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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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ich?«
    »Nichts, Sir!«
    »Reden Sie! Sie können meine Gefühle nicht verletzen. Ich besitze keine.« Hardesty klopfte gegen die Stahlplatte auf der rechten Seite seines Schädels. »Man hat sie entfernt.«
    »Nichts, Sir! Es ist nur… nun, ich habe in der Annahme gehandelt, daß man mir das Kommando über dieses Schiff lassen würde. Weil es keinen Kapitän in der Flotte gab, der die LS-1187 haben wollte.«
    »Ihre Annahme war falsch.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ich vermute, Sie halten das für unfair. Sie meinen, das Schiff sollte Ihnen gehören.«
    »Sir! Kapitän Lowell hat meine Beförderung empfohlen…«
    »Kapitän Lowell ist tot. Und in Anbetracht seines Mangels an Urteilsvermögen, als er die Morthaner zum Konvoi geführt hat – und der Schlappe bei Marathon… «
    »Wir hatten keine Möglichkeit, sie zu entdecken. Die Drachenfürst besitzt die größte Hyperraumblase, die je von einem Generator errichtet wurde. Sie konnten uns aus einer Entfernung von Lichtjahren beobachten. Wir hatten keine Chance, sie unsererseits zu entdecken.«
    Hardesty fuhr fort, als hätte Korie nicht gesprochen.
    »… und wenn man die gesamte Geschichte seiner Fehlentscheidungen berücksichtigt, dann erscheint es wohl kaum als angemessen, Sie auf seine Empfehlung hin mit dem Kommando über ein Raumschiff zu betrauen. Und Ihnen ausgerechnet das Kommando über dieses spezielle Schiff zu überlassen, das erscheint mir ganz besonders dumm und riskant.« Hardesty hob den Kopf und hielt Kories Blick fest, als wolle er ihn auffordern zu widersprechen.
    Korie versuchte, seine Möglichkeiten abzuschätzen. Er hatte keine. Er atmete tief durch und fragte: »Bitten Sie um meinen Rücktritt? Ich habe bereits dreimal versucht, ihn einzureichen. Ich würde ihn mit Freuden ein viertes Mal einreichen, wenn Sie ihn annehmen.«
    Hardesty erlaubte sich ein kaum sichtbares Lächeln. Respekt? Boshaftigkeit? Korie konnte es nicht sagen. »Unglücklicherweise nicht. Nein, ich bitte Sie nicht um Ihren Rücktritt. Aber da Sie fragen – ja, ich habe darum gebeten, mir einen anderen Ersten Offizier zuzuteilen. Da ich auch einen neuen Sicherheitsoffizier, einen neuen Astrogator und einen neuen Waffenspezialisten mitbringe, erschien es mir nur als angemessen. Aber… hm, wie Ihnen vielleicht bereits selbst zu Ohren gekommen ist, stand niemand zur Verfügung.«
    »Ja«, entgegnete Korie und wählte sorgfältig die nächsten Worte. »Ich habe davon gehört. Danke, daß Sie ehrlich zu mir sind. Sonst noch etwas, Sir?«
    »Ja, allerdings. Was war der Sinn dieser… kleinen Demonstration im Hangar?«
    »Eine Party, Sir. Sie haben sie sich verdient.«
    »Ich bin nicht Ihrer Meinung«, sagte Hardesty. »Dieses Schiff ist eine Schande. Wir werden es saubermachen.« Sein Ton verschärfte sich. »Wissen Sie, ich bin nicht Kapitän Lowell. Ich bin kein netter Mann. Und ich bin nicht hier, um mir Freunde zu machen. Ich kenne nur eine einzige Aufgabe im Leben: die Morthan-Solidarität zu zerstören. Wissen Sie, was Ihre Aufgabe ist?« Er starrte Korie in die Augen und wartete auf eine Antwort. Korie starrte zurück. Diesmal wählte er seine Worte noch sorgfältiger. »Meine Aufgabe ist es sicherzustellen, daß Sie Ihre Aufgabe erfüllen können.«
    Hardesty entspannte sich. Fast lächelte er. »Sehr gut«, lenkte er ein. »Und Ihre Enttäuschung darüber, daß Sie kein eigenes Kommando bekommen haben – wird sie unserer Zusammenarbeit nicht im Weg stehen?«
    Die Frage war eine Beleidigung. Korie versteifte sich in Habachtstellung, bevor er antwortete. »Sir! Sie können sich darauf verlassen, daß ich Ihnen und diesem Schiff so gut dienen werde, wie ich nur kann.«
    Hardesty brummte: »Man hat mir gesagt, daß Sie so antworten würden.« Sein Nicken war eine Geste der Akzeptanz. »Hören Sie zu: Sie und ich, wir beide müssen uns nicht mögen. Tatsache ist, daß es mir sogar lieber wäre, wenn wir uns nicht mögen. Es würde mir die Sache ein gutes Stück leichter machen, wenn ich weiterhin glauben könnte, Sie wären ein sturer Dummkopf. Aber wir müssen zusammenarbeiten, und das erfordert ein Minimum an gegenseitigem Respekt.«
    Hardesty wartete, aber Korie wußte keine Antwort. Das Schweigen zog sich lastend in die Länge, während der Kapitän seinen Eins-O studierte.
    Schließlich erkannte Hardesty, daß Korie nicht antworten würde, und nahm das Gespräch wieder in die Hand: »In Ordnung. Ich schlage Ihnen einen Handel vor. Sie werden die Mannschaft trainieren,

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