Die Regeln der Arbeit
lächeln und kommen voller Elan an Ihren Arbeitsplatz zurück, um es in der Praxis am Kunden zu üben. Und wozu das alles? Ihrem Chef ist es doch gar nicht so wichtig, ob Sie Ihre Kundschaft anlächeln oder nicht. Alles, was er will, ist, selbst bei der Beurteilung gut da zu stehen.
Mätzchen wie dieses kommen in unserer Arbeitswelt öfter vor, als man meinen möchte. So meldete ich mich eines Tages freiwillig zu einer Fortbildung über Lohnabrechnung und doppelte Buchführung an. Mein Chef freute sich über meinen Eifer, meine Motivation und meinen Enthusiasmus. Von wegen! Ich wollte nichts weiter, als montags nicht im Büro sein, denn montags mussten wir immer die Ablage machen, und ich hasste das. Da war es eine willkommene Abwechslung für mich, montags die Schulbank zu drücken, anstatt ins Büro zu gehen.
Was lernen wir daraus? Hinterfragen Sie immer die Motive, warum jemand was macht. Das soll nicht heißen, dass Sie einen Verfolgungswahn entwickeln sollten. Niemand verfolgt Sie. Alles, was Sie tun müssen, ist, auf die geheimen Motive zu achten. Es kann sein, dass es Sie persönlich gar nicht betrifft, aber es macht Spaß, heimlich zu sehen, was wirklich los ist.
So habe ich einmal für einen Boss gearbeitet, der immer als Letzter ging. Ich hielt ihn lange für äußerst gewissenhaft und fleißig. Erst als man ihn wegen Betruges verhaftete, wurde mir klar, dass er immer nur deswegen länger dageblieben war, um in Ruhe die Bücherfälschen zu können. Und ich Dummkopf hatte ihn wegen seines unermüdlichen Einsatzes bewundert! Fragen Sie sich immer:
Warum passiert das?
Gibt es etwas, das ich vermisse?
Wem nützt das?
Inwiefern nützt es demjenigen?
Was könnte außerdem noch im Gange sein?
Was nützt es mir?
Wie nützt es mir?
Wie gesagt: Keinen Verfolgungswahn entwickeln, nurversuchen, die Fakten herauszubekommen.
Jeder Chef hat seinen Liebling. Ich weiß, das sollte nicht so sein, aber es liegt nun einmal in der Natur des Menschen. Es ist so, weil wir alle Menschen sind; selbst Eltern haben manches Kind lieber als das andere, auch wenn sie es nicht gerne zugeben.
Diese Regel hat zwei Teile:
Wenn es in Ihrer Abteilung eine Bevorzugung gibt - und das ist meistens der Fall -, dann sehen Sie zu, dass Sie der bevorzugte Mitarbeiter Ihres Chefs werden.
Finden Sie heraus, wer die bevorzugten Mitarbeiter der anderen Abteilungen sind.
Wenn Sie einen Chef haben, der seine „Lieblinge" hat, können Sie entweder dagegen angehen oder versuchen, selbst die Nummer i zu werden. Wenn es Ihnen gelingt, dann posaunen Sie es um Gottes willen nicht im Kollegenkreis aus. Seien Sie zurückhaltend und streiten Sie es ab, seien Sie demütig und geben Sie es nicht zu, seien Sie bescheiden und tun Sie so, als wäre nichts.
Um ein Lieblingsmitarbeiter zu werden, braucht man Geschick, Geistesgegenwart, Charisma, Talent, Sachverstand, Erfahrung, eine sympathische Ausstrahlung, Charme und Freundlichkeit. Streberei, Kriechen, Unterwürfigkeit, Speichellecken, Schleimen und so weiter allein reichen nicht aus. Sie müssen es sich verdienen, der Liebling zu sein, Sie können es sich nicht erschleichen. Wenn Sie das tun, werden Ihre Kollegen Sie hassen. Wenn Sie es jedoch wirklich verdient haben, weil Sie so zuverlässig, vertrauenswürdig, ehrlich und aufrichtig sind, werden Ihre Kollegen sich wohl oder übel damit abfinden.
Der zweite Teil der Regeln, das Aufspüren der Lieblinge` in den anderen Abteilungen, ist nicht weiter schwer. Denn die anderen Favoriten werden auch so ähnlich behandelt wie Sie. Das, heißt, sie bekommen:
die freie Wahl der Urlaubstermine,
das Vertrauen des Chefs,
die Einladung zu den Sitzungen,
die prestigeträchtigen und bonusfähigen Aufgaben,
vom Chef kein Bellen, sondern nur sympathisches Geplauder zu hören.
Wenn Sie sie ausfindig gemacht haben, werben Sie um ihre Freundschaft. Auf diese Weise wissen Sie immer, was läuft, sind bei den maßgeblichen Leuten dabei, haben Zugang zu den Chefs der anderen Abteilungen und gehören zur Elite. Sollten Sie aber von der ganzen Günstlingswirtschaft nichts halten, dann tun Sie einfach nichts von alledem.
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