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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Augenblick lang sah Decker die alte Rina. Sie brauchte Zeit, um über das Trauma hinwegzukommen. Und er hoffte; seine Kompromißbereitschaft würde ihr dabei helfen.
    Rina küßte ihn auf die Backe. »Du bist der Beste!«
    »Immer, Darling. Für ein Lächeln von dir tue ich alles.«
    »Beantworte mir nur eine Frage, Cindy«, sagte Marge. »Was, zum Teufel, hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
    »Ich hab eine wichtige Information, Marge.«
    Marge zwang sich zur Ruhe. »Und diese Information wäre, Cynthia?«
    »Ich weiß, weshalb Tandy vielleicht das Baby entführt hat, falls sie es entführt hat, heißt das. Dafür habe ich keine Beweise. Aber ich kenne ein mögliches Motiv.«
    »Sie hat ein Kind verloren, als sie fünfzehn war«, sagte Marge.
    Cindy starrte sie an. Ihre Enttäuschung verdunkelte den Blick ihrer Augen. »Woher weißt du das?«
    »Weil ich sie vernommen habe. Das ist Polizeiarbeit, Cindy. Und man muß sich dazu nicht mal als Bodybuilder ausgeben. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, wie gefährlich und dumm deine Aktion gewesen ist. Dein Vater und ich sind keine Fernsehdetektive mit schlauen kleinen Taschenspielertricks, die in einer Stunde plus Werbeeinschaltungen einen Fall lösen. Wir erledigen das in mühsamer Kleinarbeit und mit unterschiedlichen Taktiken. Dieser Job ist hart und mühsam und oft frustrierend. Was wir am allerwenigsten brauchen können, ist, daß jemand unsere sorgfältige Planung durch sein dummes Verhalten über den Haufen wirft.«
    Cindys Mundwinkel zuckten. Marge schlug einen sanfteren Ton an. »Okay, noch ist nichts verloren. Worüber habt ihr in der Saftbar geredet? Ihr wart fast eine Stunde drin.«
    »Nicht viel.« Cindy seufzte. »Was machst du überhaupt hier?«
    »Na, was glaubst du? Ich behalte Tandy im Auge.«
    »Du beschattest sie?«
    »Ja. Und jetzt versprich mir, daß du dich raushältst in Zukunft, ja?«
    »Ich soll eigentlich morgen wieder ins Studio …«
    »Cindy!«
    »Sie haben einen Trainingsplan für mich ausgearbeitet. Sie meinen, ich hätte Talent.«
    Marge starrte sie an. »Cynthia Decker, falls ich dich hier auch nur im Umkreis von einer Meile entdecken sollte, verhafte ich dich und stecke dich ins Loch!«
    Cindy lächelte. »Ich mach einen großen Bogen um dich, Marge.«
    »Du mischst dich nicht in unsere Arbeit, kapiert?« Marge holte tief Luft. »Also, worüber habt ihr geredet?«
    »Über College, Männer, unsere Familien. Keine Angst, ich habe ihr nicht gesagt, daß mein Vater ein Bulle ist. Bin ja nicht blöd. Nur abenteuerlustig.«
    Marge verkniff sich eine bissige Bemerkung. »Und wie ist das Gespräch auf die verkorkste Schwangerschaft gekommen?«
    »Sie hat von ihrer Karriere als Model erzählt. Und daß einer der Fotografen ihr ein Kind gemacht hat.«
    »Wie lange hat sie als Model gearbeitet?«
    »Seit ihrem fünften Lebensjahr. Zuerst war sie Kindermodel für Kataloge. Dann ist sie zur Haute Couture und auf den Laufsteg gekommen. Muß ein verdammt brutales Geschäft sein. Sie hat erzählt, wie gemein alle zu Neulingen sind, wie sie hungern mußte, um dünn zu bleiben. Sie hatte Bulimie. Selbst als sie schwanger war, hat sie gefastet wie verrückt. Erst im sechsten Monat sah man ihr was an. Schließlich hat sie das Baby verloren. Und danach hat sie nur noch knapp fünfzig Kilo gewogen.«
    »Großer Gott!«
    »Sie war mehr oder weniger zum Skelett abgemagert. Sogar ihr Agent hat gesagt, sie müsse zunehmen. Das hat sie getan. Danach hat sie noch ein paar Jahre gearbeitet. Dann wurde sie wieder schwanger und hat das Baby ebenfalls verloren …«
    »Augenblick, Cindy.« Marge zückte ihr Notizbuch. »Sie wurde noch einmal schwanger?«
    »Ja. Sie war achtzehn und hat in New York gelebt.« Cindys Miene hellte sich auf. »Das hast du nicht gewußt, was?«
    »Nein.«
    »Na, also. Hab ich doch etwas rausgefunden!«
    »Keine Selbstbeweihräucherungen, bitte! Tandy hatte demnach noch eine Fehlgeburt?«
    »Ja. Und zwar früher als beim ersten Mal. Ich glaube, im vierten Monat.«
    »Hat sie deshalb unter Depressionen gelitten?«
    »Es kann sie kaum unberührt gelassen haben. Schließlich war auch ihre Karriere betroffen. Bei der zweiten Schwangerschaft hat sie sich geweigert zu hungern. Sie hat geglaubt, das sei die Ursache für die erste Fehlgeburt gewesen. Jedenfalls hatte man ihr das immer wieder gesagt.«
    »Wer war ›man‹?«
    Cindy zuckte die Achseln. »Sie hat nur von ›man‹ gesprochen. Vermutlich hat sie ihre Mutter gemeint. In der zweiten

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