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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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drehte sich. Er griff ins Leere, griff erneut zu, und schließlich bekam er ein Geländer in die Hände und hielt sich daran fest. Etwas Schweres stieß gegen ihn. Etwas Weiches, Nasses. Es fühlte sich an wie ein Körper, und er griff mit der freien Hand danach und hielt ihn fest. Wer auch immer es sein mochte, er war noch bewußtlos. Oder…
    »Harlie?« fragte er in die Dunkelheit.
    Das Schiffsgehirn blieb stumm.
    Er hatte keine Antwort erwartet. Trotzdem, das waren schlimme Nachrichten. Wenn das Schiff tot war, dann waren sie es auch. Oder zumindest so gut wie. Die steigende CO 2 -Konzentration würde ihnen innerhalb von einigen Stunden den Rest geben. In seinem Kopf hämmerte es. Seine Uniform war mit Blut und Schweiß getränkt. Außerdem hatte er sich in die Hose gemacht.
    »Raumanzüge«, dachte Korie laut.
    Aber wenn die Energieversorgung des Schiffes zusammengebrochen war, dann wären die Raumanzüge wahrscheinlich ebenfalls unbrauchbar.
    Was stimmte nicht mit der Notstromversorgung? Warum hatten sie sie noch nicht eingeschaltet?
    »Sir? Kapitän?« Lis Stimme. Sie klang gepreßt. »Mister Korie? Kann mich jemand hören?«
    Korie brachte seinen Atem unter Kontrolle. Es war nicht zu glauben, wie seine Lungen brannten. »Hier«, antwortete er. »Können Sie sich bewegen?«
    »Ich weiß nicht. Ich hänge irgendwo fest. Was stimmt nicht mit der Energieversorgung?«
    »Ich habe keine Ahnung. Wer ist sonst noch bei Bewußtsein?« rief er.
    Stöhnen und Bitten um Hilfe kamen als Antwort. Irgend jemand weinte leise. Das ist ein gutes Zeichen, dachte Korie. Wenn du stark genug bist zum Weinen, dann bist du auch stark genug, um wieder gesund zu werden. »Hodel?« fragte er in die Dunkelheit. »Hodel, wo sind Sie?«
    Das Weinen verstummte.
    »Hodel? Sind Sie das?«
    »Hier drüben, Sir.« Eine andere Richtung.
    »Sind Sie in Ordnung?«
    »Bald. In einem Jahr oder so.«
    »Ich glaube, die Notstromversorgung hat versagt. Wir werden die Brennstoffzellen manuell einsetzen und dem System Starthilfe geben müssen.«
    Hodel stöhnte.
    »Können Sie sich bewegen?«
    »Kann ich. Wenn ich nur wüßte, wo ich bin.«
    »In Ordnung. Ich halte ein Geländer. Und irgendeinen Körper. Warten Sie eine Minute, ich will sehen, ob ich herausfinde, wer es ist.« Vorsichtig tastete Korie mit der Hand über den Körper des anderen Mannes und versuchte, die Schulter zu finden, wo er die Rangabzeichen fühlen konnte.
    Es war Kapitän Lowell.
    Er zog den Kapitän dichter zu sich heran und tastete nach seiner Halsschlagader.
    Er konnte nicht sagen, ob Lowell noch lebte oder nicht.
    Es widerstrebte Korie, ihn gehen zu lassen.
    Aber er konnte sowieso nichts für den Kapitän tun, bevor das Licht in der Kommandozentrale nicht wieder brannte. Korie tastete sich am Geländer entlang. Es war das Geländer der Brücke. Er erreichte das Ende und tastete nach unten auf das Deck. Gut. Jetzt wußte er zumindest, wo er sich befand.
    Sich noch immer am Geländer haltend, fühlte er den Weg entlang des Decks zurück zu den Notfallpaneelen.
    Wenn ihn nicht alles täuschte…
    Er öffnete das Paneel im Boden und tastete in der Aussparung herum. Da. Er zog einen Handscheinwerfer hervor und betete im Stillen, daß er noch funktionierte. Eigentlich sollte er das, denn er besaß eine eigene Brennstoffzelle.
    Und er funktionierte.
    Rufe wurden laut, als er den Lichtstrahl über die Zentrale schweifen ließ. In der Nähe des Kapitäns schwebten zwei weitere bewußtlose Gestalten. Dunkle Kugeln von Blut und Erbrochenem und Kot schwebten herum. Hodel hing in seinem Sitz; ebenso Li.
    »Hodel? Können Sie sich bewegen?«
    »Ich hab’s noch nicht versucht…« Vorsichtig schob er sich aus dem Sitz in Kories Richtung. Er schwebte durch die Kommandozentrale und klammerte sich am Geländer der Brücke fest. Als er ankam, schnitt er eine Grimasse. »Wenn sich Totsein so anfühlt, dann gefällt es mir aber gar nicht.«
    »Es ist nicht das Totsein, das wehtut, Hodel. Es ist das Wiederauferstehen.«
    »Verdammt langer Weg, wieder aufzuerstehen, Sir. Mir tut alles weh.«
    »Den anderen geht es genauso«, sagte Korie und gab Hodel den Scheinwerfer. »Halten Sie ihn dorthin gerichtet…« Er zog sich über das Deck zum nächsten Notfallpaneel und öffnete es. Im Innern befand sich eine doppelte Reihe von Knöpfen. Er drückte sie nacheinander.
    Nichts.
    Korie und Hodel tauschten besorgte Blicke.
    »Versuchen Sie’s noch mal?«
    Korie nickte und drückte die Knöpfe

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