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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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niedergeschlagen, und es komme eben wieder zu sich. Ich begriff, daß der Mann an der Theke von ›Tommy's feine italienische Speisen‹ ganz sicher getäuscht werden würde; ich begriff, daß Maury seinen Beweis schon erbracht hatte. Nur weil ich selbst miterlebt hatte, wie das Simulacrum zum Leben erwacht war, glaubte ich nicht, einen unwirschen älteren Herrn in altmodischer Kleidung und mit geteiltem weißen Bart vor mir zu haben, der sich empört abbürstete.
»Verstehe«, sagte ich.
Maury hielt die Hintertür des Jaguars auf, und das Edwin-M.Stanton-Simulacrum schob sich hinaus und richtete sich würdevoll auf.
»Hat es Geld?« fragte ich.
»Sicher«, sagte Maury. »Stell keine banalen Fragen. Das ist die ernsteste Sache, mit der du je zu tun gehabt hast.« Als wir zu dritt auf das Lokal zugingen, fuhr Maury fort: »Unsere gesamte wirtschaftliche Zukunft und die von Amerika hängt davon ab. In zehn Jahren könnten wir beide, du und ich, damit reich geworden sein.«
Wir aßen zu dritt Pizza, die Ränder waren verkohlt. Der Edwin M. Stanton machte eine laute Szene, drohte dem Besitzer mit der Faust, und nachdem wir endlich bezahlt hatten, gingen wir. Inzwischen hatten wir eine Stunde Verspätung, und ich begann mich zu fragen, ob wir überhaupt zur Rosen-Fabrik kommen würden. Ich bat Maury deshalb, Gas zu geben, als wir wieder einstiegen.
    »Der Wagen schafft über zweihundertzwanzig Meilen«, sagte Maury, als er den Motor anließ. »Mit dem neuen Raketentrockentreibstoff, der jetzt herausgekommen ist.«
    »Gehen Sie keine unnötigen Risiken ein«, warnte der Edwin M. Stanton mürrisch, als der Wagen auf die Straße brauste. »Es sei denn, der mögliche Gewinn überwiegt bei weitem.«
»Eben«, sagte Maury.

Die Rosen Spinett & Elektronikorgel-Fabrik in Boise erregt nicht viel Aufmerksamkeit, weil das Bauwerk selbst ein flaches, einstöckiges Gebäude ist, das wie ein einschichtiger Kuchen aussieht, mit einem Parkplatz dahinter und einem Schild aus schweren Kunststoffbuchstaben über dem Büro, hochmodern, mit roten Lampen dahinter. Die einzigen Fenster sind im Büro. Zu dieser späten Stunde war die Fabrik geschlossen und dunkel; niemand war da. Wir fuhren weiter zum Wohnbereich. »Was halten Sie von dieser Nachbarschaft?« fragte Maury den Stanton. Das Ding saß aufrecht auf dem Rücksitz und sagte: »Ziemlich abstoßend und wertlos.«
»Hören Sie«, sagte ich, »meine Familie lebt hier in der Nähe der Industrieanlagen von Boise, um die Fabrik zu Fuß leicht erreichen zu können.« Es machte mich wütend, eine bloße Attrappe echte Menschen kritisieren zu hören, vor allem einen so feinen Menschen wie meinen Vater. Und was meinen Bruder anging – außer Chester Rosen haben es nur wenige Strahlungsmutanten in der Spinett-und-Orgel-Branche geschafft. Sondergeburt-Personen, wie man sie nennt. Es gibt auf so vielen Gebieten Diskriminierung und Vorurteile… die meisten besseren Berufe sind ihnen versperrt.
    Für die Familie Rosen war es immer bitter gewesen, daß Chesters Augen unter seiner Nase sitzen und der Mund dort ist, wo eigentlich die Augen hingehören. Aber das liegt an den HBomben-Versuchen – wie bei den Leuten, die ihm ähneln, auch. Es gibt Embryos, die überall von Haaren bedeckt sind, wie ein Hausschuh aus Yakfell. Und solche, die austrocknen, so daß die Haut rissig wird. Also soll man Chester in Ruhe lassen. Der Jaguar hielt vor dem Haus. Ich sah Licht im Wohnzimmer; mein Vater, meine Mutter und mein Bruder sahen fern. »Schicken wir den Edwin Stanton allein die Treppe hinauf«, sagte Maury. »Er soll klopfen, und wir bleiben im Auto sitzen und schauen zu.«
    »Mein Vater wird ihn sofort als Fälschung erkennen, auf weite Entfernung«, sagte ich. »Wahrscheinlich wird er ihn die Treppe hinunterwerfen, und du bist deine sechshundert Dollar los.« Oder was Maury wirklich bezahlt und sicherlich der Firma in Rechnung gestellt hatte.
»Das riskiere ich«, sagte Maury und hielt die Hintertür auf, damit das Ding aussteigen konnte. Er sagte dazu: »Gehen Sie hinauf und läuten Sie. Wenn der Mann aufmacht, sagen Sie: ›Jetzt gehört er der Ewigkeit.‹ Und dann bleiben Sie einfach stehen.«
»Was heißt das?« fragte ich. »Was soll das für eine einleitende Bemerkung sein?«
»Das ist Stantons berühmte Äußerung, mit der er Geschichte machte«, sagte Maury, »als Lincoln starb.«
»Jetzt gehört er der Ewigkeit«, übte der Stanton, als er zum Haus ging und die Treppe hinaufstieg.
»Ich erkläre

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