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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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nach Freud«, bemerkte Marge.
    Tandy biß sich auf die Lippe. »Ist mir ’ne Weile verdammt mies gegangen. Aber ich hab mich wieder aufgerappelt.«
    »Wie alt waren Sie damals?«
    »Fünf-, nein sechzehn.« Sie trank einen Schluck von Marges Orangensaft. »Was hat das mit Marie zu tun?«
    »Wissen Sie, wie alt Marie war, als sie ihr Baby verloren hat?«
    »Älter als ich. Vielleicht zwanzig. Hat ihr Leben grundlegend verändert. Behauptet sie. Es hat sie gezwungen, über sich nachzudenken. Sie hat Jesus für sich entdeckt und ist Krankenschwester geworden.«
    »Hat der Verlust Ihres Kindes Ihr Leben verändert?«
    »Wieso kommen Sie immer wieder auf mich zu sprechen?«
    »Ich versuche nur eine Parallele zu finden, um Marie besser zu verstehen.«
    »Wie können Sie Marie verstehen, wenn wir über mich reden?«
    »Beantworten Sie einfach meine Frage, Tandy.«
    Tandy warf ihren Zopf über die Schulter. »Bodybuilding hat mein Leben verändert. Zum erstenmal habe ich das Gefühl, die Kontrolle über mein Leben zu haben.«
    Marge schwieg. Sie fragte sich, warum Tandy das Wort »Kontrolle« so betont hatte.
    Kontrolle worüber?
    »Warum sind Sie Krankenschwester geworden, Tandy?« fragte sie.
    »Ich wünschte, ich könnte irgendwelche Florence-Nightingale-Motive anführen, aber in Wahrheit brauchte ich einfach einen Job.« Tandy lachte bitter. »Als Model kann man kaum arbeiten, wenn man hundertzwanzig Kilo wiegt, oder?«
    Marge gab sich überrascht. »Sie?«
    Tandys Lächeln war ehrlich gemeint. »Schwer zu glauben, was?«
    »Unmöglich.«
    »Stimmt aber. Jedenfalls bin ich Krankenschwester geworden, weil ich einen Job brauchte. Niemand hätte mich als Sekretärin eingestellt. Dafür war ich zu fett. Aber in einem Altenheim kümmert es niemanden, wie du aussiehst. Angefangen habe ich damit, Bettpfannen zu wechseln. Abends bin ich auf die Schule gegangen und habe meinen Abschluß als Krankenschwester gemacht.«
    »Das hat Ihr Leben verändert«, bemerkte Marge.
    Tandy lächelte. »Hat mich aus der Gosse gezogen«, verbesserte Tandy. »Als Model in New York habe ich fünfhundert Dollar pro Stunde verdient. Und da war ich fünfzehn. Als ich schwanger wurde, war’s damit vorbei. Das Gewicht habe ich wieder verloren, ich hätte wieder arbeiten können … Aber ich war so angewidert davon, wie sie mich behandelt hatten, meine Mutter, mein Agent, die ganze Branche. Ich hatte Depressionen, war völlig durchgedreht. Ich habe gefressen, bis ich hundertzwanzig Kilo drauf hatte.« Tandy lächelte gequält.
    Marge erwiderte ihr Lächeln. »Und Marie haben Sie im Golden Valley kennengelernt?«
    »Richtig.«
    »Es heißt, sie habe Ihnen geholfen, einen besseren Job zu finden.«
    »Sie haben Ihre Hausaufgaben aber gründlich gemacht, was?«
    Das gleiche hatte Leek schon gesagt. Marge fragte sich, ob er Tandy nicht doch angerufen hatte. Wenn ja, hatte Tandy sich gut verstellt. »Ich weiß nur, daß Marie mit Ihnen befreundet war. Und jetzt ist sie mit dem Baby verschwunden. Die Mutter ist verzweifelt.«
    Tandy biß sich auf die Lippe. »Kann ich mir denken. Aber wie gesagt, ich habe Marie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Warum denn nicht?«
    »Marie hält nichts von Bodybuilding. Und Bodybuilding ist mein Leben.«
    »Hindert einen daran, verrückt zu werden, was?« sagte Marge.
    Tandys Züge erstarrten zur unbeweglichen Maske. »Ganz richtig, Detective. Sonst noch was?«
    »Kommen wir noch mal auf Marie zurück. Hat sie Ihnen geholfen, einen besseren Job zu finden? Nachdem Sie das Golden Valley verlassen hatten?«
    »Nein, eigentlich nicht. Natürlich hätte sie mir eine Stelle besorgen können, aber das waren nur Ganztagsjobs. Und ich wollte Teilzeit arbeiten. War trotzdem kein Problem. Als Krankenschwester kriegt man immer was. Irgend jemand sucht immer Teilzeitschwestern. Wir sind billiger, keine Zuschläge, keine Gewerkschaften. Ich bin ständig ausgebucht.«
    »Sie werden häufig engagiert?«
    »Andauernd. Und überall, in Privathäusern, in Kliniken.«
    »Nennen Sie mir ein Beispiel. Wo waren Sie gestern? Oder haben Sie da nicht gearbeitet?«
    »Gestern? Da war ich im Tujunga Memorial, Spätschicht. Warum? Brauche ich ein Alibi?«
    Marge lachte. »Sie sehen zu viele Krimis.«
    Tandys Augen blitzten wütend. »Ich sehe kaum fern, und ich gehe nicht ins Kino. Tut mir leid, aber was das verschwundene Baby betrifft, kann ich wirklich nicht helfen.«
    »Hat Marie je von Verwandten oder Freunden gesprochen?«
    »Nur von

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