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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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nachdrücklich. »Wenn wir nach Boise kommen – paß auf. Ich möchte nicht, daß dein Vater und Chester uns Schwierigkeiten machen. Deshalb muß ich dich gleich informieren. Was da hinten liegt, ist für uns oder jeden anderen, der es zufällig findet, eine Milliarde Dollar wert. Ich hätte gute Lust, irgendwo zu halten und es dir vorzuführen; vielleicht an einer Imbißtheke. Oder in einer Tankstelle.« Maury wirkte angespannt, und seine Hände zitterten stärker als gewöhnlich.
»Bist du sicher, daß das keine Louis-Rosen-Puppe ist und du mich umlegst, um sie an meine Stelle zu setzen?« fragte ich. Maury sah mich merkwürdig an.
    »Warum sagst du das? Nein, das ist es nicht, aber zufällig kommst du der Sache sehr nahe. Ich kann sehen, daß unsere Hirne immer noch verschmelzen, wie früher, Anfang der siebziger Jahre, als wir jung und unerfahren waren und keine Unterstützung hatten, außer vielleicht durch deinen Vater und deinen jüngeren Bruder, der für uns alle eine Warnung sein sollte. Ich frage mich: Warum ist Chester kein Veterinärmediziner für Großtiere geworden, was er eigentlich vorhatte? Das wäre besser für uns alle gewesen; wir hätten uns viel erspart. Aber statt dessen eine Spinettfabrik in Boise. Wahnsinn!« Er schüttelte den Kopf.
    »Deine Familie hat nicht einmal das gemacht«, sagte ich. »Nie etwas gebaut, nie kreativ gewesen. Nur Zwischenhändler in der Textilbranche. Ich meine, was haben sie getan, um uns ins Geschäft zu bringen, wie Chester und mein Vater? Was ist die Puppe auf dem Rücksitz? Ich will es wissen, und ich halte an keiner Tankstelle oder Imbißtheke; ich habe den starken Eindruck, daß du mir wirklich an den Kragen willst. Fahr weiter.« »Mit Worten kann ich es nicht beschreiben.«
»Natürlich kannst du. Du bist ein erstklassiger Schwafler.«
»Okay. Ich will dir sagen, warum die Jahrhundertfeier des Bürgerkriegs eine Enttäuschung war. Weil alle ursprünglich Beteiligten, die bereit gewesen wären, zu kämpfen, ihr Leben einzusetzen und für die Union, oder auch für die Konföderation, zu sterben, tot sind. Niemand wird hundert Jahre alt, und wenn doch, dann taugt er zu nichts mehr – er kann nicht kämpfen, kann nicht mehr mit einem Gewehr umgehen. Richtig?« »Du meinst, du hast da hinten eine Mumie liegen oder das, was man in den Horrorfilmen einen ›wandelnden Toten‹ nennt?« »Ich will dir ganz genau sagen, was ich habe. Auf dem Rücksitz in Zeitungspapier eingewickelt habe ich Edwin M. Stanton.« »Wer ist das?«
»Er war Lincolns Kriegsminister.«
»Ach, hör auf!«
»Nein, das ist die Wahrheit.«
    »Wann ist er gestorben?«
    »Vor langer Zeit.«
»Das dachte ich mir.«
»Hör zu«, sagte Maury, »ich habe da auf dem Rücksitz ein elektronisches Simulacrum. Ich habe es gebaut oder vielmehr, wir haben Bundy es bauen lassen. Es hat mich sechstausend Dollar gekostet, aber das war es wert. Halten wir an der Raststätte mit Tankstelle vorne an der Straße und wickeln wir es aus, dann führe ich es dir vor. Das ist der einzige Weg.« Ich spürte, wie mir eine Gänsehaut über den Rücken lief.
»Das machst du tatsächlich?«
»Glaubst du, das wäre nur eine Bagatelle?«
»Nein, ich glaube, du meinst es völlig ernst.«
»Gewiß«, sagte Maury. Er fuhr langsamer und schaltete den Blinker ein. »Ich halte da, wo ›Tommy's feine italienische Speisen und Lucky-Faßbier‹ steht.«
»Und was dann? Was ist eine Vorführung?«
»Wir wickeln es aus und nehmen es mit hinein und bestellen Pizza mit Huhn und Schinken; das meine ich mit einer Vorführung.«
Maury parkte den Jaguar, ging um den Wagen herum, kroch hinein und riß das Zeitungspapier von dem Bündel in Menschengestalt, und tatsächlich erschien ein älterer Herr mit geschlossenen Augen und weißem Bart, altmodisch gekleidet, die Hände auf der Brust gefaltet.
»Du wirst sehen, wie überzeugend dieses Simulacrum ist«, sagte Maury, »wenn es selbst eine Pizza bestellt.« Er begann an den Schaltern zu fummeln, die sich am Rücken des Dings befanden.
    Schlagartig nahm das Gesicht einen mürrischen, wortkargen Ausdruck an, und es sagte knurrig: »Nehmen Sie die Finger von meinem Körper, mein Freund, ja?« Es löste Maurys Hände von seinem Rücken, und Maury grinste mich an.
    »Siehst du?« sagte er. Das Ding hatte sich langsam aufgesetzt und war dabei, sich sorgfältig überall abzuwischen; es hatte jetzt einen strengen, nachtragenden Ausdruck, so, als glaube es, wir hätten ihm etwas getan, es vielleicht

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