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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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schießen lassen, zurück in die Innere Hülle der Burke. »Er lebt noch, aber ich hätte Williger beinahe den Arm brechen müssen, damit sie die Übernahme des Kommandos durch mich für korrekt erklärt.«
    »Aber sie hat es getan?«
    »Ja.«
    »Gut. Möglicherweise haben Sie damit ihr und Hardesty das Leben gerettet – und sich selbst gleichzeitig einem viel höheren Risiko ausgesetzt.«
    »Ich wußte, daß die Arbeit nicht ungefährlich ist, als ich sie angetreten habe.«
    »Aber auch nicht so gefährlich.«
    »Brik…« Korie legte den größten Ernst in seine Worte. »Verstehen Sie mich richtig. Ich habe nichts mehr, für das sich zu leben lohnt. Meine Familie existiert nicht mehr. Meine Heimat ist zu einer Wüste verbrannt. Rache ist das einzige, was mich noch motiviert. Deshalb ist die Gefahr, in der ich mich möglicherweise befinde, vollkommen bedeutungslos. Sagen Sie mir nur, wie ich dem Feind wehtun kann.«
    Brik studierte Kories Gesicht für lange Augenblicke. »Mit allem Respekt, Sir – das ist das Dümmste, das ich je aus Ihrem Mund gehört habe. Sie mögen sich vielleicht nicht um die Gefahr scheren, in der Sie schweben – aber Sie tragen nun die zusätzliche Verantwortung für die Leben derer, die Sie befehligen. Wir haben keinen Selbstmordvertrag unterschrieben, als wir an Bord der LS-1187 gegangen sind.«
    »Das weiß ich selbst.«
    »Ich bin mein ganzes Leben immer von Fanatikern umgeben gewesen«, fuhr Brik fort. »Ich sage Ihnen, wenn ein Fanatiker gewillt ist, sein Leben für eine Sache zu opfern, dann schert er sich nicht um das Leben anderer.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Korie. »Aber ich bin kein Fanatiker.«
    »Das sagen alle.«
    »Hören Sie! Ich habe weder meine Verantwortung für die Mannschaft noch für das Schiff oder die Flotte abgelegt. Ich bin kein Kamikaze. Ich will meine Rache, und dann die nächste, und dann die übernächste. Ich will überleben, um zu sehen, wie die Morthan-Solidarität in den Staub fällt.« Korie zuckte die Schultern. »Aber… wenn schon jemand sich der Gefahr aussetzt, dann will ich es sein.«
    Brik gab keine Antwort. Er forschte in Kories Gesicht, als wolle er seine Gedanken lesen. Schließlich sagte er: »In Ordnung. Ich werde es respektieren. Und jetzt wartet Arbeit auf mich. Warten Sie ein paar Minuten, bevor Sie mir nachkommen.« Er schob sich aus dem Observatorium.
    Korie starrte ihm hinterher. Er hatte keine Ahnung, ob Brik ihm Glauben geschenkt hatte oder nicht. Er wußte selbst nicht, ob er es glaubte. Nachdenklich betrachtete er die Sterne.
    Warum nur, Gott…?
    Dann unterbrach er sich.
    Nein. Niemals wieder.

 
Statusbericht
     
     
    Mach dir keine Sorgen, redete Korie sich ein. Entweder wird alles laufen wie geplant oder nicht. Wenn es funktioniert, werden wir überleben. Wenn nicht, gibt es nichts mehr, über das wir uns hinterher Gedanken machen müßten.
    Er blieb stehen und zwang sich in bewußter Anstrengung zu ruhigem Atmen. Er schloß die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Er dachte an die Lagune und den Garten zu Hause. Das hatte früher immer funktioniert…
    Diesmal nicht.
    Jedesmal, wenn er an die Lagune und seinen Garten dachte und an das Blätterdach aus blauem Farn, stieg in ihm das Bild der Drachenfürst auf und verdrängte alles andere.
    Die Erinnerung an das, was dieses Schiff seiner Heimat angetan hatte, schmerzte wie Feuer.
    Korie öffnete die Augen und starrte durch das Glas zu den gleichgültigen Sternen. Unbeweglich hingen sie über dem Abgrund, eine Wand aus verstreuten Lichtpunkten, weit entfernt, unerreichbar.
    Was haben sie in der Akademie erzählt? Um zu den Steinen zu kommen, mußt du irrational werden.
    Damals war es ein netter Scherz, ein hintergründiges Wortspiel gewesen. Hyperraum war irrationaler Raum.
    Aber der Scherz war auf einmal nicht mehr lustig.
    Was benötigte man, um zwischen den Sternen zu überleben? Das war eine völlig andere Frage.
    Korie legte Daumen und Zeigefinger an den Hals und prüfte seinen Pulsschlag. Er war noch immer erhöht, aber nicht mehr so sehr. Sein Zustand entsprach wieder normaler Anspannung.
    Er hatte genügend Zeit verstreichen lassen. Korie schob sich aus dem Observatorium, packte das Geländer und zog sich daran nach oben.
    Im Augenblick kommt es darauf an, völlig normal auszusehen, erinnerte er sich. Nicht nur für den verdammten Morthaner, sondern auch für die Mannschaft.
    Die Befehle waren erteilt.
    Entweder sie schafften es, ihre Aufgabe zu erledigen,

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