Die Regenbogentruppe (German Edition)
durch die Beschäftigung mit der geheimen Welt, ich möchte unbedingt hinter ihre Geheimnisse kommen. Der Herr wird mir seine Ratschläge auf geheimnisvolle Weise kundtun.«
Das war wirklich ungehörig. Bu Mus hatte größte Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren … Röte war ihr ins Gesicht geschossen und sie verließ kurz den Klassenraum, um sich etwas zu beruhigen.
Wir blickten alle auf Mahar. Sahara war wütend, ihre Augen funkelten. Sie herrschte ihn an: »Los, geh raus und entschuldige dich sofort! Du weißt überhaupt nicht, wie gut du es hast!«
Kucai als Klassensprecher unterstützte sie und sagte: »Einem Lehrer zu widersprechen ist so schlimm, wie seinen Eltern zu widersprechen, das ist Rebellion! Zur Strafe soll dir der Bauch platzen! Deine Hüften sollen anschwellen wie Melonen, sodass du nicht mehr richtig gehen kannst!«
Mahar hatte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck, es lag eine gewisse Reue darin, aber zugleich Entschlossenheit, auf seinem Standpunkt zu beharren. Als wir uns Mahar gerade noch einmal vornehmen wollten, erschien Bu Mus wieder im Klassenzimmer und sagte: »Hör gut zu, junger Mann, der Götzendienst bringt dir keine einzige Erkenntnis. Du bist auf einem Irrweg, der dich immer weiter weg führt, je länger du ihn verfolgst. Der Teufel umschmeichelt dich jedes Mal, wenn du die Glut des Weihrauchs anfachst.«
Mahar runzelte die Stirn. Aber Bu Mus war noch fertig: »Jetzt musst du Farbe bekennen, denn …«
Das Ultimatum war noch nicht ausgesprochen, da war plötzlich ein »Salam alaikum« zu hören. Bu Mus verstummte und drehte sich zur Tür um. Dort standen zwei Leute. Ein bedeutend wirkender Herr und ein knabenhaftes Mädchen. Sie war groß, schlank, hatte kurze Haare, helle Haut und ein hübsches Gesicht.
Der feine Herr versuchte freundlich zu lächeln.
»Das hier ist meine Tochter Flo«, sagte er zögernd. »Sie möchte nicht mehr in die Schule der Bergbaugesellschaft gehen und war jetzt schon zwei Wochen nicht mehr im Unterricht. Sie will unbedingt diese Schule hier besuchen.«
Der Herr kratzte sich am Kopf. Sein Ton verriet, dass er es aufgegeben hatte, seine Tochter zur Räson zu bringen.
Bu Mus lächelte etwas angestrengt. Eine Herausforderung jagte die nächste. Die Sorge um Pak Harfan lag ihr auf der Seele, und sie war erschöpft von den Kämpfen, die sie in der letzten Zeit ganz allein auszufechten hatte. Mister Samadikuns ständige Drohung, die unheilvollen Bagger, Mahar auf Abwegen – und jetzt auch noch dieses Mädchen, dessen Miene man ansah, dass sie sich mit Sicherheit nicht bändigen ließ. Es war ein Unglückstag für Bu Mus.
Flo selbst zeigte keine Reaktion, sie lächelte auch nicht, sondern sah bloß ihren Vater an. Sie schien genau zu wissen, was sie wollte. Der Vater betrachtete seine Tochter mit einem Blick, in dem seine schmerzvollen Niederlagen zu lesen waren. Er sah sich in unserem Klassenzimmer um. Vielleicht erinnerte es ihn an den Untersuchungsraum eines japanischen Militärgefängnisses. Seine Augen waren traurig, als er sich an Bu Mus wandte.
»Hiermit übergebe ich Ihnen meine Tochter, Bu Mus. Wenn sie Schwierigkeiten macht, dann wissen Sie ja, wo sie mich finden. Mit Bedauern muss ich sagen, sie wird bestimmt Schwierigkeiten machen.«
Wir mussten lachen. Der Herr lächelte resigniert. Flo tat so, als ginge sie das alles nichts an. Ihr Vater empfahl sich.
*
»Also gut, willkommen in unserer Klasse. Bitte setz dich dort zu Sahara!«, sagte Bu Mus zu Flo.
Sahara freute sich und wischte den leeren Stuhl neben sich ab. Doch wider Erwarten rührte sich Flo nicht vom Fleck. Sie blickte einfach zum Fenster hinaus.
Dann drehte sie sich wieder zu uns um, zeigte auf Trapani und sagte in festem Ton: »Ich will neben Mahar sitzen!«
Es war unglaublich! Die ersten Worte, die aus ihrem verwöhnten Mund kamen, nachdem sie gerade einmal vor ein paar Minuten die Muhammadiyah betreten hatte, waren Widerworte! Ungehorsam gab es in unserer Schule nicht. Wir redeten Bu Mus sogar ehrerbietig mit Ibunda Guru an.
Das Gesicht von Bu Mus verfinsterte sich. Gerade war sie noch dabei gewesen, Mahar vorzuhalten, dass er die Grundsätze der Muhammadiyah verletze, da kam diese widerspenstige Schülerin und suchte ausgerechnet seine Nähe. Hier zogen gleich zwei Tornados auf, die sich vereinen wollten. Man konnte Flo ansehen, dass sie sich auf keinen Kompromiss einlassen würde.
Bu Mus musste eine schwierige Entscheidung treffen. Sie machte Trapani ein Zeichen,
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