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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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erhebender Augenblick für mich.«
    Marge und Decker tauschten einen Blick. »Marie hat Ihnen gesagt, daß Tandy tot ist?« fragte Decker.
    Hetty nickte. »Sie hat behauptet, daß Tandy bei der Geburt verblutet sei. Ich hab ihr geglaubt. Warum auch nicht? Tandy war immer schon labil gewesen, psychisch wie physisch.«
    Bei der Geburt verblutet! Rina!
    Deckers Magen krampfte sich zusammen. Jemand hatte das Unglück seiner Frau für eine gemeine Lüge mißbraucht.
    »Tandy ist ausgesprochen lebendig, Mrs. Roberts.« Er sah Marge an. »Wir sollten es lieber gleich melden.«
    »Mrs. Roberts«, begann Marge, »ich muß Ihr Telefon benutzen.« Und zu Decker gewandt: »Ich rufe im Pacific-Revier an. Von dort muß das Sondereinsatzkommando wegen des Babys benachrichtigt werden. Soll ich auch Lourdes Rodriguez gleich informieren?«
    »Überlaß das lieber den Kollegen vom Jugendamt. Verfahrensfehler können wir uns nicht leisten. Aber vor allem sollte sich jemand um Tandy kümmern.«
    »Ich ruf Hollander an.«
    »Gut.« Decker wandte sich an Hetty. »Wir verständigen die entsprechenden Stellen. Jemand kommt, das Baby abzuholen.«
    »Ich weigere mich, es herauszugeben!«
    »Mrs. Roberts. Ich habe allen Grund zu der Annahme, daß das nicht Ihr Enkelkind ist. Der Säugling wurde mit größter Wahrscheinlichkeit vor einigen Tagen aus der Wöchnerinnenstation des Sun-Valley-Presbyterian-Hospital entführt.«
    »Natürlich wurde sie entführt!« konterte Hetty. »Die Hure hat zugegeben, das Baby einfach mitgenommen zu haben. Sonst wäre es zur Adoption freigegeben worden. Sie wollte das verhindern. Geoffs wegen. Nicht meinetwegen. Vermutlich glaubt sie, ihm das schuldig zu sein, nachdem sie seine Frucht zwanzig Jahre zuvor hat abtreiben lassen.«
    »Sie hat abtreiben lassen?« fiel Marge ein. »Ich dachte, sie hat das Kind verloren?«
    Hetty zögerte. »Abgetrieben, verloren – das Resultat ist dasselbe. Gott sei Dank! Die Hure hätte eine lausige Mutter abgegeben.«
    Eine Stimme aus dem Hintergrund rief Hettys Namen.
    »Hört das alles denn nie auf!« stöhnte Hetty. »Er ist wach. Den restlichen Tag habe ich keine Ruhe mehr. Ich sollte ihn vor die Tür setzen. Aber mein weiches Herz … Deshalb habe ich es auch so lange mit ihm ausgehalten. Die Hure war nicht sein erster Seitensprung. Aber ich hatte ein Kind aufzuziehen. Tandy hat immer schon gekränkelt.«
    »Seit wann hört sie Stimmen?« wollte Decker wissen.
    »Sie hatte von jeher zuviel Phantasie. Besonders nach der Scheidung.« Hettys Blick schweifte in die Ferne. »Das wurde mit der Zeit immer schlimmer. Der Arzt hat gesagt, daß es in der Pubertät erst richtig rausgekommen ist.«
    »Tandy war in Behandlung?« fragte Marge.
    »Und wie oft, mein Gott!« sagte Hetty leise. »Viele, viele …«
    Im Raum war es totenstill. Eine alte Stimme brach das Schweigen.
    »Hetty? Was ist los?«
    Hetty sah auf das Baby in ihren Armen hinunter. »Sie verschwinden nicht mit ihr?«
    »Noch nicht«, antwortete Decker.
    »Dann halten Sie sie.«
    »Mit Vergnügen.«
    »Ich muß aufs Klo!« rief die alte Stimme.
    Hetty übergab Decker den Säugling. »Komme schon.«
    Sie verschwand hinter einer Tür.
    »Reizendes Mädchen«, sagte Marge.
    Decker starrte auf das Baby. In dem winzigen Gesicht sah er die eigene Tochter, hilflos und abhängig. Ein Glück, daß dieser Teil der Geschichte überstanden war.
    »Großartige Arbeit, Detective Dunn! Hut ab!«
    Marge stand bereits am Telefon und wählte. »Manchmal hat man den richtigen Riecher. Wie geht’s der Kleinen?«
    »Offensichtlich bestens. Sie hätte ’ne Menge Leute sehr, sehr glücklich gemacht.« Er wandte sich wieder Marge zu. »Nicht zu selbstgefällig werden. Marie Bellson ist noch verschwunden, und der Mord nicht aufgeklärt.«
    »Das zumindest ist jetzt wieder unser Fall, nicht der vom FBI.« Marge sagte in den Hörer: »Detective Dunn vom Revier Foothill. Ich möchte mit jemandem vom Jugendamt sprechen. Es ist dringend.« Sie sah Decker an. »Was hältst du von Hetty?«
    »Sieht genau wie Marie aus.«
    »Glaubst du, sie sind verwandt?«
    »Könnte sein. Vielleicht ist Geoff auch immer auf denselben Frauentyp reingefallen.« Decker schüttelte den Kopf. »Kannst du dir vorstellen, was in Tandy und Marie vorgegangen sein muß, als sie sich kennengelernt haben? Schon aufgrund des Nachnamens muß Marie sofort gewußt haben, daß Tandy die Tochter des Ex-Geliebten ist. Möglicherweise hatte Marie Schuldgefühle. Sie hatte Tandy

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