Die Rebellion
das erste, was ich Euch zu sagen habe, ist
… Räum dein Zimmer auf, mein Junge!«
Stelmach hob verblüfft den Kopf. Dann brach er in lautes
Lachen aus. Es war ein volles, erleichtertes Lachen, das die
Düsterkeit und die finstere Stimmung vertrieb, die in der Kabine gehangen hatten. Schwejksam begann sich zu entspannen.
Er lächelte Frost an, und obwohl sie nicht zurücklächelte, wirkte sie doch etwas weniger kühl und distanziert als üblich. Stelmachs Lachen wurde wieder leiser, doch bevor er irgend etwas
sagen konnte, summte das Komm-Implantat im Ohr des Kapitäns. Schwejksam bedeutete Stelmach mit einer Handbewegung, einen Augenblick zu warten, und nahm das Gespräch an.
»Schwejksam hier. Besser, wenn es sich um etwas Wichtiges
handelt.«
»Ich fürchte, das tut es, Kapitän«, erklang die Stimme seines
Stellvertreters. »Ich denke, Ihr kommt besser so schnell wie
möglich auf die Brücke. Wir haben anscheinend ein Problem
hier.«
»Was für ein Problem?«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das wüßte, Sir. Aber ich
würde mich ein ganzes Stück wohler fühlen, wenn Ihr wieder
übernehmen könntet. Da draußen … Irgend etwas ist da draußen.«
Die Verbindung endete abrupt, und nur ein kaum hörbares
statisches Rauschen blieb in Schwejksams Kopf zurück. Er
schaltete das Komm-Implantat ab und legte die Stirn in nachdenkliche Falten. Schwejksam war beunruhigt, ohne einen
Grund dafür nennen zu können. Irgend etwas hatte in der
Stimme seines Stellvertreters gelegen … Der Mann hatte fast
geklungen, als hätte er Angst. Schwejksams erster Gedanke
war der an ein fremdes Schiff, doch in diesem Fall hätte sein
Stellvertreter längst Alarmstufe Rot verhängt. Die Falten auf
der Stirn des Kapitäns vertieften sich noch. Er blickte zu Frost
und Stelmach, die ihn erwartungsvoll ansahen.
»Vergeßt das mit dem Aufräumen«, sagte er tonlos. »Wir
werden auf der Brücke gebraucht. Also los, Leute!«
»Selbstverständlich, Kapitän«, erwiderte Stelmach und verließ als erster seine Kabine. Sie marschierten gemeinsam durch
den Korridor, drei Berufsoffiziere aus der gleichen großen Familie – einer Familie, deren Sorgen und Nöte immer an erster
Stelle kamen.
Wieder auf der Brücke, nickte Schwejksam seinem Stellvertreter zu und ließ sich in den Kommandositz sinken. Frost und
Stelmach bezogen rechts und links von ihm Position, bereit,
falls er sie brauchen sollte. Die Atmosphäre in der Zentrale war
so gespannt, daß man beinahe die Funken tanzen sah. Alle waren auf ihren Posten und mit ihren Instrumenten beschäftigt,
aber sie wirkten zu aufgeregt, zu konzentriert … beinahe, als
hätten sie Angst, woanders hinzusehen. Der Hauptschirm zeigte die Route der Unerschrocken bis zum und entlang des Abgrunds. Ab einer bestimmten Stelle brach das Licht der Sterne
einfach ab, als wäre es auf eine unsichtbare Mauer geprallt, und
dahinter befand sich das Nichts der Dunkelwüste , die äußerste,
vollkommene Schwärze, in der keine Sonne jemals schien. Es
war schwer, den Blick längere Zeit darauf zu richten, doch die
Augen bewegten sich unwillkürlich immer wieder zu dieser
Stelle. Schwejksam runzelte die Stirn und funkelte seinen
Stellvertreter an.
»Mir scheint, alles ist in bester Ordnung. Nichts auf dem
Schirm, alle Instrumente funktionieren … Wo liegt das Problem?«
Der Stellvertreter rutschte unbehaglich in seinem Sitz hin und
her. »Fragt den Kommunikationsoffizier, Sir. Er hat mich als
erster darauf aufmerksam gemacht.«
Schwejksam wandte sich um und blickte zu Creutz, und sein
Stirnrunzeln vertiefte sich. »Nun, Mister?«
»Es … es ist schwierig zu erklären, Kapitän.« Creutz drehte
sich von seiner Station weg, um den Kapitän direkt anzublikken. »Ich habe … ich höre Geräusche. Schon seit einer geraumen Zeit. Stimmen im Äther, die nach mir rufen. Dort draußen
sind Leute, Sir, obwohl das unmöglich ist. Ich habe die Sensoren kontrolliert. Außer uns ist niemand in der Nähe. Aber …
aber ich höre es nicht allein.«
Creutz unterbrach sich und blickte unglücklich zu Schwejksam, um eine Reaktion zu erkennen. Der Kapitän der Unerschrocken achtete sorgsam darauf, sich nichts anmerken zu
lassen. Daran, wie schwer Creutz sich tat, mit der Sache herauszurücken, erkannte Schwejksam, wie Ernst dem jungen
Offizier damit war. Das Gesicht des Kommunikationsoffiziers
wirkte abgespannt und erschöpft, und auf seiner Stirn hatten
sich kleine glitzernde Schweißperlen
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