Die Regenbogentruppe (German Edition)
ich Bu Mus um Verzeihung. Ich küsste ihr die Hand und versprach, die Kreide sofort zurückzugeben, die ich unter dem Filicium vergraben hatte.
Dann versuchte ich, das Thema zu wechseln. »Was unsere Klasse unbedingt braucht, Ibunda Guru «, sagte ich, »ist Inspiration!«
Und ich erzählte ihr von John Lennons Ausspruch.
Bu Mus war eine Dorfschullehrerin, aber sie hatte fortschrittliche Ansichten. Vielleicht hatte auch meine aufrichtige Entschuldigung Eindruck gemacht. Jedenfalls durfte ich das Poster unter der Bedingung aufhängen, dass ich den weisen Ausspruch anfügte.
28 Ein trüber Tag.
Es gab vier schlechte Nachrichten.
Erstens: Pak Harfan war schwerkrank und durfte nicht aufstehen.
Zweitens: Mister Samadikun war von den Fotos, die wir ihm von unserem Pokal geschickt hatten, nicht im Mindesten beeindruckt. Er hatte sie alle zurückgeschickt.
Wir fürchteten uns vor der nächsten und letzten Inspektion. Sie konnte heute stattfinden, oder auch morgen. Mit anderen Worten: Unsere Schule konnte von einem Tag auf den anderen geschlossen werden.
Die dritte schlechte Nachricht machte uns besonders Angst. Eine Reihe von Inspektoren der Bergbaugesellschaft hatte sich angekündigt. Sie kamen sogar in die Klassenzimmer und entnahmen dort Bohrproben. Vom Teamleiter erfuhren wir, dass der Zinngehalt einem Wert von 600 kg Zinn auf tausend Kubikmeter Boden entsprach.
»Das ist fantastisch hoch, das gab es zuletzt in der Holländerzeit.«
Unser Mut sank ins Bodenlose, denn das hieß, die Bagger würden unsere Schule zermalmen. Das Gesicht von Bu Mus verdüsterte sich. Die Situation war praktisch ausweglos.
»Nicht nur das«, verriet uns der Experte geheimnisvoll raunend. »Wir haben auch Ilmenit gefunden, zusammen mit Tantal, möglicherweise gibt es auch Uran.«
Tantal ist ebenso wie Ilmenit ein sehr wertvoller Stoff, zehnmal so wertvoll wie Zinn.
Was für eine bittere Ironie. Unter unserer windschiefen, baufälligen Schule, in der wir alle jeden Tag um unsere Existenz kämpften, lagerten verborgene Schätze im Wert von Trillionen Rupiah.
*
Die vierte schlechte Nachricht betraf Mahar.
»Hast du deine Hausaufgaben gemacht?«, fragte ihn Bu Mus und leitete damit eine längere Moralpredigt ein. Mahar war auf Abwege geraten, er befand sich auf dem dunklen Pfad zur übernatürlichen Welt, zur Magie. Die Sportstunde, die wir so liebten, wurde deshalb abgesagt. Wir mussten alle ins Klassenzimmer, um Mahar auf den rechten Weg zurückzuführen.
Er hatte den Kopf gesenkt. Er war ein hübscher Kerl, klug, kreativ, begabt, aber stur.
» Ibunda Guru , die Zukunft liegt in Gottes Hand.«
Ich spürte die Herausforderung, der Bu Mus ausgesetzt war. Ihr Gesicht verfinsterte sich. Meine Mutter hatte mir einmal gesagt, der Lehrer, der uns zuerst die Augen öffnet für die Schrift und die Welt der Zahlen, sodass wir lesen und rechnen können, verdiene unsere Dankbarkeit bis ans Ende seiner Tage. Ich stimmte ihr zu. Aber es ist nicht das Einzige, was ein Lehrer für uns tut. Er öffnet uns auch das Herz.
»Du nimmst dir nichts mehr vor, du liest keine Zeile mehr und machst deine Hausaufgaben nicht ordentlich, weil du deine Zeit mit übernatürlichen Dingen verbringst, die die Gesetze Allahs missachten.«
Bu Mus hörte sich jetzt an wie die Sprecherin von Radio Republik Indonesia bei der Zusammenfassung der Sieben-Uhr-Nachrichten.
»Deine Noten sind drastisch zurückgegangen. In Kürze sind die Prüfungen für das zweite Trimester. Wenn du schlecht abschneidest, lasse ich dich nicht ins letzte Trimester. Das bedeutet, dass du auch nicht zur Abschlussprüfung zugelassen wirst.«
Jetzt wurde es ernst. Mahar senkte den Kopf noch etwas tiefer. Aber die Standpauke ging weiter.
»Halte dich an die Lehre des Koran und an die Überlieferung, das sind die Hauptforderungen der Muhammadiyah. Dann wirst du auch später, wenn du erwachsen bist, so Gott will, dein gutes Auskommen haben und eine treue Weggefährtin fürs Leben gewinnen.
Magie, Okkultismus, Aberglaube stehen dem Götzendienst nahe. Und der ist für uns Muslime die schlimmste Sünde. Was war denn der Sinn des Religionsunterrichts, den ihr jeden Dienstag hattet? Was hast du aus der Geschichte des Islam gelernt? Wo ist dein Muhammadiyah-Ethos geblieben?«
Die Atmosphäre in der Klasse war gespannt. Wir erwarteten, dass Mahar Reue bekunden und um Verzeihung bitten würde, aber nichts davon. Im Gegenteil, er wies die Vorwürfe zurück.
»Ich suche Erkenntnis
Weitere Kostenlose Bücher