Die reinen Herzens sind
bei Hannah bleiben kann?«
»Ja. Sie ist entzückt!« Cindy ließ den Kopf hängen. »Schätze, ich werde hier nicht mehr gebraucht.«
»Du bist mir in den vergangenen achtzehn Stunden eine große Hilfe gewesen, Prinzessin. Ich weiß nicht, was ich ohne dich gemacht hätte.«
»Wenn du willst, komme ich wieder, sobald Mrs. Elias gehen muß.«
»Ja, das wäre schön. Ist die Sache mit Schwester Marie bereinigt?«
»Nein, nicht wirklich. Sie haßt mich noch immer. Warum, ist mir schleierhaft.«
»Keine Sorge. Das ist ihr Problem.«
Cindy lächelte, war jedoch sichtlich beunruhigt.
»Was ist los?« wollte Decker wissen.
»Daddy, hast du gewußt, daß Schwester Marie mindestens zweimal pro Woche eine Doppelschicht macht?«
»Woher weißt du das?«
»Von Darlene. Sieht fast so aus, als habe sie einen Komplex mit Babys, oder?«
»Darlene hat nicht gesagt, daß Marie einen Komplex hat. Das ist nur mein Eindruck. Und nicht nur was die Babys, auch was die Mütter betrifft. Ich habe zufällig gehört, wie sie diese minderjährige Mutter belehrt hat, wie sie mit dem Baby umgehen muß. Tun Sie dies, und tun Sie jenes, so ging es die ganze Zeit. Und weißt du, was sie dann getan hat?«
»Nein. Aber du sagst es mir sicher gleich.«
Cindy lächelte. »Sie hat ein paar Mütter aufgefordert, mit ihr zu Jesus zu beten. Findest du das passend?«
Decker schwieg nachdenklich. »Nein, das finde ich nicht.«
»Ich finde, wir sollten mal mit ihrem Chef reden.«
Decker zog scharf die Luft ein. »Cindy, ich schätze deinen Sinn für Takt und Stil …«
»Aber ich soll meinen Mund halten, richtig? Wenigstens solange Hannah hier ist.«
Decker antwortete nicht.
»Vielleicht sollten wir Hannah in eine andere Säuglingsstation verlegen lassen«, schlug Cindy vor.
»Und wenn sie nach dem Grund fragen?« erwiderte Decker. »Was soll ich ihnen sagen? Daß meine Tochter die Oberschwester nicht mag, die hier seit Jahren arbeitet? Eine Schwester, die so freundlich war, sie auf der Station zu dulden, obwohl das gegen alle Gepflogenheiten verstößt? Wenn Marie es gewollt hätte, hätte sie dich jederzeit hinausbefördern können. Aber das hat sie nicht getan. Das ist was wert, Cynthia.«
»Warum benimmt sie sich mir gegenüber dann so feindselig?«
»Vermutlich weil du unaufgefordert in ihren Herrschaftsbereich eingedrungen bist. Und nach allem, was du erzählst, scheint die Frau ja nicht unproblematisch zu sein.«
»Vielleicht hat sie was gegen Rina und dich … weil ihr keine Christen seid.«
Decker zuckte die Schultern. »Glaube ich nicht. Sie verteidigt lediglich ihre Machtposition.«
»Darlene ist überhaupt nicht so.«
»Reden wir über dieselbe Darlene, die dir die alleinige Verantwortung für zwölf Neugeborene überlassen hat?«
»Sie hat mir keine Verantwortung …«
»Cindy …«
»Daddy, besser ich habe die Verantwortung als eine der ständig wechselnden Nachtschwestern. Nachts ist es hier richtig gespenstisch.«
Decker zögerte. »Was soll das heißen ›gespenstisch‹?«
»Darlene sagt, daß das Krankenhaus wegen der Etatkürzungen eine Menge Teilzeitkräfte einsetzen muß. Ein paar von denen sind recht seltsame Vögel. Glaub mir, wir können von Glück sagen, daß Darlene für Hannah zuständig ist.«
»Na, das ist ja sehr vertrauenserweckend!« Decker kaute an seinem Schnurrbart. »Vielleicht sollte ich Hannah noch heute mit nach Hause nehmen. Der Kinderarzt hat mir gesagt, daß sie vom medizinischen Standpunkt aus entlassen werden kann. Aber ich möchte eigentlich, daß sie heute nacht hier bleibt. Es dauert mindestens noch einen Tag, bis Rina nach Hause kann. Und ich wollte ihr die Chance geben, Hannah wenigstens einmal bei sich zu haben. Sie soll sich nicht isoliert fühlen. Aber wenn du sagst, daß es dir hier unheimlich ist, bringe ich beide heute noch heim.«
Cindy schien plötzlich Angst vor der eigenen Courage zu haben. »Dad, ich bin todmüde. Vielleicht übertreibe ich.«
Decker setzte sich wieder. »Großer Gott, das Gefühl kenne ich.«
»Dad, ich passe heute nacht wieder auf Hannah auf. Rina das Baby wegnehmen – das ist das letzte, was ich möchte.« Cindy zögerte. »Wie geht es ihr?«
Decker antwortete nicht.
»Daddy!«
Decker fuhr sich durchs Haar. »Es gab ein paar Komplikationen. Aber es geht ihr gut.«
»Ernsthafte Komplikationen?«
»Sie ist bald wieder auf dem Damm«, wich Decker erneut aus.
»Du verschweigst mir doch was, oder?«
Decker sah seine Tochter an. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher