Die Reise der Jona
humans. Die More thans konnten nackt auf dem Mars überleben, und wenig später sogar auf einer leicht terraformierten Venus. Sie ertrugen Kälte und Höhe und Hitze. Sie konnten weiter und schneller rennen. Sie konnten mit größerer Wildheit kämpfen. Ihre Körperkraft suchte ihresgleichen unter allen Lebewesen, die kleiner als Grizzlybären waren. Sie wurden gezüchtet, um das Universum zu erforschen, um es zu kolonisieren – und später auch, um als Soldaten zu dienen.
Damit sie den Erfordernissen eines physisch aufgerüsteten Körpers genügten, mußten die Gehirne der More thans ebenfalls verbessert werden. Die More thans begannen schließlich, die Verantwortung für ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie erzogen ihre eigenen Forscher und Wissenschaftler. Natürlich begannen sie irgendwann auch, sich als überlegene Rasse zu betrachten, um einiges besser als ihre schwachen Vorfahren. Die Logik dieses Gedankenganges führte unausweichlich zu einer Schlußfolgerung.
Die schlauen More thans begannen Pläne zu schmieden, wie sie die menschlichen Welten, auf denen sie lebten, in Besitz nehmen konnten. Sie starben in Gefängnissen.
Die schlaueren More thans wurden zu Separatisten.
Sie häuften beträchtliche Vermögen an, die sie in Sternenschiffe investierten; und schließlich gründeten sie Kolonien weit außerhalb der Grenzen menschlicher Expansion.
Die schlauesten More thans jedoch blieben dort, wo die am weitesten fortgeschrittene Forschung stattfand. Einige von ihnen erkannten die Verpflichtung zu einer Loyalität gegenüber jedem bewußten Leben, die die bloße Loyalität gegenüber der eigenen Subspezies überstieg. Sie endlich erkannten auch, daß eine rationale Spezies sich selbst zu mehr Rationalität umgestalten könnte und müßte; und sie begannen dort, wo der Bedarf am größten war: bei der Menschheit, sie selbst eingeschlossen. Die schlauesten More thans wurden noch schlauer.
Harlie
Korie überflog den Bericht auf dem Schirm vor sich. Ihm gefielen die Konsequenzen nicht, die sich daraus ergaben, aber er hatte keine große Wahl. Harlie war genauso verantwortlich für das Schiff wie jedes andere Besatzungsmitglied auch – vielleicht sogar noch mehr.
Das Problem war, daß es keine Präzedenzfälle für eine derartige Situation gab. Nicht einmal verläßliche Simulationen. Niemand konnte vorhersagen, wie ein künstliches Bewußtsein reagieren würde, das man in einer amputierten Umgebung aufweckte. Waren die Erfahrungen ähnlich traumatisch wie bei einem Menschen? Oder würde die künstliche Intelligenz einfach die Umstände akzeptieren? Wie groß war in dieser Situation die Wahrscheinlichkeit eines Schadens an ihrer Identität?
Niemand wußte es.
Und obwohl er die Frage nun beinahe seit einer Woche immer und immer wieder in seinem Kopf umhergewälzt hatte, besaß Korie noch immer keine Vorstellung von dem, was geschehen würde, wenn er erst mit dem Prozeß der Reaktivierung Harlies begonnen hatte.
Der Leitende Ingenieur Leen schob sich in den vollgestopften Rechnerraum und verankerte sich neben Korie. »Alles fertig?«
»Haben Sie Ihren Notschalter bereit?«
Statt einer Antwort hielt Leen eine Fernbedienung hoch. »Glauben Sie, daß wir die brauchen?«
»Ich hoffe bei Gott, daß sie nicht vonnöten sein wird.«
»Sie hoffen bei Gott?«
»Nur eine Redensart. Man soll die Hoffnung nie aufgeben. Ich werde am Sonntag sicher nicht in der Kapelle sein.«
Leen grinste.
»In meiner Religion hören wir niemals auf, für verlorene Seelen zu beten.«
»Sie brauchen nicht für meine Seele zu beten«, sagte Korie geistesabwesend, während er seine Aufmerksamkeit erneut auf den Schirm richtete. »Ich verkaufe sie Ihnen. Sie müssen mir nur ein akzeptables Angebot machen.« Er deutete auf den Schirm. »Nach den Ergebnissen hier läuft das Netzwerk mit einer Effizienz von dreiundvierzig Prozent. Die Massetreiber sind bereit, aber nicht eingeschaltet, die Singularitätsmonitore sind wieder operativ, die Fluktuatoren sind rekalibriert, und die Lebenserhaltungssysteme sind nur noch zehn Prozent unterhalb des kritischen Niveaus. Kann ich davon ausgehen, daß diese Angaben korrekt sind?«
»Ganz besonders die Daten über die Lebenserhaltung.«
»Sagen Sie mir die Wahrheit: Werden wir es schaffen?«
»So lange Sie ein- und ausatmen, werden wir es schaffen. Wenn Sie aufhören, werden Sie wissen, daß wir es nicht geschafft haben.«
»Danke, Mister Leen. Ich war schon immer ein
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