Die reinen Herzens sind
Löffel beiseite. »Nichts mehr! Ich muß zur Arbeit. Kapiert?«
»Ja. Ich habe was druntergemischt, das das Schlimmste lindert. Ich meine, du hast bestimmt Muskelkater und den mußt du auch spüren, aber nicht so, als hätte dich ein Lastwagen überfahren. Wie willst du’s haben?«
»Wie üblich, schätze ich.«
Sie seufzte und ließ sich auf Händen und Knien nieder. Sie fühlte, wie er ihr den Slip auszog.
»Gott, du hast einen traumhaften Hintern.«
»Du meinst ein traumhaftes Sitzkissen.«
Sie fühlte, wie er eine Gesäßhälfte küßte und ihr mit seiner Pranke über ihr festes Fleisch fuhr. Macks Stimme war nur ein Flüstern: »Ist lange her, daß ich eine Frau gehabt habe.«
»Ich kann nicht, Mack. Außerdem wird’s nicht funktionieren. Das weißt du.«
»So eine Verschwendung …« Seine Stimme war heiser vor Begierde. »Für uns beide.«
Bring ihn um!
Tandy hob abrupt den Kopf, riß die Augen auf. Die plötzliche Bewegung überraschte Mack.
»Alles in Ordnung, Tandy?«
Schweiß rann ihr übers Gesicht. Die gemeine Stimme. Oder nicht? Hörte sie sie wirklich? Tricks über Tricks über …
»Tandy?«
»Ich bin …« Sie holte tief Luft und lachte gezwungen. »Mir geht’s gut. Bringen wir’s hinter uns. Ich muß gehen.«
Sie biß die Zähne zusammen und zuckte nicht einmal, als sie den Nadelstich fühlte. Langsam stand sie auf. Ihre Muskeln schmerzten. Wie eine alte Frau schlich sie in die Ecke, nahm ihre Schwesterntracht vom Kleiderhaken und zog sie an.
Sie sah in den Spiegel, rückte den Kragen zurecht und zupfte am Saum. Ihre durchtrainierte Brust zog das Kleid nach oben und gab damit ihre langen, wohlgeformten Beine frei. Sie bewegte und bog ihre Zehen mehrfach nach oben und beobachtete, wie sich ihre Wadenmuskeln bei jeder Bewegung auseinander- und wieder zusammenzogen.
Unglaublich elegant. Wie eine Ballettänzerin.
Ihr Gesicht war wieder blasser geworden. Sie wartete, bis ihre Hände ruhig waren, dann legte sie Puder und Rouge auf. Sie band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Ein Blick in den Spiegel sagte ihr, daß sie schön war. Es war nicht Macks Fehler. Mack konnte nicht anders.
Erneut straffte sie die Schultern. In ihrer Tracht war sie jetzt der Prototyp der Tüchtigkeit. Sie wußte, daß sie Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit ausstrahlte.
Das war wichtig. Vor allem Vertrauenswürdigkeit.
Sie sah auf die Uhr.
Zeit zu gehen.
10
Darlene schob das letzte der Babybettchen an seinen Platz in der Säuglingsstation J, dann stemmte sie die Hände in die Hüften. Sie trug Gummihandschuhe. Ihr Blick schweifte über die zehn Babys – zwei Dunkelhäutige, vier spanischer Abstammung, drei Weiße und ein Asiate –, ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung von Los Angeles. Jedes hatte bereits eine eigene Persönlichkeit, doch alle waren Engel.
Nur klangen sie nicht wie Engel. Die kleine Rodriguez und die kleine Jackson schrien Himmel und Hölle zusammen. Der kleine Yamata war ruhig und brav.
Schrien Himmel und Hölle zusammen.
Bei dem Ausdruck mußte sie unwillkürlich lächeln. Keiner kannte die eisige Hölle wie sie. Die Novemberstürme auf dem See … so eisig, so klirrend, daß einem die Zähne erfroren.
Die kleine Decker fehlte … vermutlich war sie noch mit Cindy im Hinterzimmer. Darlene dachte an Cindy. Ein gutes Kind. Gab nicht viele Schwestern, die so liebevoll waren. Das mochte Darlene an ihrem Beruf. Man gab den anderen, half ihnen. Half ihnen mehr als die Ärzte, wenn man die Dinge beim Namen nennen wollte.
Eine Weile betrachtete sie die Säuglinge mit ihren offenen Mündchen und verdrehten Augen. Die kleine Rodriguez hatte sich krebsrot geschrien, die kleinen Hände zu Fäusten geballt, während sie forderte, hochgenommen zu werden. Leider hatte Darlene nur zwei Arme. Ein Jammer, daß Frauen nicht achtarmig wie Oktopusse zur Welt kamen.
Sie rieb sich die Arme und warf einen verstohlenen Blick über die Schulter. Langsam streckte sie die Hände nach der kleinen Rodriguez aus. Eine zerbrechliche kleine Puppe. Darlene hatte schon Hühner gekocht, die mehr gewogen hatten. Aber an dem Baby war alles dran, und es entwickelte sich gut. Es hatte schöne kaffeebraune Augen unter dicken, seidigen schwarzen Locken. Die Kleine beruhigte sich, als Darlene sie hochnahm, ihren zarten Rücken tätschelte. Zarte, zerbrechliche Knochen. Alle Babys waren klein und doch schon perfekte Menschen. Das Wunder des Lebens. Es erstaunte sie immer wieder.
Sie wickelte
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