenräumen oder in ihrer Freizeit getötet. Aber dann begannen die Amokläufe, bei denen es bloß um Aufmerksamkeit ging, und dafür suchten die Täter sich Gelegenheiten aus,bei denen sie mit Leichtigkeit hunderte von Schülern niedermähen konnten: Feste in der Aula, Essenspausen in der Kantine, Sportwettkämpfe oder Schulsprecherwahlen. Die meisten dieser Vorfälle ereigneten sich in High Schools und Colleges, weil die älteren Jugendlichen leicht an Waffen herankamen. Sie wussten damit umzugehen und nicht wenige von ihnen hatten psychische Probleme.
    Schon während der Jugendzeit meiner Mutter entschieden sich immer mehr Schüler für digitalen Unterricht. Eltern nahmen ihre Kinder von der Schule und begannen die Computer als Allheilmittel für gesellschaftliche Probleme zu betrachten. In den Medien wurde die Gewalt immer weiter hochgespielt. Die Menschen fingen an, sich voneinander abzukapseln. Kinder sollten sich nicht mehr zum Spielen treffen. Erwachsene wurden aufgefordert, von zu Hause aus zu arbeiten. Man ging für soziale Aktivitäten nicht mehr vor die Tür. Selbst Dates wurden online abgewickelt, statt sich persönlich zu treffen.
    Vor ungefähr dreißig Jahren wurde gesetzlich beschlossen, dass alle Schulen von Sicherheitszäunen umgeben sein mussten und Polizeiposten die Eingänge bewachten. Wenn man zum Unterricht wollte, wurde man erst durch Metalldetektoren geschickt, als wäre man auf einem internationalen Flughafen. Die Schüler mussten ihre Jacken und Taschen an den Checkpoints abgeben, wo alles auf gefährliche Inhalte überprüft wurde. Während der Unterrichtszeit durften sie nur Schulbücher bei sich haben, ihre Taschen holten sie am Ende des Tages wieder ab. Doch die verschärften Sicherheitsmaßnahmen führten bloß dazu, dass die Jugendlichen beim Waffenschmuggeln kreativer wurden. Die Polizeiwachen auszutricksen wurde zu einer Art Sport, und es gab mehr Schießereien als je zuvor.
    Gleichzeitig wurde in den Medien auch immer häufiger von Bombenanschlägen auf Schulgebäude berichtet. Einhundertachtzig Jugendliche starben, als der Südflügel einer High School in Oklahoma in die Luft gesprengt wurde. Damals war ich noch nicht auf der Welt, aber meine Mutter erinnerte sich gut daran. Aufgrund der eskalierenden Gewalt wurden viele Kinder in Privatschulen geschickt, die eine Zeitlang wie Pilze aus dem Boden schossen. Doch dann wurden gerade diese Schulen zu bevorzugten Zielen. In Wisconsin kam es zu drei Bombenattentaten gleichzeitig. Da dieser Blitzangriff am 3. 3.stattfand, spricht man allgemein vom ›Dreitag‹, und die Zahl Drei wird bis heute als ein unglückliches Omen betrachtet.
    Nach dem Dreitag begann mein Vater, ein digitales Schulprogramm zu entwerfen, das Schüler aller Altersgruppen das ganze Jahr über mit Unterricht versorgen sollte. Damals war er selbst Direktor einer High School und außerdem der angesehenste Staatsanwalt in Oregon. (Man durfte sich nur noch mit juristischer Ausbildung als Schuldirektor bewerben, da die meisten Fälle, in die es einzugreifen galt, einen kriminellen Hintergrund hatten.)
    Dann kam es direkt vor seinem Büro zu einem Blutbad, bei dem sieben Schüler erschossen wurden. Mein Vater war es, der den jugendlichen Amokläufer schließlich tötete. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits alle Schuldirektoren bewaffnet und im Schusswaffengebrauch ausgebildet.
    Die Zahl der Eltern, die ihre Kinder bei der Digital School anmelden wollten, nahm so dramatisch zu, dass mein Vater mit der Arbeit nicht mehr nachkam. Er kündigte an seiner Schule und widmete sich ganz der Aufgabe, Online-Unterricht vom Kindergarten bis zur Abschlussklasse zu entwickeln … als hätte er schon

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