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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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war hart, lang und siegreich. Viele Kreuzfahrer ließen dabei ihr Leben und kamen dafür, wie versprochen, direkt ins Paradies. Graf Raimond erlag in Tripolis dem Fieber. Dafür verzichtete Gott auf Béranger Boutefeux, der nach dreijähriger Abwesenheit nach Bellerocaille zurückkehrte, abgemagert, die Haut gegerbt, das Gesicht von unsäglichen Qualen gezeichnet. Von seinen anfänglich hundertfünfzig Mannen begleiteten ihn lediglich noch zwölf.
    Sein Bruder Hugues, Abt des Franziskanerklosters und bis zu Béranger Rückkehr Lehnsherr von Bellerocaille, hatte seine Abwesenheit nutzen wollen und einen Überfall auf die Abtei von Sainte-Foy erwogen, in der Absicht, sie um ihre unschätzbaren Reliquien zu erleichtern.
    Da Béranger in sein Gefolge jeden Mann aufgenommen hatte, der in der Lage war zu kämpfen, hatte Hugues sich mit einer Bande von Galgenvögeln aus Brabant eingelassen, die ihn bei der erstbesten Gelegenheit betrogen und den Marktflecken und die Burg belagerten. Für ihren Abzug verlangten sie ein Lösegeld von zehntausend Tournois, was wiederum die Schulden von Boutefeux gegenüber dem lombardischen Bankier vergrößerte.
    Als der Bankier von Béranger Rückkehr erfuhr, nahm er die unbequeme Dreitagesreise von Rodez nach Bellerocaille auf sich, um Béranger zunächst seine Ehrbezeigungen zu erweisen und dann seine Forderungen zu überbringen.
    Béranger beschränkte sich darauf, ihm seine leeren Hände zu zeigen, die durch den intensiven Gebrauch des Schwertes genauso voller Schwielen waren wie die eines Landmanns.
    »Ich habe nichts mehr, Bankier. Du mußt dich etwas gedulden.«
    » Das ist unerfreulich, edler Herr. Habt Ihr denn nichts aus dem Heiligen Land mitgebracht? Keinen Schatz, nicht eine einzige Reliquie?« wunderte sich der Bankier.
    Béranger seufzte; seine Mutter und sein Bruder hatten ihm genau die gleiche Frage gestellt.
    »Nein, nichts.«
    Er sah im Geist noch einmal all diese unverschämten Babuschen-Wachen vor sich, die die Kreuzfahrer rund um den Felsendom, den Olivenhain oder das Heilige Grab bedrängt und alle möglichen Reliquien feilgeboten hatten. Dieser ungehobelte Klotz Gauthier Fendard machte ein Vermögen, seit er das Präputium, die Vorhaut des kleinen Jesuskindes mitgebracht hatte und es in einer Kapelle zur Schau stellte. »Wenn ich das gewußt hätte«, beklagte er sich bitter, als er an die Phiole aus geblasenem Glas dachte, die dreiunddreißig Tropfen Milch der Jungfrau Maria enthielt und die man ihm für nur einen halben Besanten angeboten hatte. Oder an dieses große Stück vom Wahren Kreuz und den bronzenen Nagel, der noch darin steckte und mit getrocknetem Blut überzogen war? Der Verkäufer bürgte für seine Echtheit und hatte ihm versichert, daß seine Vorfahren zu jener Zeit einen Olivenölhandel auf dem Berg Golgatha besessen hätten, und so, eines Nachts, nach der Kreuzigung. ..
    Béranger hatte diese Reliquie nicht haben wollen, und Bohémond hatte sie an seiner Stelle gekauft. Als Zugabe hatte er den Stein bekommen, mit dem David Goliath getötet hatte. Und war nicht Baudoin de Boulogne, der Bruder von Godefroi de Bouillon, zu beneiden, dem plötzlich alles glückte, seit ihm eine Schuppe des einzigen Fisches angeboten worden war, dessen Rücken Jesus aus Versehen berührt hatte, als er über den See Genezareth ging? War er nicht gerade zum König von Jerusalem gesalbt worden? Ach ja!
    Sein Gläubiger bewilligte ihm einen einjährigen Aufschub. Danach würde das Lehen Bellerocaille und seine Erträge ihm ganz gehören. Béranger setzte gelassen sein Siegel unter die Vereinbarung. Er war entschlossen, alles zu tun, um dem Lombarden die Schulden zurückzuzahlen, aber falls es ihm nicht gelingen sollte, war er mindestens ebenso entschlossen, ihm sein Schwert in den Wanst zu stoßen, bevor er mitansehen würde, wie der Bankier sich dort niederließ.
    Er betete mehrere Nächte hintereinander am Grab seines Vaters und befahl ihm, sich persönlich bei Gott dafür einzusetzen, daß er ein Wunder geschehen lasse, das ihnen aus dieser Klemme heraushalf. Für den Fall, daß sein Vorstoß erfolglos bleiben sollte, würde Béranger, wie früher sein Vater, eine Bande aus Läufern, Plünderern und Brandschatzern zusammenrufen lassen.
    Doch ehe die Brandschatzer erneut in der Region ihr Unwesen trieben, stellte sich das gewünschte Wunder dann in Form eines Zickleins ein, das sich im Gewitter von der Herde entfernt und verirrt hatte. Als der Schäfer es suchte, rutschte

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