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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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seinem dreckigen Jagdstiefel gegen den Rucksack. »Wir geben keine Almosen. Zieh Leine!«
    Der Kraftprotz bückte sich nach dem Futteral, in dem Tarans Schnellfeuergewehr steckte, und erstarrte plötzlich. Eine kalte Pistolenmündung berührte seine Schläfe.
    »Zieh selbst Leine«, erwiderte Gleb leise und entsicherte seine Pernatsch.
    »Du bist wohl übergeschnappt, Kleiner.« Der Mann richtete sich langsam auf und warf Gleb einen feindseligen Blick zu. »Auf der Station mit einer Kanone rumzufuchteln! «
    Ein harter Schlag auf Glebs Hand ließ die Waffe zu Boden fallen. Ein weiterer Schlag folgte, diesmal in den Bauch. Gleb stürzte zu Boden und schnappte nach Luft. Ein Stiefel blitzte auf. Der Junge flog zur Seite. Seine rechte
Gesichtshälfte brannte vor Schmerz. Gleb wollte nach der Pistole greifen, aber der Jagdstiefel drückte seine Hand zu Boden. Der Junge heulte auf und presste die Zähne zusammen.
    Plötzlich stürzte der Kraftprotz zur Erde. Dessen Kumpan schaffte es gerade noch, den Stalker überrascht anzuglotzen, da versetzte ihm dieser bereits einen so gewaltigen Fußtritt, dass er zusammenklappte.
    »Wieso hast du es auf fremdes Eigentum abgesehen, Arschloch?« Taran drückte den ersten Angreifer gegen eine geborstene Säule. Der nun folgende Schlag ließ dessen Kopf willenlos zur Seite baumeln. »Hast wohl selbst nichts verdient? «
    Einige Faustschläge später humpelte der Pechvogel in die Menschenmenge zurück, wobei er sich die blutverschmierte Fratze abwischte.
    »Steh auf!« Taran beobachtete, wie Gleb langsam vom Boden aufstand, dann legte er ihm ein Messer in die Hand. »Er hat versucht zu stehlen, und mit Dieben wird in der Metro nicht lang gefackelt.«
    Der Stalker stieß gegen den willenlos daliegenden Körper, bog den Arm des Einbrechers um und drückte seine Hand auf den rauen Beton.
    »Schneid die Finger ab!«
    Der arme Teufel heulte auf, wand sich. Aber Taran hielt ihn in eiserner Umklammerung.
    »Schneid sie ab, hab ich gesagt!«
    Entsetzt starrte Gleb den Stalker an. Er atmete schwer, seine Hände zitterten.
    »Nein …«

    »Mach schon!«
    »Nein, das mach ich nicht.«
    »Schneid sie ab, du Grünschnabel, oder ich mach Hackfleisch aus dir!«
    Gleb hielt dem schweren Blick seines Meisters stand, dann reichte er ihm langsam das Messer hin:
    »Nur zu. Das kannst du ja am besten. Aber lass den da laufen.«
    Um sie herum hatte sich bereits eine Zuschauermenge versammelt. Auf dem engen Platz herrschte Grabesstille. Die Gaffer haschten nach jedem gesprochenen Wort. Taran richtete sich auf und ließ den Dieb laufen. Für einen Moment glaubte Gleb, in den Augen seines Meisters einen Anflug von Zufriedenheit erkannt zu haben.
    »Verschwinde, Drecksack!« Der Stalker versetzte dem Kraftprotz einen Fußtritt. »Hast nochmal Schwein gehabt heute.«
    Gleb atmete auf und sackte in sich zusammen. In seinen Beinen spürte er wieder dieses verräterische Zittern. Taran und er setzten die Rucksäcke auf, ergriffen schweigend ihre Waffen und begaben sich zu dem Eingang des technischen Bereichs der Station.
    Hier erwartete sie bereits ein flinker, junger Kerl von etwa zwanzig Jahren, dessen unruhiger Blick ein Eigenleben zu führen schien. Er führte die Gefährten durch den Kesselraum sowie eine feuchte Kammer, wo die geschlachteten Schweine zerlegt wurden. Unter den aufmerksamen Blicken der Stationsbewohner passierten sie das Lebensmittellager und erreichten nach einem engen Durchgang die Sickergrube. Nachdem sie etwa hundert Meter durch
eine stinkende Brühe gewatet waren, kletterten sie an rostigen Bügeln eine Wand hinauf, öffneten eine Luke in der Decke und gelangten in einen der Ringgänge des Werkbunkers. Gleb hatte es aufgegeben, sich den Weg einzuprägen. Ohne einen Führer kam man hier nicht weit. Nachdem sie durch ein sperrangelweit geöffnetes Sicherheitstor getreten waren, führte der zappelige junge Mann die beiden durch ein kurzes Labyrinth von Gängen und trat schließlich mit ihnen auf das Werksgelände hinaus.
    »Ihr müsst da rüber.« Der Bursche zeigte mit der Hand in Richtung Damm. »Wartet an der Eisenbahn, er wird bald da sein.«
    Der Bursche bedeckte den Mund mit dem Ärmel seines Hemdes und verschwand eilig hinter der Tür. Gleb rückte die Maske seines Atemgeräts zurecht und erschauerte. Einfach so nach draußen zu gehen, ohne Ausrüstung, das hätte er nicht riskiert.
    Taran hatte sein Maschinengewehr in Anschlag gebracht und war schon auf dem Weg zu der Eisenbahnstrecke.

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