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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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unterdrückte eine Panikattacke, ließ sich auf den Boden des Schachtes herab, entsicherte seine Pernatsch, stellte das Nachtsichtgerät ein und sah sich aufmerksam nach allen Seiten um.
    Seinem Blick bot sich ein langer, rechteckiger Gang, der sich in beide Richtungen erstreckte. Es herrschte Stille. Kein Geraschel, kein Luftzug, nichts. Absolute Finsternis und ein nackter Betongang, der wer weiß wohin führte.
    Gleb wollte nicht einfach nur dasitzen und demütig auf Hilfe warten. Vielleicht würde es ihm gelingen, einen anderen Ausgang zu finden. Beidhändig hielt er die Pistole vor sich und ging vorwärts. Zehn Meter. Zwanzig. Der Gang endete an einer soliden Eisentür. Das verglaste Guckloch war mit einem rostigen Gitter bewehrt. Hinter dem Fensterchen war nichts zu erkennen. Das Handrad, mit dem der Riegel betätigt wurde, ließ sich nicht bewegen: Offenbar war diese Tür schon lange nicht mehr geöffnet worden.
    Der Junge schlich wieder zum Schacht zurück und ging in die andere Richtung weiter. Nach zehn Metern bog sich der Gang leicht und öffnete den Blick auf einige seitliche Abzweigungen. Unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen
passierte Gleb einige größere Räume, die mit allem möglichen Plunder vollgestellt waren, sowie eine Reihe kleiner Kammern. Abgesehen von dem Bauschutt, der dort chaotisch herumlag, waren die Räume leer. An einer der Wände lag ein mächtiges Werkzeug. Ein Bohrer? Ein Presslufthammer? Ein dickes Kabel zog sich von dem Gerät durch den ganzen Raum und verschwand im Gang.
    An der Decke hingen Girlanden spärlicher Lämpchen, die sich nachlässig durch die gesamte Anlage zogen. Die provisorische Beleuchtung und das Fehlen von Starkstromkabeln an den Wänden konnten nur bedeuten, dass das Bauvorhaben nicht zu Ende gebracht worden war. Woher hatten sie dann den elektrischen Strom genommen? Gleb lief das Kabel entlang, das sich durch den gesamten Gang wand und schließlich hinter einer Ecke verschwand. In einer kleinen Nische stand hinter einer Trennwand ein Dieselgenerator. Dahinter, gleich nach den Fässern mit dem Dieselöl, ging es einen engen, schrägen Gang hinab.
    Eine Reihe unebener Stufen führte nach unten. Wie sich herausstellte, waren es gar nicht so viele.
    Von unten drangen unverständliche Laute herauf.
    Am Eingang zu einer Halle kauerte sich der Junge hin, warf einen vorsichtigen Blick hinein – und zuckte zusammen. Der Anblick, der sich seinen Augen bot, ließ sich nicht beschreiben. Eine Wahnvorstellung, ein Wirklichkeit gewordener Alptraum. Starr vor Entsetzen, außerstande sich abzuwenden, blickte der Junge auf das Geschehen …
    Nun wusste er, was aus den verschwundenen Brüdern des Wilden von der Makarow-Akademie geworden war.
Zwischen zahlreichen Kisten und Paketen wimmelte es von Wesen, halb Menschen und halb Tote. Ihre Bäuche waren riesig aufgebläht, und sie gaben schmatzende Geräusche von sich. Ihre Gesichter waren verzerrt von der Maske des Wahnsinns. Ungeschickt mit blutigen Fingern hantierend, fraßen die Dickwänste fieberhaft irgendwelche Fleischkonserven, halbverfaulte Graupen und Klumpen einer feucht gewordenen Substanz, höchstwahrscheinlich Mehl. Gleb krümmte sich vor Abscheu, beobachtete aber weiter, wie sich einer der Unglücklichen den Mund mit verschimmeltem Reis vollstopfte und gleichzeitig aus einem Haufen eine neue Konservendose hervorwühlte, die er an der Kante einer Blechkiste aufzuschlagen versuchte.
    Welcher Wahnsinn hatte die Menschen in diesem Lebensmittellager erfasst, dessen Vorräte hier offensichtlich seit Vorkriegszeiten lagerten? Während der Junge beobachtete, wie sich die menschenähnlichen Geschöpfe in der Dunkelheit bewegten, versuchte er, ruhig Blut zu bewahren, doch zunehmend ergriff eine irrationale Angst von ihm Besitz. Das Nachtsichtgerät lieferte inzwischen kein scharfes Bild mehr.
    Gleb bemerkte eine unruhige Bewegung in der Halle und drehte an dem Stellrad – und genau da gab das Gerät seinen Geist auf.
    Der Junge schaltete seine Stirnlampe an. Der Lichtstrahl entriss der Dunkelheit das aufgedunsene, blau angelaufene Gesicht des nächststehenden Scheusals. Es kniff die Augen zu, öffnete sie dann mit schmerzverzerrtem Gesicht. Für einen Augenblick nahm sein Blick einen verständigen Ausdruck an.

    »T-ö-ö-ö … e-e-e!«, blökte der Dickwanst. Seine aufgerissenen Augen verrieten, wie sehr es ihn quälte. »T-ö- ö-ö … m-i …!! Töööteee! Miiich …«
    Töte mich, erriet Gleb. Er will sterben. O

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