Die Reise der Jona
damit sie Flottenstandard erreicht, und ich trainiere Sie, damit Sie meinem Standard genügen. Und vielleicht sind Sie danach wirklich bereit, Kapitän zu werden. Einverstanden?«
»Habe ich eine Wahl?«
»Nein, eigentlich nicht. Nicht wirklich.«
»Dann hat das ja wohl nicht viel von einem Handel, oder?« Korie lächelte. »Bestenfalls ist es ein Befehl. Schlimmstenfalls ist es ein Vertrag, der unter Zwang zustandegekommen ist.«
»Ich sehe… ja. Ein Punkt an Sie. Aber das ist mir vollkommen gleichgültig. Alles, was ich wissen will, ist folgendes: Werde ich mich auf Sie verlassen können?«
»Das stand nie in Zweifel… Kapitän.«
»Wir werden sehen«, sagte Hardesty. »Wir werden sehen.«
Der Sicherheitsoffizier
Korie marschierte durch den Kielschacht in den Betriebsraum unter der Brücke. Der Raum war ein winziges Abteil, vollgestopft mit Konsolen, Tastaturen und Monitoren. Nur zwei der Rechnerkonsolen waren bemannt, aber beide zeigten grünen Status.
Er kletterte die drei Stufen zur Kommandozentrale hinauf und erblickte den Holotisch, der eine Rißzeichnung des Schiffs zeigte. Der große Hauptbildschirm an der Vorderfront der Kommandozentrale war auf die entfernten, unbeweglichen Sterne gerichtet, ein kaltes, leidenschaftsloses Fenster.
Korie wußte, daß etwas nicht stimmte, noch bevor er die Zentrale richtig betreten hatte. Die Stille warnte ihn. Die eigenartigen Blicke aus den Gesichtern seiner Mannschaft verrieten ihm…
Korie wandte sich um und erstarrte.
Die gesamte Besatzung der Kommandozentrale starrte auf Oberleutnant Brik. Er war fast drei Meter groß, die Schultern einen Meter zwanzig breit. Seine Schnauze war orangerot gestreiftes Fell. Seine Eckzähne schienen so lang wie Kories Finger.
Er war ein Morthanischer Tyger.
Ein Morthaner. Ein genetisch aufgerüstetes, biologisch verändertes, bis auf die letzte Zelle maßgeschneidertes Produkt gesteuerter Evolution. Ein Angehöriger desjenigen Teils der menschlichen Spezies, der die Kontrolle über sein biologisches Schicksal selbst in die Hand genommen und etwas Furchterregendes aus sich geschaffen hatte. Tyger. Eine Unterklasse der Kriegerkaste. Der gemeinere Teil der Familie.
Preisfrage: Was erhält man, wenn man einen drei Meter großen Zen-Abwehrspieler mit einem Säbelzahntiger kreuzt? Antwort: Man erhält Brik. Einen buddhistischen Gorilla.
Er war furchterregend. Er schien nur aus Fleisch und Knochen und Muskeln zu bestehen. Er roch nach heißem Wüstensand und Blut. Er schien direkt aus Kories schlimmstem Alptraum zu kommen. Und er grinste.
Er trug eine Flottenuniform.
Korie war entsetzt.
Die anderen Offiziere und Besatzungsmitglieder standen oder saßen wie angewurzelt auf ihren Posten. Der Leitende Ingenieur steckte mit dem Oberkörper in einer Konsole, deren Verkleidung abgenommen war. Man konnte trotzdem sehen, wie es in ihm brodelte.
Plötzlich erschien Kapitän Hardesty durch einen Hintereingang auf der Brücke und machte einen Schritt nach vorn. Er beugte sich über das Geländer und sagte: »Ah, wie ich sehe, haben Sie sich bereits alle mit Ihrem neuen Sicherheitsoffizier bekanntgemacht… Oberleutnant Brik. Mister Korie, haben Sie ein Problem?«
Korie wirbelte herum und blickte dem Kapitän in die Augen. »Ja, Sir, ganz sicher. Ein Morthaner steht auf der Brücke.«
Hardesty ignorierte Kories Wut. Er sagte leise: »Es gibt Menschen, die auf der Seite der Solidarität kämpfen. Es gibt Morthaner, die auf unserer Seite stehen. Es ist ein großer Krieg. Es ist genug Platz für jeden da.« Und er fügte hinzu: »Oberleutnant Brik ist an Bord, weil ich ihn angefordert habe. Er ist der verdammte beste Sicherheitsoffizier jenseits der Hölle.«
Grollend wandte Korie sich um und blickte Brik an. Das heißt, er blickte auf dessen Brust. Er wich einen Schritt zurück und blickte hoch. Und höher. Und noch einen Schritt zurück. Und noch höher.
Brik grinste. Seine Schneidezähne waren länger, als Korie im ersten Augenblick gedacht hatte. Dann sprach Brik. Seine Stimme rumpelte wie ein Kriegsschiff. »Ich bin nicht Ihr Gegner«, sagte er zu Korie. »Ihr Gegner ist… dort draußen.«
Korie funkelte den Morthaner an. »Das weiß ich selbst«, erwiderte er. »Aber wer ist Ihr Gegner?«
Brik bewegte sich vorsichtig, um niemanden zu beunruhigen, und deutete auf seine Brust. »Mein Gegner ist hier drinnen…«
Das hatte Korie nicht erwartet. Er wußte nicht, wie er darauf reagieren sollte. Es war keine Antwort,
Weitere Kostenlose Bücher