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Die Regenbogentruppe (German Edition)

Die Regenbogentruppe (German Edition)

Titel: Die Regenbogentruppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hirata
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Erziehungsminister würde ein erstaunliches Geständnis ablegen: »Schon lange habe ich kein Buch mehr in die Hand genommen, doch mit diesem Buch habe ich wieder angefangen zu lesen.«
    Eine ehemalige Uber-Cup-Meisterin, noch heute eine Schönheit, würde gestehen: »Wenn ich dieses Buch lese, möchte ich dem Autor am liebsten um den Hals fallen.«

 
     
     
    30  Da saßen wir, in dem großen, ovalen, lärmerfüllten Saal eines alten Art-déco-Gebäudes. Wir saßen am Rand: Sahara, Lintang und ich.
    Hier fand der Intelligenzwettbewerb statt. Wieder stand das Ansehen unserer Schule auf dem Spiel. Mit sinkendem Mut sahen wir, wie die Schüler der staatlichen Schulen und die der Bergbaugesellschaft Lehrbücher mitbrachten, wie wir sie bisher noch nie zu sehen bekommen hatten. Es waren dicke Wälzer mit glänzendem farbigem Einband.
    Das Risiko, das wir hier eingingen, war höher als damals beim Karneval. Der Intelligenzwettbewerb war wie eine offene Arena, in der man seine Klugheit und sein Wissen zeigte oder sich, wenn man Pech hatte, bis auf die Knochen blamierte. Bu Mus hatte uns akribisch auf diesen Tag vorbereitet. Sie setzte bei diesem Wettstreit große Hoffnung auf uns, jedenfalls größere als beim Karneval. Sie hatte von überall her Übungsfragen zusammengesucht und uns unermüdlich durch ein hartes Trainingsprogramm geschleust. Hier einen Sieg davonzutragen war in ihren Augen der beste Weg, Mister Samadikun davon abzuhalten, unsere Schule zu schließen.
    Aber sosehr sie auch versucht hatte, uns mental aufzubauen und klüger zu machen, uns gedrängt, gelobt und ermahnt hatte, fest und sicher aufzutreten, flatterten unsere Nerven. Angesichts der dicken Bücher mit glänzendem Einband, die die reichen Eliteschüler vor sich liegen hatten, war alles, was wir uns in den letzten Wochen erarbeitet hatten, mit einem Mal wie weggeblasen und unser Denken gelähmt.
    Ich versuchte, mich zu beruhigen, indem ich mir vorstellte, ich säße am ruhigsten Ort, den ich kannte, auf einer grünen Wiese, und meditierte. Aber dieses Mal ließ sich der Zauber von Edensor nicht beschwören.
    *
    Wir saßen verloren an einem großen, langen, kühlen Tisch aus Mahagoni. Von jeder Schule waren Fans gekommen, der Saal wimmelte nur so von Menschen. Die Anhänger der Schule der Bergbaugesellschaft waren natürlich in der Überzahl. Es waren sicher weit über hundert. Auf ihren Uniformen trugen sie hinten den anmaßenden Ausspruch Julius Caesars zur Schau: Veni, vidi, vici.
    Die Elitemannschaft der Schule der Bergbaugesellschaft war der absolute Favorit, und dieses Jahr waren sie noch besser und systematischer vorbereitet als sonst. Ein junger Physiklehrer, Drs. Zulfikar, der für seine Fähigkeiten bekannt war, hatte sie unter Wettbewerbsbedingungen trainiert, mit Jury, Klingel, Stoppuhr und den verschiedensten Variationen möglicher Fragestellungen.
    Unsere Fans wurden von Mahar und Flo angeführt. Es war zwar nur ein kleiner Haufen, aber dafür zu allem entschlossen. Sie hatten zwei Fahnen der Muhammadiyah mitgebracht und hielten allerlei Gerätschaften bereit, wie sie Fußballfans gern zum Krachmachen mitbringen. Für ihre ehemaligen Mitschüler aus dem Gedong war Flo eine Verräterin, und sie guckten entsprechend feindlich, aber Flo kümmerte sich nicht darum. Obwohl alles dafür sprach, dass wir unterliegen würden, schwankte Flo keinen Moment, ihre neue Schule, die Muhammadiyah, zu verteidigen.
    Unter unseren Anhängern waren auch Trapani und seine Mutter. Sie hielten sich an der Hand. Die Schülerinnen im Saal sahen verstohlen zu Trapani herüber, der von Jahr zu Jahr attraktiver wurde. Sie flüsterten miteinander und kicherten in einem fort. Er war schlank, groß gewachsen, hatte eine feine helle Haut, auf der Oberlippe den ersten Flaum eines Schnurrbarts und verführerisch schöne Augen mit einem ruhigen, tiefen Blick.
    Eigentlich war Trapani für das Team ausgewählt worden. Er hatte eine höhere Gesamtpunktzahl erreicht als Sahara, war allerdings in Geografie schwach. Die anderen Fächer hatten wir bereits abgedeckt: Mathematik, Naturwissenschaften und Englisch, das waren Lintangs Herrschaftsgebiete, während ich in Staatsbürgerkunde, Geschichte des Islam, islamischem Recht, Ethik und – mit Einschränkungen – Indonesisch firm war. Unser Schwachpunkt war Geografie, und das war Saharas Spezialgebiet. Damit wir auch darin möglichst gut abschnitten, hatte Trapani seinen Platz Sahara überlassen. Er war nicht nur schön, er

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