Die Reise-Bibel
Regierungen können sich irren, aber nie Herr Baedeker). Tja, so war er, der Reiseführer-König Baedeker:
akribisch genau und absolut verlässlich, wenn es um Angaben ging, ohne die der gemeine Tourist im Ausland aufgeschmissen gewesen
wäre. Der begeisterte Reisefreund Karl Baedeker eröffnete 1827 in Koblenz eine Verlagsbuchhandlung und machte sich schnell
einen Namen durch seine penibel korrekten Reiseführer, die der Chef zuweilen noch selbst recherchierte. Überliefert ist die
Anekdote, dass Karl Baedeker beim Besteigen des Mailänder Doms die Stufen zählte und alle 20 Stufen als Gedächtnisstütze eine Erbse in der Hosentasche verstaute, um die Stufenplage in seinem Reiseführer schließlich
korrekt benennen zu können. Daher stammt der Begriff »Erbsenzähler« – kann ja sein, dass Sie sich das mal gefragt haben … Karl Baedeker gilt heute als einer der Begründer des Massentourismus, weil er mit seinen Büchern das Reisen zum einen als
modernen Lifestyle positionierte und es darüber hinaus auch für den Normalbürger sehr viel einfacher machte, sich in der Fremde
zurechtzufinden. Selbst in der Literatur adelte man seine Arbeit. So schrieb Jules Verne in seinem Roman ›Clovis Dardentor‹
1896: »Wenn man ein Land nicht kennt, |20| tut man am besten, seinen Baedeker zu Rate zu ziehen, oder im Fall, dass man dieses treffliche Büchlein nicht zur Hand hat,
sich einen lebenden Führer zu nehmen.«
Billep, Klaus
Dass diesen Namen hierzulande nur ein paar Dutzend Menschen kennen, liegt nicht allein daran, dass der Mann vor einigen Jahrzehnten
nach Kalifornien ausgewandert ist. Billep leitet nämlich als Vereinsvorsitzender auch einen Laden, der sich eine gewisse Exklusivität
auf die Fahnen geschrieben hat: den »Traveler’s Century Club«, eine Vereinigung von Menschen, die gerne reisen. Aber was heißt
»gern«. Es darf schon ein wenig mehr als nur ein Hobby sein. Mitglied kann nur werden, wer mindestens 100 Länder bereist hat. Wer alle Plätze bereisen will, die es auf der Welt gibt – oder jedenfalls das, was der TCC zum eigenständigen
Land erklärt –, der hat genau 319 Ziele abzuhaken. Angeblich haben 14 Extremreisende das bereits geschafft.
Bongers, Hans M.
Vermutlich haben Sie den Namen dieses Pioniers der Luftfahrt noch nie gehört. Trotzdem dürften Sie schon Nutznießer seines
Lebenswerks gewesen sein: Der 1898 in Itzehoe geborene Bongers war maßgeblich am (Wieder-)Aufbau der deutschen Lufthansa beteiligt … 1923 trat er in die Unternehmensführung der neu gegründeten Junkers Luftverkehr AG ein, nach dem Krieg, 1954, wurde er zum
Direktor und Ersten Vorstandsmitglied der wiedergegründeten Deutschen Lufthansa AG berufen. So begleitete Hans M. Bongers den Aufstieg der westdeutschen Lufthansa zu einer der bedeutendsten Fluggesellschaften der Welt: Sechs Wochen nach
Wiederaufnahme des innerdeutschen Flugverkehrs wurde am 15. Mai 1955 die Linie nach Madrid eröffnet, einen Tag später folgte London, kurz darauf Paris. |21| Am 8. Juni 1955 fand der erste Nordatlantikflug – Ziel New York – statt. Wenige Jahre später starteten die ersten Linienflüge in Richtung Asien und Afrika. Wer mehr über
die Anfänge der deutschen Zivilluftfahrt aus kompetenter Quelle erfahren will: Hans M. Bongers veröffentlichte 1971 seine Erinnerungen ›Es lag in der Luft‹.
Bryson, Bill
Man kann mit diesem Herrn ein Land erkunden, das ganze Leben besser verstehen oder einfach nur eine gute Zeit im heimischen
Sessel haben, ohne jemals seine eigenen vier Wände zu verlassen, egal. Bill Bryson ist ein Reiseschriftsteller für
alle
Fälle. Viele behaupten, er sei der beste der Welt. Der Autor dieser Zeilen unterstützt diese Haltung, denn Bryson hat alles,
was ein guter Reiseschriftsteller braucht: Er ist extrem neugierig und überaus gebildet, er hasst es, seine Leser zu langweilen,
trinkt gerne und ausgiebig und verfügt über ein gerüttelt Maß an Selbstironie. Im Grunde hält sich der zauselbärtige Bryson
selbst für einen fröhlichen Halunken, dem die Welt ein Rätsel ist, und dessen selbst gestellte Aufgabe es ist, sie wenigstens
ein kleines bisschen besser zu verstehen. An diesen Prozessen lässt er die Leser teilhaben – die sich oft auf seine Kosten
vergnügen und gar nicht merken, dass sie beiläufig mit mehr Informationen gefüttert werden als in einer gesamten Jahresstaffel
von ›Wer wird Millionär‹.
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